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Friseursalon in Globig Friseursalon in Globig: Kuchen statt Föhn zum 30. Geburtstag

Von Paul Damm 13.05.2019, 12:04
Geschäftsinhaberin Anja Lietsch mit ihrer Mutter Gerda Genath: In ihrem Salon in Globig werden seit 30 Jahren Haare geschnitten.
Geschäftsinhaberin Anja Lietsch mit ihrer Mutter Gerda Genath: In ihrem Salon in Globig werden seit 30 Jahren Haare geschnitten. Damm

Globig - Im Friseursalon „Anja“ zeigte sich ein ungewohntes Bild: Stilvoll dekorierte Tafeln und ein üppiger Kuchenbasar statt Trockenhaube und Friseurhocker. Wer am vergangenen Mittwoch in Globig einen Haarschnitt haben wollte, der wurde enttäuscht. Denn Frisuren gab es an diesem Tag nicht - das 30-jährige Bestehen des Salons wurde gefeiert.

Besucher im Minutentakt

Kurz vor der Eröffnung ging Inhaberin Anja Lietsch noch einmal alles gründlich durch: Die selbst gebackenen Torten waren angeschnitten, der Kaffee heiß und auch der Grill vor dem Salon schon angeheizt - die Gäste konnten kommen. Und lange warten musste die 49-Jährige nicht. Im Minutentakt strömten neugierige Besucher in den Salon, beglückwünschten Anja Lietsch und brachten kleine Geschenke für ihr Geschäft mit.

In nur acht Jahren, in denen sie den Friseursalon führt, hat sie mittlerweile eine feste Stammkundschaft aufgebaut. „Darauf bin ich auch sehr stolz“, berichtet die Friseurmeisterin. Zuvor habe ihre Mutter Gerda Genath den Laden geleitet, ihn dann 2011 an ihre Tochter übergeben. „Dass meine Tochter auch an diesem Beruf Freude findet, hätte ich nicht gedacht“, erklärt die 72-Jährige, die den Salon am 8. Mai 1989 gegründet hat.

Im Laufe der Jahre habe sich dabei einiges geändert. „Die Frisuren damals waren klassischer, heutzutage bevorzugen die Kunden viel Farbe und bunte Strähnen“, erklärt die erfahrene Friseurmeisterin. Aber auch die Preise haben angezogen. Wo sie beispielsweise damals noch für einen Trockenschnitt wenige Mark verlangt hat, sind jetzt über zehn Euro fällig.

„Dass wir die Frisuren so billig anbieten konnten, hing mit den damaligen Niedriglöhnen zusammen“, erklärt Gerda Genath. Die Dienstleistung sei in der DDR „nichts wert“ gewesen - heutzutage müsse diese Arbeitsleistung jedoch honoriert werden. Trotz alledem müssen die Frisuren im preislichen Rahmen bleiben, denn „die Kunden vergleichen die Angebote“, bemerkt Anja Lietsch.

„Und wenn sie erfahren, dass es bei einem anderen Friseur billiger ist, kommen sie nicht mehr zu uns.“ Neben dem Friseursalon in Globig betreibt Anja Lietsch auch noch eine zweite Filiale im Seniorenstift „Georg Schleusner“ in Wittenberg. Dort frisiert sie hauptsächlich ältere Menschen, die bettlägerig sind oder im Rollstuhl sitzen. „Ich brauche immer eine neue Herausforderung - da ist die Arbeit im Seniorenheim genau die richtige“, erklärt die 49-Jährige. Gerda Genath sagt: „Dafür bewundere ich meine Tochter.“

In der Ruhe liegt die Kraft

Aus der Ruhe zu bringen ist Lietsch eigentlich kaum. Zwar gab es Momente, die für sie sehr stressig waren, doch auch dabei bewahrte sie immer einen kühlen Kopf. „Ich komme nur an meine Grenzen, wenn plötzlich eine Mitarbeiterin krank wird und ich mit Schneiden nicht hinterher komme.“

Doch das sei zum Glück noch nicht oft der Fall gewesen. Zumal unter solchen Umständen auch ihre Mutter kommen würde, um zu helfen. „Aber da muss es schon richtig brennen, bevor ich meine Mutter hinzu rufe“, sagt Anja Lietsch und lacht. (mz)