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Neptunfest Flämingbad Coswig Neptunfest : Taufe mit Sahne und Wasser im Flämingbad Coswig

Von Karina Blüthgen 03.07.2016, 17:16
Meeresgott Neptun tauft Paul auf den Namen „Dünner Hecht“.
Meeresgott Neptun tauft Paul auf den Namen „Dünner Hecht“. Thomas Klitzsch

Coswig - Der Wetterbericht hatte erahnen lassen, dass Regenschauer den Freibad-Besuch vermiesen könnten. Doch einen derartigen Temperatursturz hatte Dirk Jarosch nicht vermutet. „24 Grad Wasser, 20 Grad Luft“ musste der Wachführer, der die Aufsicht im Flämingbad Coswig hat, an der Tafel vermelden. Entsprechend mau sah es kurz nach Samstagmittag auch im Bad aus, obwohl das Neptunfest angesagt war und es am Strand eigentlich von Besuchern nur so wimmeln sollte.

Drinnen ist es warm

Zwei Kinder ließen sich den Badespaß trotzdem nicht nehmen. „Schön warm drin“, meinte Marlene, neun Jahre alt. Auch ihre drei Jahre alte Schwester Lucie hatte im Wasser getobt. Die beiden Mädchen aus Coswig wärmten sich erst mal auf. „Ich freue mich schon auf Neptun“, sagte Marlene, die das Spektakel mit den Häschern und der Sahne im Gesicht bereits im Vorjahr angesehen hatte.

Doch lange sah es so aus, als müsste Neptun an diesem Tag gar nicht kommen. Jarosch, der für die Stadtwerke Coswig arbeitet und auch Mitglied der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) ist, war lange skeptisch: „Gestern waren es 27 Grad. Und heute Morgen habe ich in Richtung Himmel geguckt und gesagt: Toll, wenn es so bleibt.“ Aber nach dem Durchzug dunkler Wolken und Regenschauern blies ein unangenehm böig-kühler Wind übers Wasser.

Vier Coswigerinnen ließen sich davon nicht beeindrucken. Allerdings, „so warm gekleidet wie heute waren wir noch nie“, gab Hanneliese Franke zu bedenken. Fast täglich treffen sie sich im Bad. „Das ist unser Urlaub. Der See und die Natur, einfach herrlich“, schwärmte Brigitte Bahn. Seit über 20 Jahren, so Rosi Lehnert, seien sie regelmäßig hier, mit Badesachen und Picknickkorb. „Einmal gehen wir auf jeden Fall rein“, war Anneliese Misterek noch optimistisch.

Erst einmal genossen drei der Frauen einen Rundblick über das Bad bis nach Coswig hinüber. Die Feuerwehr der Stadt hatte den Hubsteiger auf die Wiese gestellt, damit ging es in die Höhe. „Es war wunderschön“, freute sich Anneliese Misterek, nachdem sie wieder festen Boden unter den Füßen hatte. „Wir haben die Kirchturmspitze und die Umgebung gesehen.“

Glatter Aal, Dünner Hecht und Hässliche Kröte

Dann kam doch noch Bewegung ins Bad. Kinder von der DLRG-Ortsgruppe Zerbst, die derzeit im Ferienlager am Muldestausee in Pouch sind, rollten an und nahmen den Strand in Beschlag.

Kohlengrube „Berta“ lautete um 1900 der offizielle Name des Bergwerkes, das heute als Flämingbad Coswig bekannt ist. Nach einem Blitzschlag, der die Pumpe ausfallen ließ, lief die Grube voll Wasser. Erste bauliche Maßnahmen, die Grube zum Badegewässer umzugestalten, begannen 1963. Dafür wurden unter anderem der Wasserspiegel gesenkt und Baubuden abgerissen. 2014 hat das Bad 50-jähriges Bestehen gefeiert. Im vorigen Jahr hatte der Steg entfernt werden müssen, da sich Verbindungsstreben gelöst hatten.

Es dauerte gar nicht lange, da tobten über 30 Kinder samt Erwachsenen über die schwimmende Plattform samt mobiler Wasserrutschen. Höchste Zeit für Neptun, sich mit Haaren und Dreizack auszustatten. „Wir hoffen doch, dass er kommt“, meinte Simone Striebing, die Chefin im Ferienlager. Und das trotz des Wetters. „Wir sind im Regen losgefahren.“

Gegen 15.30 Uhr ruderten die Helfer den Meeresgott bis zum Strand. Hier hielt Neptun eine martialische Ansprache und beklagte den vielen Müll in den Gewässern der Erde. Doch das Flämingbad habe eine ausgezeichnete Wasserqualität, lobte er. Worauf er fünf Opfer aus der Kinderschar erkor, die er nach einer meist kurzen Flucht der Täuflinge, der Rasur mit Sprühsahne sowie einem merkwürdigen Trunk auf so ungewöhnliche Namen wie Glatter Aal, Dünner Hecht und Hässliche Kröte taufte.

Wöchentliche Schwimmrunden

Nach ihrer ausgiebigen Schwimmrunde und einem wärmenden Getränk betrachteten Rita Heinrich und Ursula Teichmann recht gelassen das muntere Treiben der Jugend, das sich doch noch entwickelt hatte. „Schade, dass das Wetter nicht so hinhaut“, bedauerte Rita Heinrich. „Aber im Wasser ist es ganz schön. Wir wollten gar nicht wieder raus.“ Jede Woche seien sie hier. „Für zwei Euro. Und wir tun etwas für unsere Gesundheit“, erklärten die Frauen.

Die vier Coswigerinnen auf der anderen Seite hatten die Idee mit dem Baden inzwischen aufgegeben. Langsam kehrte Ruhe ein in dem Gewässer, das um 1900 als Kohlegrube angelegt worden war (siehe „Ein Bad...“). „Bei einem Gewitter hatte der Blitz in die Pumpe eingeschlagen, das Grundwasser stieg. Und das Resultat sieht man heute“, plaudert Jarosch aus der Geschichte.

Dirk Jarosch war über den Verlauf des diesjährigen Neptunfestes zwar nicht unglücklich, aber ganz zufrieden wirkte er auch nicht. Am 23. Juli ist die Sputnik-Party auf dem Gelände des Flämingbades. Das Wetter an dem Tag kann eigentlich nur besser werden. (mz)

Bei 24 Grad Wassertemperatur macht das Baden Spaß.
Bei 24 Grad Wassertemperatur macht das Baden Spaß.
Thomas Klitzsch
Drei Coswigerinnen lächeln beim Aufstieg mit der Feuerwehr.
Drei Coswigerinnen lächeln beim Aufstieg mit der Feuerwehr.
Thomas Klitzsch