1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Wittenberg
  6. >
  7. Feuerwehr in Kemberg: Feuerwehr in Kemberg: Roter Mietwagen für Bergwitzer Kameraden

Feuerwehr in Kemberg Feuerwehr in Kemberg: Roter Mietwagen für Bergwitzer Kameraden

Von Karina Blüthgen 25.06.2018, 07:59
Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) hat die „geile Karre“ persönlich nach Kemberg gefahren.
Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) hat die „geile Karre“ persönlich nach Kemberg gefahren. Klitzsch

Kemberg - Solch einen Auftritt lässt sich Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) nicht nehmen. Höchstpersönlich fährt er das neue Feuerwehrauto auf den Kemberger Sportplatz, wo die Feuerwehrleute der Stadt Spalier stehen und applaudieren. Das Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug (HLF) ist am Sonnabend in der Ortsfeuerwehr Bergwitz offiziell in Dienst gestellt worden.

„Das ist der Ersatz für unseren LO, der nicht mehr durch den Tüv gekommen ist“, sagt Ortswehrleiter Stephan Böhme. In der Ausstattung ist das HLF dem DDR-Fahrzeug natürlich weit voraus. Nicht nur wegen des neuen Hydraulik-Rettungssatzes. Es gibt an Bord eine Rettungsbühne, die auch für den Schieneneinsatz genutzt werden kann, einen Lichtmast mit sechs LED-Scheinwerfern, eine Heckpumpe mit 2 500 Liter Wassertank sowie dazu 200 Liter Schaummittel.

Relativ schnelle Lösung

Damit haben die Bergwitzer alles dabei, wenn der Pieper zum Einsatz ruft, ob es nun zu einem Brand, einem Unfall an der Bundesstraße oder an der Bahnstrecke geht. Zwischen 30 und 40 Mal werden die Bergwitzer jährlich alarmiert. „Das war ja eine recht schnelle Lösung“, sagt Böhme angesichts anderthalb Jahren Wartezeit. Sicher müsse nicht jede Wehr alles haben, „aber mit unserem 20 Jahre alten Tanklöschfahrzeug sind wir zuletzt schon an Grenzen gestoßen.“

Dass die Kemberger zuweilen ungewöhnliche Wege gehen, wurde schon vor 13 Jahren deutlich. Damals legten sie mit dem Baubeginn für die Grundschule den Grundstein zum ersten Public-Private-Partnership-Projekt im Land. Nun also sind sie die ersten in Sachsen-Anhalt, die ein Feuerwehrauto mieten, statt es zu kaufen oder zu leasen.

„Holger Stahlknecht ist letztlich dafür verantwortlich, dass wir das neue Fahrzeug haben. Und es läuft ohne Fördermittel“, erklärt Torsten Seelig, wie das Pilotprojekt funktioniert. Die Stadt, so Seelig, koste es jährlich 46 000 Euro, was billiger als Leasing sei oder wenn die Stadt das Fahrzeug selbst kauft. Der Vertrag läuft über acht Jahre, dann geht das Auto zurück. „Und wir haben die Option, dafür wieder ein Neues mieten zu können“, erläutert Seelig. „Was bedeutet: Ich habe immer die neueste Technik.“

Und während es beim Kaufen oder Leasen der Zustimmung der Kommunalaufsicht bedürfe, brauche es die beim Mietkauf nicht, fügt der Landtagsabgeordnete Siegfried Borgwardt (CDU) hinzu. Allerdings, so Stahlknecht, habe es großer Überzeugungskraft bei einigen Beamten in Magdeburg bedurft. „Das Leben geht schließlich weiter“, so seine Begründung für neue Ideen.

Zeichen der Wertschätzung

Die Blicke der Feuerwehrleute, die die Ausstattung näher unter die Lupe nehmen, reichen von Staunen bis Bewunderung. „Das ist ein Zeichen für die Wertschätzung der ehrenamtlichen Arbeit und zweifellos einer der schönsten Momente für eine Wehr. Mit neuer Technik kann ich auch Leute begeistern“, weiß Kreisbrandmeister Roland Karthäuser. Stadtwehrleiter Ingo Bartsch findet, es ist „eine geile Karre. Der Vorteil ist: Wir durften das Fahrzeug selbst kreieren. Und es ist alles drauf, was wir wollten.“

Torsten Seelig hatte die Mitglieder seiner 19 Feuerwehren nicht nur wegen der Fahrzeugübergabe zusammengerufen. Eingebettet war die Übergabe in die Dankeschönveranstaltung der Stadt anlässlich des Elbehochwassers vor fünf Jahren. „2013 ist der Kelch Gott sei dank an uns vorübergegangen“, erinnert er an den Einsatz der Feuerwehrleute. Für sie gibt es am Sonnabend Schwein vom Spieß und Getränke. Aber nicht aus dem Stadtsäckel. „Das Geld ist der Bonus, den die Versicherung zahlt, wenn es nicht viele Schäden im Vorjahr gegeben hat“, erklärt Seelig. „Es soll für soziale oder kulturelle Zwecke zweckgebunden verwendet werden. Und ich habe mir erlaubt, es hierfür einzusetzen.“ (mz)

Mit sachkundigem Blick wird geprüft, ob die Ausrüstung stimmt.
Mit sachkundigem Blick wird geprüft, ob die Ausrüstung stimmt.
Klitzsch
Als Dankeschön für die Ehrenamtlichen gibt es Schwein am Spieß.
Als Dankeschön für die Ehrenamtlichen gibt es Schwein am Spieß.
Klitzsch