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Flüchtlinge in Vockerode Flüchtlinge in Vockerode: Ins Paradies aufgebrochen und in der Hölle gelandet?

28.03.2018, 09:26
Vockerode aus der Luft.
Vockerode aus der Luft. Archiv/Baumbach

Vockerode - Das ist mal eine Überraschung: Der MDR präsentierte am Montagabend bei „Fakt ist“ ein positives Beispiel von Integration. Und das soll in Sachsen-Anhalt tatsächlich Vockerode sein. Hier hat einst der Landkreis 700 Flüchtlinge in einen kleinen Ort mit völlig fehlender Infrastruktur verfrachtet. Der MDR erinnerte mit Bildern an die Demos.

Der Unmut der Einheimischen war groß. Und er könnte damit auch für eine These der Sendung - die Flüchtlinge seien zum vermeintlichen Paradies aufgebrochen und in der Hölle gelandet - stehen. Inzwischen soll alles gut sein. Rolf Kurtz berichtet im Gespräch mit dem MDR-Bürgerreporter Stefan Bernschein, dass es „keine Übergriffe auf Einheimische“ gegeben habe.

Kurtz - ein hemdsärmeliger Typ mit klarer Ansprache - hat in seinem Jugendklub Hervorragendes geleistet. „Viel Arbeit“, berichtet er von seinem Erfolgsgeheimnis. Kurtz musste Grundlegendes erklären. Dazu gehört auch die Gleichberechtigung von Mann und Frau. Nach seiner Auffassung ist noch viel mehr machbar. Aber es fehle „an Geld und dem politischen Willen“. Und die Versprechen der Bundesregierung, so Kurtz, müssten auch an der Basis eingehalten werden.

Nach seiner Auffassung handeln „die Behörden zu zögerlich“. So müssten oft Ehrenamtliche einspringen. In der Sendung wird Vockerodes Bürgermeisterin Renate Luckmann (SPD) von der Grünen-Fraktionsvorsitzenden im Landtag, Cornelia Lüddemann für ihr Engagement gelobt. Die Mühen haben sich offensichtlich gelohnt. „Integration reduziert Gewalt“, sagt Kriminologe Christian Pfeiffer.

In dem Punkt steht der Kreis Wittenberg gut da. 2017 wurden 321 nichtdeutsche Straftäter ermittelt. Zwölf Monate zuvor waren es noch 368. Der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen an den Tatverdächtigen sank gegenüber 2016 um 0,5 Prozentpunkte (2017: 10,7 2016: 11,2 Prozent).

Das geht aus der am Dienstag veröffentlichten Polizeistatistik hervor. Demnach gilt: Die größte Gruppe der Täter bei allen Delikten bleiben die Deutschen. In der Sendung ging es aber um Flüchtlinge. Und bei der Frage der Präsentation sorgt Lüddemann bei Frauke Petry (Die blaue Partei) für Erheiterung. „Glauben Sie wirklich, mit Kochkursen für Frauen gewaltbereite junge Männer zu besänftigen“, fragt sie. (mz)

Rolf Kurtz
Rolf Kurtz
Klitzsch