Horn Fleischwaren GmbH Horn Fleischwaren GmbH: Erst zwölf Filialen, jetzt die Schließung

Trebitz - Am Donnerstag geht das letzte Schnitzel, der letzte Ring Leberwurst über die Theke. Ausverkauf. Schon heute ist der Laden zu. Die namhafte Trebitzer Fleischerei Horn schließt - für immer. Zu Spitzenzeiten hatte die Horn Fleischwaren GmbH zwölf Filialen von Dessau bis Torgau, von Bitterfeld bis Coswig. 70 Mitarbeiter beschäftigte das erfolgreiche Unternehmen dereinst, zuletzt sind es noch sieben.
Egon Horn, von Hause aus Diplomingenieur für Maschinenbau und lange technischer Leiter in der Landwirtschaft, hat den Betrieb nach der Wende aufgebaut. 1992 war Eröffnung, der Ministerpräsident kam, rund 1,7 Millionen Mark sind investiert worden in Maschinen und die rund 750 Quadratmeter große Produktionsstätte.
Von der nimmt der Chef nach knapp 25 Jahren Abschied. Ohne allzu viel Wehmut, wie er einräumt. Seine Kinder wollen die Firma nicht übernehmen, die Tochter studiert Jura, der Sohn interessiert sich für Technik und Computer. Böse ist der 63-Jährige darüber nicht. Er hätte ihnen die Schwierigkeiten des Geschäfts ohnehin nicht zumuten wollen.
Einen Nachfolger aus der Branche hat Egon Horn trotz Suche in einschlägigen Internetportalen nicht gefunden. Einen Interessenten aus Thüringen gab es wohl, nur erwies der sich als „Hallodri“, wie es der Trebitzer formuliert. „Eine Luftnummer.“
Verkaufen kann er sein Unternehmen trotzdem, nur wird der Nachfolger, ein Unternehmen aus Bayern, nicht Fleisch und Wurst herstellen, sondern „hochwertige Tiernahrung“, bestimmt insbesondere für den Export.
Die Gewinnspannen, sagt Horn beeindruckt, sind da beträchtlich höher als bei dem Geschäft, das er über zwei Jahrzehnte betrieb. Dass das in den vergangenen Jahren immer schwieriger wurde, will der Trebitzer nicht verhehlen.
Drei Punkte zählt er auf: Die Euro-Umstellung: „Danach haben die Leute das Geld zusammengehalten, und die Preise sind gestiegen.“ Der Einzug der Discounter, die irgendwann auch Frischfleisch in den Kühltruhen hatten. Und die „staatlichen Restriktionen“: „Zum Beispiel hätten wir jetzt neue Waagen kaufen müssen, mit speziellen Chips zum Auslesen für das Finanzamt. Preis pro Stück: rund 4.000 Euro.“
Den Mindestlohn erwähnt Horn auch noch, der es schwierig mache, etwa Aushilfen zu beschäftigen.
Die Filialen wurden nach und nach weniger, zuletzt waren noch Kemberg und Trebitz übrig. Nun ist der komplette Betrieb geschlossen. Die verbliebenen Mitarbeiter wechseln komplett zum neuen Eigentümer. Was genau sie erwartet, wissen sie noch nicht.
Egon Horn räumt noch ein bisschen auf und geht in Pension. Das Windrad, das dem Betrieb sehr geholfen hat, bleibt ihm erhalten. Einige Wohnungen vermietet er überdies. Aber der Unternehmer wird jetzt plötzlich viel Zeit haben.
Weltreise? Horn schüttelt den Kopf: „Aber ich habe mir vorgenommen, regelmäßig kleine Radtouren zu unternehmen.“
(mz)