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Neustart in Coswig Neustart in Coswig: Hotel sucht Pächter

Von Ilka Hillger 06.05.2016, 14:21
In der Coswiger Bahnhofstraße erfährt das einstige Hotel „Stadt Coswig“ eine Auffrischung.
In der Coswiger Bahnhofstraße erfährt das einstige Hotel „Stadt Coswig“ eine Auffrischung. Klitzsch

Coswig - Wie sieht ein Hotel aus, wenn es 20 Jahre leer stand? „Es ist doch gar nicht so schlecht“, meint Peter Straub und läuft durch die Räume des Hauses in der Coswiger Bahnhofstraße 7. Tatsächlich sind zwei Jahrzehnte ziemlich sanft mit 24 Hotelzimmern, Frühstücksraum, Gaststätte und Küche umgegangen.

1996, nach nur zwei Jahren Betrieb, musste an diesem Ort das „Hotel Stadt Coswig“ schließen. Zu hohe Preise, zu wenig Gäste - der Aufwind in der Bahnhofstraße war von kurzer Dauer. Als Pächterin Sabine Kühn damals die Türen abschloss, blieben sie lange zu. Dann kam Peter Straub. Wie auch schon der Investor aus den frühen 1990er Jahren stammt er aus Köln und startet nun einen neuen Anlauf an der Elbe.

„Ein Freund machte mich auf die Zwangsversteigerung aufmerksam“, erzählt der 55-Jährige. Er sah sich das Objekt an und staunte über den gut erhaltenen Zustand. Straub blieb der einzige Bieter und erhielt den Zuschlag. Drei Jahre ist das jetzt her. Seit 14 Tagen ist sein Haus nun eine Baustelle.

„Das Dach wird neu gemacht, die Fassade ausgebessert, innen gibt es einige Arbeiten“, sagt der Kölner Unternehmer und führt durch Altbau und Anbau. Gerade hat er sich mit seinem Bauleiter Frank Buchholz, der praktischerweise zugleich auch der Nachbar ist, getroffen. Die Renovierungsrichtung für die kommenden Wochen ist vorgegeben, Straub lässt den Handwerkern noch einen Kasten Bier zum Männertag da und kann sich dann wieder auf den Weg nach Köln machen und sich dort um sein Unternehmen in der Abwasserbranche kümmern.

Fichtenbreite, Elbterrassen, Marina und Pensionen oder Ferienzimmer - die Übernachtungsmöglichkeiten in Coswig sind überschaubar. Das Hotel „Stadt Coswig“ funktionierte in den frühen 1990er Jahren nur kurze Zeit, weil damals vor allem Geschäftsleute dort wohnten, die durch etliche Firmenansiedlungen in der Region vor Ort tätig waren und Unterkunft brauchten. Der damalige Investor Manfred Siebenmorgen ließ das Haus komplett renovieren, richtete es neu ein und eröffnete es im April 1994. (mz/ihi)

Das soll auch künftig so bleiben, denn Peter Straub sucht einen Pächter für das Coswiger Hotel, das er künftig jedoch eher als eine Pension mit gutbürgerlicher Gaststätte sieht. „Ich hoffe, dass sich - auch mit Blick auf das Reformationsjubiläum 2017 - jemand findet, der Lust auf diese Aufgabe und Herausforderung hat“, sagt Straub. „Das könnte gut laufen“, meint er. Bauleiter Buchholz schließt sich dem an. „In dieser Richtung hat Coswig nicht allzu viel zu bieten“, meint er.

Dass die Coswiger auch Interesse an einer guten Gaststätte haben, merkt Frank Buchholz an den Nachfragen auf der Baustelle. „Ständig kommen Leute vorbei und wollen wissen, was hier passiert und daraus wird“, erzählt er. Vor allem regionale Küche und moderate Preise seien mit dem Wunsch nach einem neuen Angebot in der Stadt verbunden. Dafür müsste ein potenzieller Pächter gar nicht viel mitbringen, denn nahezu alles für einen Betrieb ist schon vorhanden und trotz 20 Jahren Ruhezeit noch nutzbar.

„Das sind gute Massivholzmöbel“, sagt Peter Straub und klopft aufs Kirschbaumfurnier eines Schrankes. Auf den Betten liegen bunte Überwürfe im gleichen Design wie die Vorhänge, vielleicht etwas verstaubt aber keineswegs verblasst. Die Bäder sind schlicht Weiß mit hellgrauen Waschbecken und Duschen. Der Teppichboden bräuchte noch eine Grundreinigung. „Aber das sind alles überschaubare Arbeiten“, meint Peter Straub. Als Mann, der einst selbst im Hotel- und Gastgewerbe gearbeitet hat, findet er die Küche so perfekt, dass sich gleich kochen ließe. Ein paar Pfannen liegen sogar noch im Regal. Sie waren in der Versteigerungsmasse mit dabei.

Das sind also insgesamt nicht die schlechtesten Voraussetzungen für einen neuen Start am traditionellen Standort, denn das einstige „Stadt Coswig“ hatte eine noch längere Vorgeschichte als Bahnhofshotel. Willi Wirt und Helmut Apfel waren frühere Betreiber, erzählt Nachbar Frank Buchholz. „Zum alten Willi“ ist deshalb auch Peter Straubs Idee als Name für die Gaststätte. Es braucht dafür nur noch einen neuen Willi oder vielmehr Wirt.

Interessenten, die Hotel und Gaststätte pachten möchten, können sich an Peter Straub wenden unter der Mailadresse [email protected].

Inhaber Peter Straub (li.) und sein Bauleiter Frank Buchholz sind überzeugt, dass das einstige Hotel in Coswig eine Zukunft haben kann.
Inhaber Peter Straub (li.) und sein Bauleiter Frank Buchholz sind überzeugt, dass das einstige Hotel in Coswig eine Zukunft haben kann.
Ilka Hillger