Eröffnung bei Globig Eröffnung bei Globig: Auf die Ziege gekommen

Globig - Neugierig drücken sich die Besucher am großen Fenster die Nasen platt. So sieht sie also aus, die Ziegenkäserei auf dem ehemaligen Globiger Bahnhof. Ein kleiner Raum, ausgestattet wie eine größere Küche, viel Edelstahl, alles gefliest. „Das ist eine Low-Budget-Geschichte“, verrät Sylvaine Anton-Scharapenko. „Ich habe Glück gehabt.“ Sie hatte überall herumgefragt, wer noch Fliesen und andere Sachen vom Renovieren und Umbauen übrig habe. Darum sei alles sehr bunt, allein die Fliesen seien von etwa 20 Leuten.
Das Interesse ist groß am Sonnabend, als im Rahmen des 9. Hoffestes der „Drei-Käse-Hof“ eröffnet wird. „Den Traum habe ich seit zehn Jahren. Seit zwei Jahren ist es konkreter geworden“, sagt die Chefin, die bisher eher durch gefilzte Taschen, Westen und auch Accessoires bekannt ist. Sieben laktierende, also Milch gebende Ziegen hat sie derzeit, dazu einige Zicklein. Die Ziegen werden von Hand gemolken, morgens und abends rechnet Sylvaine Anton-Scharapenko dafür eine Stunde ein.
„Sieben Liter Milch habe ich derzeit jeden Tag, das ergibt genau einen Käse.“ Der wiegt 700 Gramm, bei Frischkäse werden es 800. Sie hofft, dass es bald täglich zehn Liter Milch von den Ziegen werden. Die Obergrenze für das Melken von Hand, sagt sie, liegt bei 15 Ziegen. Das Land ringsherum um den früheren Bahnhof reiche genau dafür aus. Auf die Ziege ist sie gekommen, weil Tochter Rosina die Kuhmilch nicht so gut verträgt. Ziegenmilch mit Kakao ist dagegen okay. So mancher andere Besucher hat sich ebenfalls mit Ziege oder Schaf angefreundet - der Gicht wegen.
Der Drei-Käse-Hof hat seinen Namen übrigens nicht von ungefähr. Genau drei Sorten bietet Sylvaine Anton-Scharapenko an: Trappisten-Käse, Gouda und Frischkäse. Es brauche keine riesige Palette an Sorten, erklärt sie ihr Motto. „Diese drei Sorten schmecken uns, das reicht.“ Auch Rolf und Rosel Schneider, die früher das Fährhaus Pretzsch betrieben haben, sind Liebhaber von Ziegenkäse. Sie kennen die Ziegenhof-Chefin schon länger und haben ihr einen Teil des Kücheninventars vermacht.
Adriane Brückner ist mit Tochter Antonia zufällig in Globig gelandet. Sie machen derzeit Urlaub am Königssee. „Solche Hoffeste sind immer interessant und geeignet, Land und Leute kennenzulernen“, sagt die Mutter und ordert nach einer Kostprobe einen Gouda, Knoblauch-Frischkäse und im Lehmofen gebackenes Brot. „Pfingsten ist gesichert.“ Das Haus der Begegnung schenkt Kaffee und Kuchen aus, vom Wind geschützt lässt es sich gemütlich sitzen. Gefilzt, erklärt die Chefin, wird wieder im Winter. (mz)

