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Kirche in Coswig Kirche in Coswig: Neue Pfarrerin und die Sintflut

Von Ilka Hillger 06.03.2019, 15:17
Swantje Adam hält am Sonntag ihre erste Predigt in der Coswiger Nicolaikirche.
Swantje Adam hält am Sonntag ihre erste Predigt in der Coswiger Nicolaikirche. Ilka Hillger

Coswig - Willkommen und Abschied – für Swantje Adam liegt dies im März ganz dicht beisammen. Am ersten Sonntag sagte sie in Raguhn „Adieu“, eine Woche später nimmt man sie in der Coswiger Nicolaikirche ganz offiziell in Empfang. Swantje Adam ist die neue Pfarrerin des Regionalpfarramtes Coswig-Zieko. Ihr Einführungsgottesdienst findet am 10. März um 14 Uhr statt.

Begonnen hat die Arbeit im Kirchenkreis Zerbst der Landeskirche Anhalts für die 53-Jährige freilich schon früher. „Seit Jahresbeginn bin ich hier bei den Sitzungen dabei“, erzählt sie im Coswiger Pfarrhaus. Gleich am 3. März predigte sie in Griebo und Köselitz und fuhr dann noch einmal nach Raguhn zur Verabschiedung.

Da blieb kaum Luft zum Durchatmen. Aber irgendwie sind der Theologin geruhsame Wechsel auf eine andere Pfarrstelle wohl nicht vergönnt.

Hochwasser zum Start

Noch lebhaft vor Augen hat sie den Sommer 2002, als sie ihr Amt in Raguhn antrat und nur Tage später das Hochwasser jenes Sommers die Stadt und die gesamte Region in einen lange währenden Ausnahmezustand versetzte. 17 Jahre ist das jetzt her, aber das Geschehen ist noch so präsent, dass Swantje Adams Abschlusspredigt die Sintflut thematisierte.

Die Einführung in Coswig am 10. März um 14 Uhr in der Nicolaikirche leitet der Kreisoberpfarrer des Kirchenkreises Zerbst, Jürgen Tobies. In diesem Gottesdienst spielt der Posaunenchor Coswig unter Leitung von Kirchenmusikerin Tatiana Alieva, die auch an der Orgel musiziert. Beteiligt sind Haupt- und Ehrenamtliche aus den Gemeinden und dem Kirchenkreis. Die Predigt hält Pfarrerin Adam jeweils selbst. Im Anschluss an den Gottesdienst ist ein Empfang geplant.

Nun hat sie ihr neues Pfarramt wieder an einen Fluss geführt, aber „hier oben habe ich mir sagen lassen, besteht keine Hochwassergefahr“. Also wird sie wohl nicht wieder erleben, dass ihre Kirche unter Wasser steht, wie es elf Tage vor ihrer Einführung in Raguhn passierte.

„Den Kaffee haben wir damals mit dem Notstromaggregat gekocht“, erinnert sie sich und weiß auch noch, dass der damalige Kreisoberpfarrer im vom Wasser morsch gewordenen Holz des Fußbodens versackte und sich den Fuß brach.

„In der damaligen Situation habe ich die Menschen allerdings auch ganz schnell kennengelernt“, sagt Adam. In Coswig und den Gemeinden, die zu ihrem Pfarramt gehören - Griebo, Wörpen (mit Cobbelsdorf, Göritz, Köselitz, Möllensdorf, Pülzig, Senst, Wahlsdorf und Wörpen) und Zieko (mit Buko, Buro, Düben, Klieken, Luko und Zieko) – ist ein schnelles Kennenlernen aus ganz anderen Gründen notwendig.

In der Region besteht im Rahmen eines Veränderungsprozesses in der Evangelischen Landeskirche Anhalts bereits eine Arbeitsgemeinschaft zwischen den Gemeinden, in denen zuvor zwei Pfarrer tätig waren.

Die Veränderungen sehen eine engere Zusammenarbeit von Kirchengemeinden und Mitarbeitenden in einem „Verbundsystem“ vor. Hintergrund der Veränderungen sind unter anderem sinkende Gemeindegliederzahlen und fehlender Nachwuchs bei Pfarrern. Aufgewertet werden sollen andere Arbeitsbereiche, etwa Kirchenmusik, Gemeindepädagogik, Diakonie und Verwaltung - neben der Tätigkeit der Theologen.

„Ich kann mich somit auf die Dörfer verteilen“, sagt die neue Pfarrerin. Gemeindepädagoge Bastian Loran entlaste sie hervorragend in der Kinder- und Jugendarbeit, mit einer noch zu schaffenden Stelle in der Verwaltung, werde ihr künftig die Büroarbeit abgenommen.

So bleibt Zeit für die 16 Kirchen, an jedem Sonntag wird sie in zwei Gotteshäusern predigen, in Coswigs St. Nicolai ist alle 14 Tage Gottesdienst. „Ich kann mich aber auch auf viele Lektoren und Prädikanten verlassen“, freut sie sich auf die kommende Arbeit.

Mit dem Pudel ins Pfarrhaus

Groß geworden in Berlin fand Swantje Adam spät zum Glauben. „Ich habe mich erst mit 18 Jahren taufen lassen“, sagt sie. Einher ging damit der Wunsch, Theologie zu studieren. Das tat sie in Rostock und geriet mit ihrer Antrittspredigt am Rand von Berlin am 8. Oktober 1989 mitten hinein in die Wendezeit.

Sieben Jahre war sie dann Studieninspektorin in Potsdam-Hermannswerder, bevor der Wechsel zu anhaltischen Landeskirche zunächst nach Natho im Kirchenkreis Zerbst erfolgte. Mit einer halben Pfarrstelle und einer halben Stelle als Religionslehrerin für den Landkreis Zerbst war sie mehr als ausgelastet, denn „in die Schule muss man viel Kraft stecken“.

Nun gilt diese den vielen Gemeinden rund um Coswig. „Es ist mir ein Herzensanliegen, dass die Gemeinden zusammenwachsen, jeder dabei aber auch seine Besonderheiten behält“, sagt Swantje Adam. Spätestens ab Sommer wird sie dann auch die Wohnung im Pfarrhaus mit ihrem Riesenpudel Gottfried beziehen.

(mz)