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Pino Küchen in Coswig Insolvenz: Alno Küchen und Tochterfirma Pino brauchen Investor

28.09.2017, 10:53
Bei Pino Küchen, einem Tochterunternehmen von Alno Küchen, in Coswig ruht die Produktion.
Bei Pino Küchen, einem Tochterunternehmen von Alno Küchen, in Coswig ruht die Produktion. Thomas Klitzsch

Coswig - Bei dem Küchenhersteller Pino in Coswig, eine Tochtergesellschaft von Alno in Baden-Württemberg ruht die Produktion, weil laut dem vorläufigem Insolvenzverwalter Professor Martin Hörmann Geld fehlt, um das laufende Geschäft zu finanzieren.

Die Situation ist kompliziert, nicht zuletzt deshalb, weil das Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit Ende September auslaufen wird - das betrifft auch die rund 200 Beschäftigten in Coswig. MZ-Redakteur Marcel Duclaud interviewte den Sprecher des Insolvenzverwalters, Pietro Nuvoloni.

Wie ist die aktuelle Situation? Ruht der Betrieb komplett?

Nuvoloni: Derzeit befinden sich die Alno AG sowie die Tochtergesellschaften in einer Produktionspause. Bei der Suche nach einer Fortführungslösung führten der vorläufige Insolvenzverwalter und das Management intensive Gespräche unter anderem mit den wichtigsten Kunden und Lieferanten.

Es ging insbesondere um die Frage der Finanzierung des Geschäftsbetriebs. Da bis zum 15. September 2017 keine Finanzierungslösung zustande kam, waren Insolvenzverwalter und Management gezwungen, die Produktion vorrübergehend ruhen zu lassen. Die Wiederaufnahme wird voraussichtlich erst nach dem Verkauf an einen neuen Investor stattfinden. Je eher ein Investor gefunden wird, desto besser für alle Beteiligten.

Deshalb hat der Insolvenzverwalter das Bieterverfahren beschleunigt, um mit einem oder mehreren Investoren zügig einen Abschluss zu erzielen. Mit einem neuen Investor gibt es die Chance für einen Neubeginn und eine Perspektive für die Mitarbeiter. Während die Produktion ruht, finden keine Auslieferungen statt, es werden auch keine Neuaufträge und Bestellungen angenommen.

In Kürze läuft das Insolvenzgeld aus. Was passiert dann, gibt es Entlassungen?

Ab Oktober müssen Löhne und Gehälter von dem jeweiligen Alno-Unternehmen aufgebracht werden. Der vorläufige Insolvenzverwalter und sein Team sowie das Management versuchen nach Kräften und unter Hochdruck kurzfristig noch eine Brückenfinanzierung zu erreichen.

In Coswig ist die Hoffnung, dass schnell eine Lösung gefunden wird, groß. Pino sei eine „Perle des Unternehmens“, habe gute Gewinne gemacht und volle Auftragsbücher gehabt, heißt es aus dem Betrieb. Allerdings wird von Gesprächspartnern, die anonym bleiben wollen, eingeräumt, dass die Verunsicherung zum Teil erheblich sei.

Eine Gefahr für die Zukunft der Pino Küchen GmbH bestehe darin, dass sich zu viele Mitarbeiter nach Alternativen umsehen, weil die Zukunft des Unternehmens zurzeit eben unsicher ist. Um so wichtiger sei es, schnell einen Investor zu finden. 

Das gesamte Insolvenzteam und das Management kämpfen, um Arbeitsplätze zu erhalten und eine Fortführungslösung zu erzielen. Eine zentrale Rolle hierzu nimmt der im August begonnene Investorenprozess ein. Dabei stehen alle Vermögenswerte der Alno AG sowie der Tochtergesellschaften als Ganzes oder in Teilen zum Verkauf.

Im Zuge der angestrebten übertragenden Sanierung wird mit dem Investor oder den Investoren auch die Personalfrage geklärt. Solange der Investorenprozess noch nicht abgeschlossen ist, beteiligen wir uns nicht an Spekulationen über etwaige Entlassungen.

Könnte ein Investor Pino alleine übernehmen, wie stehen dafür die Chancen?

Wie gesagt, alle Vermögenswerte stehen als Ganzes oder in Teilen zum Verkauf. Daher kann ein Investor auch ein Angebot für die Übernahme der Pino Küchen GmbH abgeben. Da der Investorenprozess streng vertraulich abläuft, äußern wir uns weder zu der Zahl noch zu den Namen der Bieter und geben auch keine Bewertung über die Chancen ab.

Wo liegen die größeren Probleme, bei Alno oder Pino? Pino soll profitabel gewesen sein?

Die Aufarbeitung der Gründe, die zu der Insolvenz der Alno-Gesellschaften geführt hat und der „Blick in den Rückspiegel“ werden erfolgen, jedoch zu einem späteren Zeitpunkt. Die Vorgänge sind alle gut dokumentiert. Der Insolvenzverwalter und sein Team blicken nach vorne und konzentrieren sich derzeit auf den Erhalt und die Fortführung der Alno-Gesellschaften.

Wo liegt die Spezialisierung bei Pino, ist die aus der Sicht des Insolvenzverwalters zukunftsträchtig?

Pino Küchen ist als Anbieter von Einstiegs-Küchen für den preisbewussten Verbraucher positioniert. Der Anbieter ist im Markt bekannt, verfügt über einen guten Kundenstamm und ist mit seinem Geschäftsmodell für Investoren durchaus interessant.

Wie ist die Stimmung im Unternehmen, dominiert Hoffnung oder Skepsis?

Der Insolvenzverwalter hat am 20. September auf einer Versammlung in Pfullendorf die Mitarbeiter über den Stand des Insolvenzverfahrens sowie über die Gründe über die ruhende Produktion informiert. Die Mitarbeiter an den anderen Standorten waren per Videokonferenz zugeschaltet und konnten Fragen stellen.

Bei Pino waren Mitarbeiter aus dem Team des Insolvenzverwalters vor Ort anwesend. Martin Hörmann informierte die Mitarbeiter über ihre Rechte und Pflichten als Arbeitnehmer und beantwortete Fragen zu Ansprüchen etwa bei Urlaubsgeld, Überstunden oder Altersversorgung.

Der Insolvenzverwalter hat großes Verständnis für die Sorgen der Beschäftigten um ihren Arbeitsplatz und appellierte an die Mitarbeiter nach vorne zu schauen. Obwohl es sehr schwierig sei, sei noch alles möglich. Sein Team, das Management und er würden nach Kräften alles tun, um die Arbeitsplätze zu erhalten.

(mz)