Landgut Axien Landgut Axien: Jung, dynamisch, Chef

Axien - Das Bild ist noch etwas gewöhnungsbedürftig, wirkt aber nicht befremdlich. Wer das Büro des Vorstandsvorsitzenden des Landgutes „Elbeland“ Axien betritt, blickt in ein junges Gesicht. Martin Hoffmann, 29 Jahre, hat vor drei Monaten auf dem Chefsessel Platz genommen. Er ist der Nachfolger von Gerhard Böhme. Knapp drei Jahrzehnte lenkte der die Geschicke des Agrarbetriebs.
Talent erkannt
Vor Martin Hoffmann steht ein aufgeklapptes Notebook, der Schreibtisch ist aufgeräumt, Papiere sind übersichtlich abgelegt. Schlank und groß, vor allem aber freundlich ist Hoffmann, der in Schöneicho lebt. Dass er eines Tages den Betrieb mit seinen aktuell 28 Mitarbeitern leiten wird, hätte er selbst am wenigstens vermutet.
Doch Gerhard Böhme, ein gewiefter Taktiker und analytisch denkender Mensch, hatte das Talent seines Angestellten früh erkannt. Spätestens dann, als der nach Abschluss seiner Lehre zum Landwirt 2008 bekannte, sich mit dem Erreichten noch nicht zufrieden geben zu wollen. „Ich habe mich gefragt, ob ich den Rest meines Lebens ausschließlich Schlepper fahren oder mehr schaffen will“, blickt Hoffmann heute zurück. Böhme, der jeden, der sich entwickeln wollte, immer bereitwillig unterstützte, sagte auch Hoffmann seine Hilfe zu.
Derart bestärkt, schrieb Martin Hoffmann sich 2013 als Fernstudent an der Hochschule Anhalt in Bernburg ein. Sein Erweiterter Realschulabschluss und bis dato ausreichend Berufserfahrung garantierten im das gewünschte Ticket. Seit April 2018 hat Hoffmann nun auch den Bachelor für Landwirtschaft in der Tasche.
Spätestens ab diesem Zeitpunkt traf man den jungen Mann immer öfter im Büro seines Chefs an. Böhme nahm sich seines von ihm mit Bedacht auserwählten Nachfolgers intensiv an und brachte ihm bei, was ein guter Vorstandsvorsitzender wissen und können muss. Die äußeren Umstände hätten hierzu kaum besser sein können. Denn anhaltende Trockenheit und die damit verbundenen Probleme für die Landwirtschaft waren eine gute Schule.
„In solch einem Extremjahr lernt man mehr, als unter normalen Umständen“, gibt sich Hoffmann überzeugt. Zu meistern galt es nämlich nicht nur die Versorgung der etwa 700 Rinder mit Futter und Wasser, sondern auch die in Folge der Dürre nötigen Anträge auf Unterstützung und Förderung. Prinzipiell müssen Landwirte heute eine Vielzahl Papiere bewältigen, soll ihr Betrieb auch schwere Zeiten überstehen. Zudem stellen Land und Bund immer wieder neue Hürden auf, wie unlängst mit der Landesverordnung „Natura 2000“.
Einen Sprung ins kalte Wasser muss Hoffmann aber auch jetzt nicht befürchten. Zwar hat Gerhard Böhme sich mit dem Abschied komplett aus dem Betrieb herausgenommen, seinem Nachfolger aber zu jeder Zeit Hilfe und Unterstützung zugesichert. Auch Harald Günther, Leiter der Tierproduktion im Landgut Axien und Hoffmanns Stellvertreter sowie Buchhalterin Mendy Buhle stecken tief in der Materie und können ihrem neuen Chef zur Seite stehen.
Schmerzlicher Beschluss
Eine der ersten Entscheidungen, die Martin Hoffmann noch gemeinsam mit Gerhard Böhme treffen musste, war schmerzlich. „Ende Oktober 2018 haben wir die letzten Pferde abgegeben“, sagt er. Die Entscheidung sei zwar schon früher getroffen worden, doch so recht umsetzen wollte sie niemand. Letztendlich führten die durch die Dürre bedingte Futterknappheit, aber auch der Nachwuchsmangel beim Personal zum Entschluss, einen Schlussstrich unter diese Etappe der Firmengeschichte zu ziehen.
Was bleibt, sind gute Erinnerungen und eine Vielzahl Preise und Urkunden für erfolgreiche Zuchtarbeit. „Für uns alle war es ein trauriger Moment“, bekennt Hoffmann, und fügt an: „Letztendlich ist es aber Aufgabe eines Betriebes, Gewinn zu erzielen, wenn er eine sichere Zukunft haben will.“
Chefsache Lehrlinge
Nachwuchs für den Betrieb zu gewinnen, sieht Hoffmann als ein wichtiges Thema seiner Arbeit an. Auch im letzten Jahr kam kein neuer Lehrling zu ihnen. Das Interesse von Praktikanten aber macht Mut und gibt Anlass zur Hoffnung. Was den landwirtschaftlichen Bereich betrifft, hält sich Hoffmann viel an die Leitlinien seines Lehrmeisters.
Eigene Akzente möchte er aber dennoch setzen. „Ich bin immer offen für Neues, auch was die technische Ausstattung betrifft“, betont er. Eine Anfrage der Annaburger Nutzfahrzeuge, selbst fahrende Miststreuer auf Axiener Ackerland zu testen, stieß bei ihm deshalb schnell auf positives Echo.
(mz)