Handball Handball: Treffsichere Schnatterinchen
WITTENBERG/MZ. - Käthe Jäger hatte keine Chance, etwas anderes als Handballerin zu werden. Schon als Baby atmete die heute elfjährige Gymnasiastin im Kinderwagen die Stadthallenluft ein. Mutter Katrin und Vater Sven gingen für den SV Grün-Weiß Wittenberg auf Punktejagd. Fläschchen geben und Windeln wechseln passierte sprichwörtlich zwischen den Halbzeiten. Diese Phase hat Käthe geprägt. Vor fünf Jahren schlüpfte sie dann selbst ins Trikot ihres Lieblingsvereins und betont, das es ihr immer noch "richtig Spaß" mache.
Die kleine Blondine muss zu Hause keine Türen einrennen, um ein Bundesligamatch live zu sehen. Die Stationen SC Magdeburg oder Reineckendorfer Füchse Berlin werden flugs zum Familienausflug, diskutiert wird auf Augenhöhe. Inzwischen ist die Schülerin des Luther-Melanchthon-Gymnasiums in der D-Jugend des SV Grün-Weiß angekommen. Nach dem Wechsel vom E-Bereich eine Stufe höher möchte sie mit ihrer Mannschaft weiter Spaß am Spiel haben. Die Arbeit mit dem Trainern macht der Elfjährigen viel Spaß. Routinier Hans-Joachim Pötzsch, den Käthe als Autoritätsperson betrachtet, unterstützt Kollegin Carmen Wegener noch bis November, dann muss die Übungsleiterin allein das Zepter schwingen. "Herr Pötzsch ist streng, Frau Wegener eher der Mutti-Typ. Ich denke, die Mischung passt schon", meint die Nachwuchs-Handballerin schmunzelnd. Teamkollegin Luisa Polack aus Reinsdorf hat eine Freundin, die heute für Blau-Rot Coswig auf Punktejagd geht, mit zum Training genommen. Es macht Luisa nach wie vor Spaß, Tore zu schießen, ihre Stärken sieht sie aber eigentlich in der Deckungsarbeit. "Mir gelingt es immer wieder, meinen Gegenspielerinnen den Ball aus den Händen zu tätschen." Ein wichtiger Aspekt, pünktlich zum Training zu gehen, ist der Treff mit Freundinnen. In der Pause ordentlich Schnattern gehöre unbedingt dazu. Man habe sich schließlich viel zu erzählen. "Das Team ist klasse. Ich denke, wir schaffen den Mittelfeldplatz."
Richtig aus der Masse heraus ragt die zwölfjährige Laurencia Streubel aus Wittenberg. Bei einer Körpergröße von 1,67 Meter kann sie den meisten Mitspielerinnen auf den Kopf gucken. Die Schülerin des Luther-Melanchthon-Gymnasiums kam vor zwei Jahren zum Probieren - und ist geblieben. Trotz ihrer Größe agiert die D-Jugendliche nicht hauptsächlich aus dem Rückraum heraus. Denn in dieser Altersklasse steht noch das Spiel Eins-gegen-Eins auf dem Programm, taktische Finessen werden erst später vermittelt. "Handball hat mich geprägt. Inzwischen besuche ich auch die Spiele unserer Männer-Mannschaft."
In die Saison 2010 / 11 starten die Mädchen nun auch mit neuen Trikots. Nach einem Anschreiben des grün-weißen Vorstandes an die Wittenberger Volksbank reagierte das Unternehmen prompt und spendierte der Mannschaft einen Satz Spielkleidung. Vorstandsmitglied Thoralf Flaake betonte, dass der Brief "nicht tränenreich" geschrieben war, doch der Inhalt ihn überzeugt habe, dem Club unter die Arme zu greifen. "Wir wissen, wie schwierig es ist, in der heutigen Zeit ordentliche Vereinsarbeit zu machen. Der Bitte um Unterstützung sind wir gern und schnell nachgekommen."
SV-Vorstandsmitglied Achim Otto erklärte, warum die Wahl auf die weibliche D-Jugend gefallen ist. "Wir gucken schon, wo Bedarf besteht. Das Ziel heißt, dass jede Mannschaft über einen ordentlichen Trikotsatz verfügt." Insgesamt schickt der SV Grün-Weiß neun Nachwuchs-Mannschaften ins Meisterschaftsrennen. Die A-Jugend bildet eine Spielgemeinschaft mit Radis und die D-Jugend mit der TSG Wittenberg.