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Kurioses Reise-Souvenir Kurioses Reise-Souvenir: Der besondere Vulkan vom Wörlitzer Park

Von Ilka Hillger 15.07.2017, 18:00
Idyllisch gelegen ist der Wörlitzer Park am Rande der Kleinstadt. Und doch eigentlich mittendrin.
Idyllisch gelegen ist der Wörlitzer Park am Rande der Kleinstadt. Und doch eigentlich mittendrin. Andreas Stedtler

Oranienbaum-Wörlitz - Sachsen-Anhalt hat einen aktiven Vulkan. In schöner Regelmäßigkeit speit er Feuer und Rauch, sein dumpfes Grollen ist weit zu hören. Glücklicherweise ist das Kraterchen keine ernste Bedrohung für den Wörlitzer Park, an dessen Rande sich das Gestein auf einer Felseninsel erhebt. Der Vulkan ist vielmehr das wohl kurioseste Reisemitbringsel des Fürsten Leopold III. Friedrich Franz, der sich eine kleine europäische Welt nach Anhalt holte.

In den sechs Jahrzehnten seiner Regierungszeit ließ Fürst Franz (1740-1817) mit Innovationen in vielen Lebensbereichen einen Musterstaat und eben auch diesen einzigen künstlichen Vulkan Europas entstehen. Der Landesvater war so begeistert von Italien, dass er den Golf von Neapel samt Vesuv daheim nachbauen ließ.

Erster Landschaftsgarten nach englischem Vorbild auf dem Kontinent

1766 war der junge Fürst in Begleitung seines Architekten Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff auf den Vesuv gestiegen, mehr als zwanzig Jahre danach bekam Erdmannsdorff den Auftrag, das neapolitanische Natur- und Kulturschauspiel auf engstem Raume zu inszenieren. Im Wörlitzer Park, dem ersten Landschaftsgarten nach englischem Vorbild auf dem Kontinent, errichtete er eine künstliche Insel namens „Stein“.

Grottensysteme und antike Ruinen dazu noch ein Amphitheater und die Villa Hamilton machten die Illusion perfekt. Die ersten beiden künstlichen Eruptionen, mit Feuerwerk und Pauken inszeniert, gab es im Sommer 1794 - das Debüt zu Ehren des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II., die Reprise anlässlich eines Besuchs von Goethe.

Maximal zwei Ausbrüche im Jahr

Niemals hat es seitdem mehr als zwei Ausbrüche pro Jahr gegeben. Damals wie heute war der Aufwand für solch einen Ausbruch enorm. In der Neuzeit, nachdem die 1999 gestartete Restaurierung der Insel vollzogen wurde, spuckte der Vulkan erstmals 2005 wieder Feuer. Nun sind es Pyrotechniker mit viel Erfahrung in historischen Feuerwerken, die dieses Spektakel inszenieren und auch die Klappen am künstlichen Becken auf dem Dach der Insel ziehen, damit sich die wässrige Lava prächtig illuminiert über das Felsgestein ergießt.

Die Insel wurde wieder zum Kulturort, der auch dann Besucher lockt, wenn die Touristenmassen in den Abendstunden den Wörlitzer Park längst verlassen haben. Im Amphitheater gibt es in jedem Sommer Theatervorstellungen. Bei einem Seekonzert im Gartenreichsommer lässt sich der ganze Park in der Gondel erkunden. Nach der erfolgreichen Premiere 2016 wird es in diesem Sommer wieder eine Kinowoche auf der Felseninsel geben. (mz)