"Haus am Wald" in Zörnigall "Haus am Wald" in Zörnigall: Eingespieltes Duo

Zörnigall - Die offizielle Einladung zur großen Party hängt gerahmt an der Wand. „Jedes Hauptgericht kostet 8,88 Euro“, sagt Edeltraud Küstenbrück, die am Dienstag zusammen mit Ehemann Günter silberne Hochzeit hinter dem Tresen der Zörnigaller Gaststätte „Haus am Wald“ feiert.
„Viele alte Kneiper gibt es in der Region nicht mehr“, verkündet sie mit viel Stolz in der Stimme und erzählt ihre Lebensgeschichte. Die heute 66-Jährige bezeichnet sich als „typische Quereinsteigerin“. Ihr Mann hat sie endgültig für die Gastronomie begeistert. Nach vielen Schnupperstunden als Servicekraft, ist die gelernte technische Zeichnerin 1984 den Weg vom Büro ins Restaurant konsequent zu Ende gegangen.
„Diesen Schritt habe ich nie bereut“, meint sie. Trotz langer Arbeitszeiten, trotz Sonn- und Feiertagsschichten. Wer mit Herzblut bei der Sache ist, macht den Job mit Freude.
Mehrere Bauphasen
Nach der Wende haben sich Küstenbrücks mit dem Bau einer eigenen Gaststätte ihren lang gehegten Traum erfüllt. Am 16. Januar feiern sie wie erwähnt das 25-jährige Bestehen. Günter hat den Beruf von der Pike auf gelernt. „Ich habe Koch im Hallenser Hotel Rotes Ross gelernt“, erklärt er.
Später hat er mehrere Lokale im heutigen Landkreis geleitet, darunter Birkenbusch, Nudersdorf oder den Hans-Heinrich-Franck-Club in Wittenberg. Das Ehepaar merkt schnell, dass ihr Blockhaus für den Besucherverkehr zu klein ist.
Veranda und Jagdzimmer werden angebaut, aktuell bietet das „Haus am Wald“ 70 Gästen Platz. „Wir punkten mit deutscher Küche plus Qualität“, sagt die Restaurant-Chefin, die am Herd allein die Hosen anhat.
Gute Hausmannskost
Das Essen wird frisch zubereitet, ab 8 Uhr beginnt sie mit den Vorbereitungen. Edeltraud Küstenbrück zeigt mit beiden Händen an, wie lang mindestens ein Schnitzel sein muss, und berichtet vom stundenlangen Spargel schälen während der Saison. „Neben Schnitzel sind Rouladen und meine Hausmacher Sülze der Renner“, sagt sie und ergänzt, dass sogar Fahrradtouristen von unterwegs anrufen, ob letztere Spezialität auf der Tageskarte steht.
Selbst den Kuchen schiebt sie persönlich in den Ofen. Ihr Anspruch sei es, die Gäste zu verwöhnen. Rund um Weihnachten brummt der Laden besonders intensiv. Viele Besucher haben sich bereits einen Tisch für die diesjährigen Feiertage gesichert. Familienfeste jeglicher Art werden das ganze Jahr über in Zörnigall gefeiert. An zwei Tagen in der Woche legen die Eheleute zumindest die Beine etwas hoch.
Das auf dem Grundstück befindliche Einfamilienhaus muss in Schuss gehalten und der Papierkram erledigt werden. Hin und wieder holt der 81-jährige Chef einen seiner Oldtimer aus der Garage und macht mit der Frau „eine Kaffeefahrt“. Ein Vierteljahrhundert „Haus am Wald“ ist geschafft. Edeltraud Küstenbrück hat sich zum Thema Ruhestand noch keine ernsthaften Gedanken gemacht. „Solange die Gesundheit mitspielt, bleibt die Gaststätte offen.“ (mz)