Jahresrückblick 2020 in Kemberg Jahresrückblick 2020 in Kemberg: Ein teures Jahr

Kemberg - Ein Jahr, das in Erinnerung bleiben wird. Nicht nur wegen der Corona-Krise, sondern auch durch ganz persönliche Geschichten, die dieses Jahr geprägt haben. Es gibt Ereignisse, auf die man stolz sein kann, aber auch welche, an denen man durchaus länger zu knabbern hatte. Die MZ blickt zurück auf ein turbulentes Jahr in der Stadt Kemberg.
Ärger am Zaun
Anfang Februar meldete sich ein aufgebrachter Pferdebesitzer bei der MZ. Torsten Kattner, der in Rotta wohnt, fühlte sich von der Stadt Kemberg schikaniert. Fast jeden Tag führte er seine Pferde durch den Hinterausgang seines Grundstückes zur angrenzenden Koppel, doch eines Tages versperrte ein etwa zehn Meter langer Bauzaun dem Kemberger und seinen Pferden den Weg.
In einem Schreiben teilte man ihm mit, er dürfe den Ausgang nicht mehr benutzen. Der Grund: Seine Pferde hätten den Wasserablauf am Straßenrand so plattgetreten, dass das Wasser an den Seiten herunterlaufe und zu einem Abrutschen der Erde führe. Der Rottaer gehe fest davon aus, dass ein Baufehler vorliege.
Kembergs Bürgermeister Tosten Seelig (CDU) sagte damals: „Wenn der Herr Kattner den Ablauf wieder korrekt instand setzt und kleinere Mängel behebt, wird der Bauzaun entfernt und er darf den Ausgang wieder benutzen.“ Doch Kattner wollte nicht auf den Kosten sitzenbleiben und schaltete in seiner Verzweiflung einen Anwalt ein, der den Sachverhalt prüfen sollte.
Mehrere Fernsehsender wurden auf diese ungewöhnliche Geschichte aufmerksam. Unter anderem besuchte die ARD und der ZDF den Pferdewirt, um darüber einen kurzen Beitrag zu drehen. Kattner sagt heute: „Nach den Dreharbeiten wurde der Zaun plötzlich anstandslos abgebaut. Das kann kein Zufall sein.“ Seitdem hat das Hin und Her ein Ende, da das Coronavirus die Stadt vor eine weitaus größere Herausforderung stellte.
Edeka nach Regen überflutet
Der sintflutartige Regenguss im August bescherte vielen Kembergern vollgelaufene Keller und nasse Wohnungen. Besonders schlimm traf es die Edeka-Filiale „Habedank“. Über den Lagerraum und die Backstube war das Regenwasser eingedrungen und hatte sich im Markt verteilt. Das Team reagierte schnell - mit Besen und einer Reinigungsmaschine hielten die Mitarbeiter das Wasser zurück.
„Der ganze Eingangsbereich stand unter Wasser. Da habe ich die Feuerwehr zur Unterstützung gerufen“, erklärte Rogalinski am Tag danach. Kameraden der Kemberger und Rottaer Feuerwehr kamen zu Hilfe und kehrten mit Gummi-Besen das Wasser aus dem Eingangsbereich. Einen größeren Schaden hatte es nicht gegeben.
Durch das schnelle Handeln konnten die Mitarbeiter verhindern, dass sich das Wasser bis unter die Regale und die Kühltruhen ausbreitete. Nicht nur der Edeka-Markt in Kemberg hatte mit den Wassermassen zu kämpfen. Mehrere Anwohner an der benachbarten Leipziger Straße beklagen sich über geflutete Innenhöfe und Regenwasser in Kellern und Bädern. „Ich hatte Angst, wir saufen ab“, erklärte damals eine ältere Dame. Sie gab den viel zu kleinen Kanaldeckeln die Schuld, in denen das Wasser bei stärkerem Regen gar nicht mehr abfließen könne.
Seelig hatte zudem eine Erneuerung der „Holperstraße“ in Aussicht gestellt. Die Bauarbeiten können allerdings erst in Angriff genommen werden, wenn es ein Regenrückhaltebecken gibt. Im kommenden Jahr soll die Baumaßnahme dafür beginnen.
Schlüssel und Auto geklaut
Im September haben Diebe in Bergwitz ihr Unwesen getrieben, etliche Schlüssel zu städtischen Einrichtungen geklaut und sogar ein Stadt-Auto entwendet. Gleich am selben Tag wurden diverse Schlüsselsysteme gewechselt. „Das war ein enormer Aufwand - den gesamten Tag hat dies in Anspruch genommen“, erklärte der Bürgermeister im September.
Die Täter hatten aus einem gesicherten Schlüsselkasten auf dem Bauhof mehrere Ersatzschlüssel entwendet. Diese öffnen unter anderem Türen für die Bergwitzer Grundschule, die örtliche Kita, das Sport- und Gemeindezentrum sowie das darin befindliche Ortsbürgermeisterzimmer.
Der Schaden belief sich auf etwa 12.000 Euro. Diese hohe Summe ergebe sich, da die Diebe neben den Schlüsseln auch ein Auto gestohlen haben. Der dunkelblaue Ford Fiesta mit dem Kemberg-Wappen auf der Fahrerseite und dem Kennzeichen WB-UQ-317 galt mehrere Wochen als verschollen. Seelig sagt: „Dann gab es plötzlich einen Anruf, dass jemand das Fahrzeug in Alt-Körbin am Waldrand entdeckt hat.“ Der Ford wurde sichergestellt, doch keine Spuren führten zum Täter. Das Fahrzeug wurde dann laut Seelig versteigert.
Windräder nicht gern gesehen
Bei einer öffentlichen Ausschusssitzung Ende September wurde ein neues Bauvorhaben vorgestellt. In Dorna sollen demnach 230 Meter hohe Windkrafträder des Energieunternehmens „Enercon“ gebaut werden. Für die Anwohner in Dorna sind die Windräder eine Belastung. Sie stehen gerade einmal einen Kilometer entfernt, werfen weite Schlagschatten und die Rotoren erzeugen ein durchgehendes Wummern.
Wie der Bürgermeister auf das Jahr zurückblickt:
Ein turbulentes, herausforderndes und hartes Jahr - so beschreibt Kembergs Bürgermeister Torsten Seelig die vergangenen 12 Monate. Gebeutelt von Corona hat die Stadt Kemberg einiges durchmachen müssen. Den Ehrgeiz hat dabei allerdings niemand verloren. Seelig sagt: „Wir müssen optimistisch bleiben und in großen Schritten denken.“ Ein Grund zur Freude ist, dass die Evangelische Kirchengemeinde in Kemberg vom Energieparkentwickler UKA eine Spende in Höhe von 5.000 Euro erhielt, die in den Neubau des Gemeindezentrums fließen soll. Das größte finanzielle Bauprojekt, das die Stadt in diesem Jahr begonnen hat, ist die kulturhistorische Begegnungsstätte. „Da geht es um etwa 1,6 Millionen Euro“, erklärt Seelig. Im Frühjahr sollen die Bauarbeiten beginnen. Aber auch die neue Turnhalle in Bergwitz beschäftigte in diesem Jahr lange die Stadtverwaltung. Von der ursprünglich beantragten Großvariante für rund 4,6 Millionen Euro habe man angesichts der feststehenden Fördersumme von 1,4 Millionen Euro abrücken müssen. Einstimmig bekannten sich in der letzten Stadtratssitzung alle Mitglieder zum Ersatzneubau der Turnhalle. Nötige Mittel sind im Haushalt eingestellt. Seelig sagt erfreut: „Es sind ein paar riesige Aufgaben, die wir in diesem Jahr gelöst haben.“ (mz)
