Fristlos entlassen Fristlos entlassen: Kreissportbund Wittenberg wirft beide Geschäftsführer raus

Wittenberg - Eskalation beim Kreissportbund Wittenberg: Mit sofortiger Wirkung wurden am Montagabend beide Geschäftsführer fristlos entlassen. „Der Grund steht nicht auf dem Schreiben drauf. Ich habe das alles meinem Anwalt übergeben“, erklärte René Stepputtis (SPD) am Dienstag gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung.
Er habe zwanzig Jahre lang alles gegeben im Sinne des Sports – und sei dabei nur einen Tag krank gewesen. „Ich war immer ehrlich und mit Herzblut dabei“, erzählt der nun ehemalige stellvertretende Geschäftsführer des KSB.
Vorwürfe im Dunkeln
Stephan Arnhold, der Geschäftsführer, postete am Dienstag eine Meldung bei Facebook, in der er persönlich informierte, dass „der KSB seit 19:40 Uhr am 22.10. keine hauptamtliche Geschäftsführung mehr hat. Alle sportlichen Belange bitte nun über Uwe Loos klären. Es war mir stets eine Freude mit Euch zusammenzuarbeiten“. Er begründet diesen Schritt damit, dass der Kreissportbund auch am Dienstagnachmittag noch keine Presseerklärung zu dem Vorgang abgegeben habe.
„Es ist richtig, was die beiden geschildert haben. Es gab gestern eine Präsidiumssitzung. Auf der gab es einen nichtöffentlichen Teil mit den ehrenamtlichen Präsidiumsmitgliedern, also ohne Stephan Arnhold und René Stepputtis. In dem wurde durch die anwesenden stimmberechtigten Präsidiumsmitglieder einstimmig dieser Beschluss gefasst“, erklärt KSB-Präsident Uwe Loos (Die Linke). Um juristischen Verfahren nicht vorzugreifen, werde man sich nicht weiter öffentlich zu den Inhalten äußern. „Für unsere Vereine und Partner stehen wir natürlich als Ansprechpartner mit dem gewohnten Service zur Verfügung“, sagt Loos.
Lutz Bengsch, der Vorstandsvorsitzende des Landessportbundes Sachsen-Anhalt, bestätigt, dass es im Kreissportbund seit einiger Zeit am Brodeln gewesen sei. „Es gab zwei Gespräche, das zweite am letzten Mittwoch. Wir sind vorab informiert worden, dass Feststellungen gemacht wurden. Das geht schon eine ganze Weile und hat sich potenziert“, erläutert der promovierte Diplom-Sportlehrer. Deswegen habe sich das Kreis-Präsidium zu dem drastischen Schritt entschlossen. Ob es dabei um Veruntreuung gehe?
„Es wurden fragwürdige Dinge festgestellt, die aufgearbeitet werden müssen. Es steht im Raum, ob alles zweckentsprechend verwendet wurde. Aber Untreue? Ich weiß nicht, ob man davon schon sprechen kann“, windet er sich um eine Antwort. „Es muss Sorge getragen werden, dass eine ordungsgemäße Geschäftsführung erfolgt. Das ist noch keine juristische Wertung“, erklärt Landessportbund-Chef Bengsch. Man trage Sorge für die zweckentsprechende Verwendung von Landesgeldern. Konkreter wird er nicht.
Stephan Arnhold, der geschasste Kreisgeschäftsführer, ist da direkter: „Es geht definitiv nicht um Veruntreuung. Die Kündigung wurde uns ohne Angabe von Gründen ausgesprochen. Fristlos und hilfsweise als ordentliche Kündigung gleich mit“, erklärt er. Er hat ebenfalls einen Anwalt beauftragt, seine Interessen zu vertreten.
Gleichzeitig greift er das Präsidium des KSB scharf an. „Das ganze Verfahren ist respektlos. Man wird einfach erschossen. Das ist für mich eine Führungsschwäche vom geschäftsführenden Präsidium. Man spielt da mit Menschenleben, das geht gar nicht“, schimpft er. Weiter ins Detail will er gegenüber der Presse nicht gehen. „Ich möchte da auch keine Interna mitteilen“, erklärt er. Aber er hegt den Verdacht, dass der Landessportbund ihn schon länger habe loswerden wollen.
Zukunft von Events
Wie es mit der Zukunft der KSB-Veranstaltungen wie den Radsporttagen, dem Stabhochsprung-Event „Luther springt“ auf dem Wittenberger Markt oder der Sportgala weitergeht, dürfte zumindest für den Augenblick ungewiss sein. „Unser Bestreben ist, alle anstehenden Veranstaltungen planmäßig durchzuführen“, versucht Uwe Loos diese Bedenken zu zerstreuen.
RTL-Moderator Andreas von Thien, der im Januar die Sportgala moderiert hat, warnt bei Facebook vor einer Schlammschlacht: „Ich hoffe, dass Ihr sportlich fair miteinander umgeht“, antwortet der Sportjournalist auf den Facebook-Eintrag von Stephan Arnhold. Auch SPD-Ortsvereinsvorsitzender Thomas Merten kommentiert die Ereignisse: „Schwerer Schlag für den Sportstandort Wittenberg.
Gerade René hatte in seiner langjährigen Tätigkeit ein super Netzwerk aufgebaut. Bleibt zu hoffen, dass die aktuelle Kommunikation der Entlassung nicht ein Vorgeschmack auf die künftige Tätigkeit des KSB ist.“
Auf der Webseite des Kreissportbundes sind Arnhold und Stepputtis bereits am Dienstagnachmittag nicht mehr in der Übersicht der Geschäftsstellen-Mitarbeiter zu finden. Eventuell wird auf der Webseite noch ein weiterer Name verschwinden - öffentlich äußern möchte sich niemand dazu, weil in diesem Fall die Papiere noch nicht zugestellt seien. (mz)