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Köhlerei Eisenhammer vs. Biber Köhlerei Eisenhammer vs. Biber: Tierischer Fall fürs Gericht

Von Michael Hübner 24.04.2018, 10:19
Am Hammerbach in der Köhlerei Eisenhammer sind die Spuren der Biber sichtbar.
Am Hammerbach in der Köhlerei Eisenhammer sind die Spuren der Biber sichtbar. Th. Klitzsch

Eisenhammer - Es ist fünf Minuten vor zwölf Uhr. Die Biber-Wurfzeit beginnt schon im Mai. Dann geht praktisch gar nichts mehr. „Ich habe Angst um die Köhlerei“, gesteht Norma Austinat und will den Wettlauf mit der Zeit keinesfalls verlieren. Der Nager bedroht den Traditionsbetrieb mitten in der Dübener Heide. Die Tiere sollen Schuld an der Vernässung sein.

Die Öfen werden durch das Wasser beschädigt. Juristen in Halle sollen jetzt das Unternehmen in allerletzter Minute noch retten. Austinat hat einen Eilantrag an das Verwaltungsgericht Halle zum Rückbau aller Biberdämme gestellt.

Nicole Baus bestätigt den Eingang des Schreibens in der Saalestadt. „Die Kammer wird noch in dieser Woche den Beschluss fassen“, erklärt die Pressesprecherin am Montag. Das Problem sei aber, dass „der Antragsgegner bisher keine Stellungnahme abgeben“ habe. Allerdings laufe die vom Gericht gestellte Frist noch.

Auch beim Landkreis wird auf das Tempo gedrückt. Es wurde eine Ausnahmegenehmigung erteilt, 13 der 19 Dämme zurückzubauen. „Das haben wir getan, weil wir Zusammenhänge nicht ausschließen können“, sagt Wittenbergs Vizelandrat Jörg Hartmann (CDU).

Im Klartext: Auch für den Biber gilt die Unschuldsvermutung. Trotzdem werden die Dämme nicht nur geschlitzt, sondern komplett entfernt, erläutert der Fachmann, der eine Entspannung der Situation erwartet. Für Mitarbeiter des Unterhaltungsverbandes Mulde standen die Arbeiten am Montag auf dem Plan.

Doch das geht Austinat nicht weit genug. Der Köhlerei sei damit noch keineswegs geholfen, heißt es dazu. Beseitigt werden vor allem Nahrungsdämme, für die Vernässung verantwortlich seien aber hauptsächlich die Wohndämme, so Austinat.

Empört ist auch Andreas Liste. Ihn ärgert die Dammbeseitigung. Der Chef des Arbeitskreises Hallescher Auenwälder bezeichnet schon die Ausnahmegenehmigung als „skandalös und unverantwortlich“ und fordert in einer Presseerklärung „mit Nachdruck Fach- und Sachkompetenz beim Schutz und Erhalt der Dübener Heide mit ihrer Fauna und Flora“.

Es müsse Schluss sein mit der von Hysterie und Unsachlichkeit geprägten Atmosphäre, für die Liste die Medien verantwortlich macht. Auch Liste setzt auf Juristen und hat nach eigenen Angaben die Dessauer Staatsanwaltschaft und die EU-Kommission eingeschaltet. Darüber hinaus plane er die Bildung einer Regionalgruppe Dübener Heide. Dafür suche er noch Interessenten.

Bereits am heutigen Dienstag ab 18 Uhr beraten die Räte von Gräfenhainichen - Eisenhammer gehört zur Heidestadt - das Positionspapier „Biber und Mensch“. Es geht dabei in erster Linie um die Stärkung der lokalen Kompetenz, um bei Problemen schneller reagieren zu können. (mz)