Einladung nach Plossig Einladung nach Plossig: Projektschau im Eiltempo

Plossig - Als Wilfried Pötzsch der Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft und Energie, Claudia Dalbert (Bündnis 90/Die Grünen), den Spaten zeigt, schlägt die 64-Jährige zunächst die Hände vors Gesicht. „Den kann man wirklich nicht übersehen“, meint die Ministerin, die für den Spatenstich auf der künftigen Blütenwiese vom Vorsitzenden des Mühlen- und Dampfmaschinenvereins ein kleineres Exemplar in die Hand gedrückt bekommt.
Danach geht alles ratzfatz. Pötzsch steigt zur Ministerin ins Auto und zeigt ihr in Plossig die zukünftigen Vereinsprojekte wie Trafo-Station (Brutstätte für Turmfalken oder Schleiereulen) und Mühlenhof. Der Begleit-Tross düst hinterher und sieht das Duo lediglich im Vorbeifahren. „Wir haben nur 50 Minuten“, meint der Vorsitzende entschuldigend, der am Ende die Vorgabe von Claudia Dalbert um mehr als eine halbe Stunde unterbietet.
Lediglich der Besuch des denkmalgeschützten Sägewerks, der nach der Ankunft der Ministerin auf dem Programm steht, passiert nicht im Expresstempo. Die Besucherin aus Magdeburg ist fasziniert von der Arbeitsweise und dem gut erhaltenen Zustand der Maschinen.
Die im September 2015 gegründete Gesellschaft zur Förderung historischer und innovativer Technologien im ländlichen Raum, besser als Mühlen- und Dampfmaschinenverein Plossig bekannt, hat 27 Mitglieder. Der Beitrag pro Erwachsener beträgt einen Euro im Monat.
Vorsitzender ist Wilfried Pötzsch und dessen Stellvertreter Bernd Seidel. Alle Mitglieder leisten zur Erhaltung und dem Neubau von Projekten freiwillige Arbeitsstunden. Für die denkmalgerechte Sanierung und den Aufbau einer Bockwindmühle erhält der Verein EU-Fördermittel.
„Funktioniert alles einwandfrei. Hier fliegt ihnen nichts um die Ohren“, betont Wilfried Pötzsch. Unternehmer Gerhard Schmidt verrät, dass er bis heute mit den ab 1939 entstandenen Maschinen arbeitet und sehr zufrieden ist.
Schule erhält Bienenvolk
Der gemütliche Teil auf dem Hof des Vorsitzenden hat seinen Namen verdient. Pötzsch stellt die einzelnen Projekte im Detail vor und betont, dass alle Mitglieder an einem Strang ziehen. „Wir haben hier keine Berge oder Seen, aber die Elbe“, sagt er und fügt an, dass Plossig demnächst Radtouristen vom Elbradwanderweg in den Ort locken will. Im künftigen Mühlenhof ist eine Schauimkerei integriert.
Als Dankeschön für die Dreharbeiten beim Abbau der um 1770 gefertigten Bockwindmühle in Schweinitz sowie der Grundsteinlegung in Plossig erhält die Sekundarschule Jessen-Nord ein Bienenvolk. Bei dieser Ankündigung wird Dalbert hellhörig und macht Direktor Thomas Felber ein Angebot. Das Ministerium stellt Schulen nach genehmigter Antragstellung eine Grundausrüstung für Imker zur Verfügung.
„Wenn die Kinder zum ersten Mal ihren eigenen Honig gegessen haben, dürfen die Eltern keinen mehr kaufen“, weiß die Ministerin aus Erfahrung und fügt an, dass sie prinzipiell ein Fan von regionalen Produkten ist. Ein Bienenvolk aus Plossig, meint Pötzsch, ist sozusagen in Bolivien fleißig. Der Vorsitzende hat seit sieben Jahren ein Patenkind in Nicaragua und ist daher mit der Organisation „World Vision“ in ständigem Kontakt.
Diese hat sich zum Ziel gesetzt, die Imkerei an Boliviens Schulen mit aufzubauen und Sponsoren für Bienenvölker gesucht. Pötzsch kann sich gut vorstellen, als Unterstützer des Projekts eine Brücke zwischen Jessen und dem Land in Südamerika zu bauen. In Zeiten des weltweiten Netzes ist ein Kontakt schnell hergestellt. „Für alle Beteiligten ist der Umgang mit Bienen Neuland. Da macht ein Erfahrungsaustausch Sinn.“
Nach Fertigstellung der Schau-imkerei auf dem Areal des Mühlenhofs werden die Schüler aus der Elsterstadt von Johannes Döring aus Plossig unterstützt, der sich laut Pötzsch in der Region schon einen Namen gemacht hat.
Kölner Bekenntnis
Ministerin Dalbert ist beeindruckt. Vom Ort, den Projekten und den rührigen Vereinsmitgliedern. „Die Elbe ist schöner als der Rhein. Ich darf das sagen, ich komme von dort“, meint die gebürtige Kölnerin, die das Bemühen, touristische Anziehungspunkte zu schaffen, sehr schätzt. Die 64-Jährige verspricht, den Mühlen- und Dampfmaschinenverein bei der Umwandlung der Brachfläche in eine Blütenwiese für Bienen mit dem passenden Blumensamen zu unterstützen.
Diese Steilvorlage nimmt Pötzsch sofort auf und lädt Dalbert im kommenden Jahr erneut nach Plossig ein. „Im Mai dürfen Sie den letzten Nagel in die restaurierte Bockwindmühle schlagen.“ (mz)