1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Wittenberg
  6. >
  7. Ruden: Ruden: Gold für Rackith

Ruden Ruden: Gold für Rackith

Von andreas richter 18.07.2012, 12:29

wittenberg/MZ. - Ein langer Tag liegt hinter Clemens Kuhnert, als er am Montagabend wieder sein Studentendomizil in Berlin erreicht. Früh morgens ist der aus Rackith stammende 20-Jährige vom Flughafen Vilnius, der Hauptstadt Litauens, aufgebrochen, um vor allem das wichtigste Stück seiner bisherigen Ruderkarriere sicher nach Hause zu bringen. In seinem Gepäck lag nämlich die Goldmedaille, die er mit seinen Teamkollegen im Vierer ohne Steuermann am Sonnabend bei der U 23-Weltmeisterschaft erkämpfte.

Vergangenes Jahr Silber bei der WM in Amsterdam, dieses Mal Gold. Was kommt 2013? Clemens Kuhnert lacht erstmal herzhaft am Telefon. "Ganz so weit bin ich mit meinen Planungen noch nicht. Im Moment beschäftigt mich eigentlich mehr das Auspacken meiner Klamotten." Die lässt er dann aber doch liegen und wagt sich an eine Zukunftsprognose. "In einem Jahr wäre noch einmal Gold bei der U 23 ein reales Ziel. Aber wer weiß, vielleicht ergibt sich bis dahin sogar was bei den Senioren."

Nach Olympia besonders günstig

Günstig, sich weiter nach vorn zu arbeiten, wäre die Zeit. Erklärt jedenfalls der frischgebackene Goldmedaillengewinner. "Wir rutschen nach diesem Sommer ins nacholympische Jahr. Da hören erfahrungsgemäß immer Leistungsträger auf." Da hätten so junge Hüpfer wie er Chancen, an der eigenen Karriere zu feilen. Dabei legt sich Clemens Kuhnert gar nicht so genau fest, wo er in den kommenden fünf Jahren sportlich betrachtet stehen will. "Ich mache dies ja nicht hauptamtlich, sondern muss den Leistungssport, ich trainiere beim Berliner Ruderclub, mit dem Studium unter einen Hut bringen."

Dies sei nicht einfach. "Vorstellbar ist vieles. Ich habe schließlich jetzt festgestellt, dass ich bestimmte goldene Dinge mag. Da könnten von mir aus ruhig noch einige dazukommen." Also doch Karrierepläne? "Sagen wir mal so, ich bastel weiterhin daran."

Momentan aber überwiegt noch der Genuss des WM-Erfolges vom Wochenende. Mit Paul Schroeter, Nils-Ole Bock und Bastian Bechler saß der Rackither im Vierer ohne Steuermann, der unbeirrt seine Bahn auf der bei Vilnius liegenden Wettkampfstrecke in Trakai zog. Hat man vor dem Start eigentlich ein Gefühl dafür, dass am Ende der erste Platz herausspringen könnte? "Wie soll ich das beschreiben? Ja und nein würde ich sagen. Die Ahnung, dass es diesmal für ganz vorn reichen könnte, stellt sich nicht erst am Wettkampftag ein." In den Wochen und Monaten vor so einem wichtigen Rennen zeige die Leistungskurve, wohin die Reise gehen könnte. "Wir waren gut drauf, hatten also schon lange vor der WM das Gefühl, ein heißer Anwärter auf Gold zu sein", erinnert sich Kuhnert. Am Sonnabend sei es "nur" noch darauf angekommen, diese Form mit einer Punktlandung zu bestätigen. "Hat zum Glück bestens funktioniert."

Keine Pause vom Studium

Erinnerungen und eine Medaille bleiben, doch der Alltag verschont auch einen WM-Sieger nicht. Montagabend Ankunft in Berlin, einen Tag später sitzt Clemens Kuhnert schon wieder im Hörsaal und trifft sich nachmittags mit seinem Professor. "Ich habe einiges nachzuholen. Wegen der Meisterschaft war ich schließlich knapp einen Monat nicht mehr an der Uni."

Auch ein Abstecher in seine Heimat steht vorläufig nicht auf dem Programm. "In zwei Wochen beginnen die Semesterferien. Da trete ich aber mein Praktikum an, das ist Teil des Studiums." Wohl erst im September wird der Ruderer die Zeit finden, Familie und Freunde in Rackith zu besuchen. Vielleicht schaut er dann auch mal beim Ruderclub Wittenberg vorbei. Dort betrat er schließlich seinen Erfolgsweg. "Im April 2005, das weiß ich noch ganz genau."