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Landgut Elbeland in Axien Landgut Elbeland in Axien: Der Kuh aufs Euter geschaut

Von Sven Gückel 24.06.2018, 15:02
Beim Gang durch die Stallanlage herrschte Neugier auf beiden Seiten des Gatters.
Beim Gang durch die Stallanlage herrschte Neugier auf beiden Seiten des Gatters. Sven Gückel

Axien - Es ist ein Mythos, dass Kinder glauben, Kühe wären lila. Allerdings wissen auch Landkinder nicht immer, welche Vielfalt die Landwirtschaft bietet und was genau im Stall passiert. Die Prettiner Grundschüler wollten dieses Wissensdefizit nun dauerhaft beseitigen.

Wenn Gerhard Böhme Besuchergruppen auf dem Gelände des Landgutes Elbeland Axien empfängt, schickt er sie meist auf die Waage. Auf ihr wird für gewöhnlich die Masse von Fahrzeugen ermittelt, doch für diesen Spaß funktioniert der Vorsitzende des Landgutes das Messgerät gern um. 3 170 Kilogramm bezifferte die Waage das Gewicht aller 75 Schüler und deren Lehrer der Grundschule Prettin. Ein Wert, den die Kinder ebenso wenig erwartet hatten wie das, was ihnen Böhme und dessen Mitstreiter im Anschluss zeigten.

In Gruppen aufgeteilt erkundeten die Jungen und Mädchen das Gelände des Landgutes, warfen einen Blick in alle Ställe, inspizierten die Vorratskammern für das Futter der Tiere, setzten sich hinter das Steuer von Traktor und Mähdrescher oder wälzten sich nach Leibeskräften im Stroh. Die Idee zu diesem Erlebnistag hätten die Frauen aus seiner Verwaltung gehabt, gab Böhme das an ihn herangetragene Lob gern weiter.

Auch wenn die Milchkühe, Kälber und Bullen im Landgut Axien große Aufmerksamkeit verlangen, gelten etwa 60 Prozent des anfallenden Aufwands dem Feldbau. Getreide, Winterraps, Gräser, Ackerbohnen, Erbsen, Sonnenblumen, Mais, Rüben und mehr werden auf den Flächen angebaut. Ein wichtiger Faktor ist zudem die Saatgutvermehrung. Eine Arbeit, die höchste Qualität verlangt und nicht jeder Betrieb ausführen kann.

Vor allem Mendy Buhle und Sagune Herrmann ließen im Vorfeld nichts unversucht, den Schülern etwas Unvergessliches zu organisieren. Dabei konnten sie von Beginn an auf die Unterstützung großer Unternehmen wie BASF oder das Milchwerk der BMI in Jessen hoffen. „Sie fanden die Idee ebenso toll wie zahlreiche Saatgutfirmen, der Bauernverband oder der Rinderzuchtverband“, betonte Buhle. Poster, Malstifte, Basecaps, eine Hüpfburg sowie frischer Joghurt von der BMI standen somit dank der Hilfe bereit.

„Wann hat denn ein Kind schon mal die Chance, ein Kalb zu sehen“, fragte Gerhard Böhme und begründete damit die Grundidee des „Erlebnistages Bauernhof“. Auch auf dem Land, wo Traktoren auf dem Acker und Kühe auf der Weide zum vermeintlich normalen Anblick gehören, braucht die Landwirtschaft Werbung. Für ihre Produkte, im Besonderen aber für die Gewinnung neuer Fachkräfte.

Zumindest für Leon Höcke (zehn Jahre) aus Prettin stand spätestens nach Abschluss des Besuches fest: Ich werde Landwirt! „Mein Vater arbeitet auch in der Landwirtschaft. Traktor fahren, mit Tieren arbeiten und immer an der frischen Luft zu sein, finde ich einfach klasse“, verdeutlichte er.

Auch wenn nicht alle Kinder sofort auf dem Bauernhof arbeiten möchten, ihren Spaß hatten sie trotzdem. „Es ist bei uns seit vielen Jahren Tradition, dass einzelne Klassen das Landgut besuchen. Dass wir aber alle an einem Tag hierherkommen, ist schon etwas Besonderes“, freute sich Lehrerin Ilona Meißner über die Einladung. Der Zeitpunkt sei zudem gut gewählt, fügte sie an.

Denn aufgrund der bevorstehenden energetischen Sanierung der Grundschule Prettin zieht diese vorübergehend in das benachbarte Gebäude der ehemaligen Förderschule. Während sich die Kinder auf dem Bauerhof vergnügten, hat eine Umzugsfirma damit begonnen, Tische, Stühle und Schränke in das Nebengebäude zu transportieren.

Drei Tage benötigt sie dafür. Aus diesem Grund organisierte die Schulleitung am Donnerstag ein Sportfest, während am Freitag alle Klassen individuell Wandertage unternahmen.

„Kommenden Mittwoch werden die Zeugnisse dann in den neuen Räumlichkeiten ausgegeben“, so Meißner weiter. Von dem Treiben an ihrer Schule bekamen die Grundschüler am Mittwoch aber nichts mit. Vielmehr lernten sie unter anderem, wie viel Milch eine Kuh durchschnittlich gibt und dass diese für nur wenige Cent an die Molkereien übergeben werden.

Ideenreichtum bewiesen die Landwirte beim Umgang mit ihren jungen Gästen bis zum Schluss. Denn neben dem Gummistiefelweitwurf durfte sich jedes Kind beim Lolli-Suchen betätigen. 75 der süßen Gaumenfreuden hatten Mitarbeiter des Landgutes in einem mit Korn gefüllten Behälter versteckt. Sie zu finden, bedurfte es Ausdauer und Geschick - woran es die Schüler nicht mangeln ließen.

(mz)