Kaninchenschau Landesclubschau Sachsen-Anhalt: Kaninchenschau in Griebo

Griebo - Der Farbenzwerg hat eine Zahnmissbildung, dem Hermelin fehlt es an Fell an der Brust und der nächste Kandidat wackelt zu heftig mit seiner Blume. Es gibt viele Kriterien, an denen ein Kaninchen im Wettbewerb scheitern kann. Dann gibt es Punktabzug, und am Ende reicht es nur für ein „befriedigend“ oder „nicht befriedigend“.
Schonungslose Bewertung
Mit der Mängelliste, fein lesbar am Käfig angebracht, müssen die kleinen Verlierer nun zwei Tage in der Mehrzweckhalle Griebo verharren und sind den Augen von Laien und professionalen Betrachtern schonungslos ausgesetzt. So richtig fair ist das nicht, denn - mal ehrlich - vor allem sind die über 400 kleinen und großen Hüpfer, kuschlig und süß, ob nun mit oder ohne Makel. Weil aber eine Rassekaninchenschau eine ernste Sache ist, zählen diese rein subjektiven Kriterien nicht. Auch nicht am Samstag und Sonntag bei der Landesclubschau Sachsen-Anhalt, die der Rassekaninchenzuchtverein G 21 Coswig und Umgebung in der Mehrzweckhalle Griebo ausgerichtet hat.
Als am Samstagvormittag die ersten Besucher in die Halle kommen und zwischen den Käfigreihen schlendern und schauen, halten sie das gedruckte Programm schon in den Händen und haben alle Informationen nebst Bewertungen vor Augen.
„Das ist noch am Donnerstagabend in die Druckerei gegangen“, erzählt Vereinschefin Jeanette Müller. Da hatten sieben Preisrichter ihre Arbeit bereits getan und alle Kaninchen der Landesschau und angeschlossenen Flämingschau gründlich in Augenschein genommen.
Auch Jeanette Müllers Lohkaninchen stellten sich der Jury und schrammten nur wegen der wackelnden Blume einer Häsin in dieser Gruppe an einer ausgezeichneten Bewertung vorbei. Gegen solche Defizite kann allerdings auch ein Züchter nichts ausrichten. Müller schnappt sich die Schwesterhäsin aus dem Käfig und erklärt, worauf es im Wettbewerb ankommt. Ihr Exemplar sollte einen geschlossenen Farbring um die Augen und ein Röschen auf den Ohren haben.
Unter den zahlreichen Preisträgern der Landesclubschau Sachsen-Anhalt befinden sich auch Züchter des Coswiger Vereins. Mit dem Stiftungsehrenpreis der Agrargenossenschaft Cobbelsdorf wurden die Kleinsilber graubraun von Werner Politz aus Wittenberg ausgezeichnet. Die Schwarzen Wiener von Uwe Schüler erhielten den Kreisverbandsehrenpreis. Als Landesclubmeister ging Wolf-Dieter Koch aus Wanzleben aus der Schau hervor. In den Kreisverbänden und Vereinen des Landesverbandes der Kaninchenzüchter Sachsen-Anhalts werden im Jahr rund 200 Ausstellungen und Veranstaltungen durchgeführt.
Nächste größere Ausstellung in der Region ist an diesem Wochenende die offene Lokalschau mit etwa 300 Tieren in Gräfenhainichen. In Kemberg gibt es am 19./20. November die 25. Dübener Heide Schau und Kreisverbandsschau Wittenberg.
Dann zeigt sie die Krallen vor. „Die schneide ich vor der Schau, auch im Interesse der Preisrichter“, sagt die Züchterin und streicht dem Kaninchen über den runden Rücken. „So muss es sein“, meint Müller. Sauberkeit, gesundes Fell, gepflegte Füße - das kann sie beeinflussen. Und wenn es sein muss, dann greift die Frau auch mal zur Pinzette und zupft dem Tier die weißen Haare aus, denn auch die können zum Schönheitsfehler im dunklen Fell werden.
„Oft erkennt man schon im Nest, ob das Kaninchen später mal für eine Ausstellung geeignet ist“, sagt die Vereinsvorsitzende. Bei dieser Häsin war sich die Züchterin im März schon sicher und vor allem weiß sie, dass das Tier noch die eine oder andere Saison erleben wird. „Das wird auf jeden Fall eine Zuchthäsin“, so Jeanette Müller.
Gut so, denn das Lohkaninchen konnte schließlich nichts dafür, dass seine Schwester so heftig mit der Blume wackelte und die Wertung in den Keller drückte.
Ein paar Käfigreihen weiter hält Juliane Gratzke einen Pappkarton vor der Brust. Darin bewegt sich was. Sie macht ihn auf und ein kleiner, brauner Farbenzwerg blinzelt aus dem Karton. „Den habe ich gerade in der Tombola gewonnen“, sagt die junge Frau aus Rahnsdorf. Zum Glück ist sie Züchterin und hat daheim alles parat, um dem Gewinn ein neues Zuhause zu geben. Der vierbeinige Preis ist ihr gewissermaßen auch ein Trost, denn mit ihrem siamfarbenen Zwergwidder war sie in der Ausstellung nicht ganz so erfolgreich. „Er hat eine Wamme“, sagt sie. Ein leichtes Doppelkinn also und somit noch so ein Defizit, das die Punktzahl drückt.
Beliebtes Ausflugsziel
Es gibt an diesem Wochenende in Griebo aber auch Leute, die auf Punkte und Preise wenig geben. Einfache Besucher, wie Edith Müller mit Familie aus Piesteritz. „Wir gehen gerne in solche Ausstellungen und schauen uns die Tiere an“, sagt die Frau. Ihre Kriterien sind denn auch weniger streng. „Ich mag am liebsten die mit den hängenden Ohren.“
Dann geht es zu Kaffee und Kuchen an den Rand der Mehrzweckhalle. Die Vereinsmitglieder haben gebacken, im Ofen wird der Speckkuchen braun, Gespräche werden vom Krähen der Hähne übertönt, denn mit einer Geflügelschau unterstützen Coswiger Züchter dieses Wochenende.
In den Kaninchenkäfigen warten Russen, Neuseeländer, Kalifornier, Thüringer und Wiener auf den Sonntagabend und die Fahrt in den vertrauten Stall. Dank der klangvollen Namen der Rassen ist solch eine Kaninchenschau nämlich immer sehr international.
(mz)