NKWD-Lager Tost NKWD-Lager Tost: Historikerin plant Fahrt in ehemaliges Massenvernichtungslager

Gräfenhainichen - Die Historikerin Sybille Krägel plant eine Fahrt zur Gedenkstätte nach Tost (Polen) am 13. Mai. In dem ehemaligen Lager des sowjetischen Geheimdienstes wurden nach Ende des Zweiten Weltkrieges im Mai 1945 bis Ende 1945 circa 3.000 von den 4.500 Häftlingen umgebracht.
Laut der Forscherin wurden mindestens 69 Männer aus der Region Gräfenhainichen in dieses Massenvernichtungslager verschleppt. Die Historikerin freut sich über die Resonanz aus dem Wittenberger Landkreis.
„Jetzt melden sich vermehrt Enkel und Urenkel“, so die Hamburgerin, die für das Aufdecken der Gräueltaten die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland erhalten hat und vom Stadtrat Toszek zur Ehrenbürgerin ernannt wurde.
„Das von der NKWD begangene Verbrechen ist eine der tragischsten und dunkelsten in der Geschichte unserer kleinen Heimat“, so Bürgermeister Grezgorz Kupczyk.
„Ich bin Tochter eines der Opfer. Mein Vater Hans Rasmussen aus Hainichen in Sachsen hat als 39-Jähriger die Hölle keine vier Monate überlebt. Ich habe gleich 1990 begonnen, dieses Lager auszuforschen. Das wurde erst nach dem Mauerfall möglich. Nach wie vor melden sich Interessierte bei mir, die jetzt ihre Groß- bzw. Urgroßväter suchen. Meist kann ich Auskunft geben, worüber sich viele nach dieser langen Zeit fast schon wundern. Ich arbeite ehrenamtlich“, so Sybille Krägel.
Ihre Veröffentlichungen sorgten nach der Wende gerade im Osten und besonders in Gräfenhainichen für Aufsehen und Diskussionen. „Bis zum Mauerfall im November 1989 blieb dieser Terror ein Flüsterthema in der DDR“, nennt Krägel einen Grund dafür.
Nach ihren Angaben verschwanden in Deutschland nach willkürlichen Verhaftungen 180.000 Menschen ohne Gerichtsurteil hinter Gitter und Stacheldraht, darunter auch „gefährliche“ Zwölfjährige. Weitere Infos oder Anmeldungen zur Fahrt bei Sybille Krägel unter Telefon 040/53 32 05 99. (mz)