Jörg Schindler Jörg Schindler: Wird er der neue Bundesgeschäftsführer der Linken?
Wittenberg - Politik ist ein hartes Geschäft. Dessen ist sich der 46-jährige Wittenberger Rechtsanwalt Jörg Schindler bewusst. Dennoch will er darin neu mitmischen. Nach dem plötzlichen Rücktritt von Matthias Höhn am 11. November 2017 – innerparteiliche Zerwürfnisse führten dazu - war die Stelle des Bundesgeschäftsführers vakant.
Das bietet dem Parteitag der Linken am Wochenende in Leipzig die Gelegenheit, neben der Vorstandswahl auch den Geschäftsführer neu zu besetzen. Schindler, der damit liebäugelt, ist seit frühester Jugend an Politik interessiert: „Es war 1989 in jener Umbruchzeit. Ich war in der 11. Klasse der EOS. Da habe ich in meiner Heimatstadt Borna eine linke Jugendgruppe gegründet. Das Ziel war, die alte verknöcherte DDR abzuschaffen aber dennoch einen sozialistischen, demokratischen Weg einzuschlagen.“
Aus dieser jugendlich sozialromantischen Sichtweise des damals 18-jährigen Schindler sind inzwischen bereits 28 Jahre Bundesrepublik Deutschland geworden. Grundwehrdienst unter zwei unterschiedlichen Systemen - NVA, Bundeswehr - auch das zählte zu den Besonderheiten seiner Biografie.
Dem Jurastudium von 1991 bis 1996 mit dem 1. Staatsexamen in Erlangen folgte das 2. Staatsexamen am Amtsgericht Duisburg. „Um das Ganze zu finanzieren, jobbte ich auch mal für zwei, drei Monate am Band bei Opel. Ein harter Job“, lernte Schindler diese Arbeit wertzuschätzen. Wenn er aus seinem Leben plaudert, so wird deutlich, Solidarität ist einer jener Begriffe und Eigenschaften, die für ihn stets wichtig waren und sind.
Vielleicht ist dies einer der Gründe, weshalb er sich entschloss, 2005 der damaligen PDS beizutreten, jener Partei, die seiner Meinung nach am ehesten für soziale Gerechtigkeit eintritt.
Seit dem Jahr 2000 hat Schindler seine Heimat in Wittenberg gefunden. Nach seiner Bewerbung bekam er eine Stelle in einer Wittenberger Kanzlei. Seit 2004 hat er hier eine eigene Kanzlei, die er sich mit seiner Kollegin Doreen Elmenthaler teilt. In der Politik ist Schindler längst kein unbeschriebenes Blatt mehr. 2009, 2013 und 2017 kandidierte er für den Bundestag, er ist Fraktionsvorsitzender im Wittenberger Kreistag, stellvertretender Landesvorsitzender der Linken.
Klar klingen seine Vorstellungen von der Partei: „Die Gesellschaft ist im Umbruch. Wir müssen es auch sein. Wir wollen als Partei nicht einen Traditionsclub verkörpern, sondern uns öffnen und modernisieren.“ Deutliche Worte Schindlers, denen er gleich einige Grundsatzforderungen nachschiebt.
„Als moderne sozialistische Mitgliederpartei sind wir für die Abschaffung von Kita-Gebühren, gegen Schulschließungen und gegen inflationäre Mieterhöhungen in Berlin. Die in jüngster Vergangenheit in der Presse beschriebenen Querelen zwischen dem Duo Bernd Riexinger/Katja Kipping und der Fraktionsvorsitzenden Sarah Wagenknecht sollten nach Meinung Schindlers nicht überbewertet werden. Es gehe nicht um Posten, sondern um Sachprobleme, die es in jeder Partei gibt und die in einer Demokratie ausgehalten werden müssen.
Wenn der Zeitplan des Parteitags eingehalten wird, so schlägt am heutigen Samstag 17.50 Uhr die große Stunde von Schindler. Sieben Minuten, so sieht es das Reglement vor, bleiben ihm am Rednerpult, um vor 500 Delegierten seine Bewerbung zu verlesen. „Ich gebe zu, ich habe Lampenfieber. Aber ich habe auch Lust auf diesen Job und würde mich freuen, wenn es klappt.“
Jörg Schindler hofft nicht zuletzt auf die Unterstützung von Andreas Höppner, dem Landesvorsitzenden und der 40 Delegierten aus Sachsen-Anhalt. (mz)