Dübener Heide Dübener Heide : Wandern mit Niveau

Bad Düben - Deutschland wandert wieder gerne, und es sind längst nicht nur die älteren Semester, die per pedes Strecke machen. „Das ging mit Hape Kerkeling richtig los“, sagt Thomas Klepel, Vorsitzender des Vereins Dübener Heide. Nachdem Entertainer Kerkeling auf dem Jakobsweg mal weg war, später darüber schrieb und die Geschichte in die Kinos kam, ist Wandern keine verstaubte Angelegenheit mehr. Weil es jedoch nicht immer gleich der lange Pilgerweg sein muss, bietet sich natürlich die Region für die kürzeren Strecken an: so die Dübener Heide.
Neben zahlreichen Wanderungen und Führungen gibt es im Naturpark Dübener Heide ein besonderes Projekt. Mit Crowdfunding, dem Sammeln von Spenden über das Internet, soll am 8. Oktober der große Thementag „Wolf und Mensch“ finanziert werden. Bei dieser ganztägigen Veranstaltung im Naturparkhaus soll es um die Chancen und Risiken der Rückkehr des Wolfes für die Menschen in der Dübener Heide gehen. Dafür benötigt man noch Unterstützer, denn von der Projektsumme von rund 8.500 Euro waren mit Stand vom gestrigen Sonntag erst 63 Prozent erreicht. Bis zum 11. August ist noch Gelegenheit, dem Wolfstag eine Chance zu geben. Das Geben ist dabei nicht einseitig, fürs gespendete Geld bekommt man eine Gegenleistung, die ab fünf Euro mit dem Trittsiegel eines Wolfes beginnt und über Wolfstag-Plaketten bis zu Tageskarten für das Heide Spa reicht, wenn man beim Crowdfunding mit mehr als 1.000 Euro dabei ist.
Infos und Unterstützung über www.regiocrowd.com und www.visionbakery.com.
Rund 500 Kilometer Wanderwege, durch flache bis hügelige Waldlandschaft, gibt es im Naturpark Dübener Heide, der sich über die Bundesländer Sachsen-Anhalt und Sachsen ausbreitet. „Jetzt wollen wir das Wanderwegenetz qualifizieren“, sagt Klepel. Dies geschieht mit Hilfe des Deutschen Wanderverbandes, der die Dübener Heide neben fünf anderen Regionen in Deutschland für ein Modellprojekt ausgesucht hat. Es geht um Qualitätsmanagement, um Zertifikate, verlässliche Standards. Das kennt man von den Hotelklassifikationen, Kliniken lassen sich zertifizieren, Unternehmen. Nun also auch Wanderwege, und mit denen in der Dübener Heide vorerst auch die ersten im Osten des Landes.
„Der Katalog dafür umfasst 44 Kriterien in fünf Kategorien, die sich in zwei große Blöcke teilen. Das sind Wegequalität und -führung und Angebote, Service sowie Informationen“, sagt Anne-Marie Hiller, Regionalmanagerin in der Dübener Heide und damit zugleich mit den durch die EU geförderten Leader-Projekten betraut. Diese spielen auch in die Zertifizierung der Wanderwege hinein, denn mit dem jetzt bewilligten Geld von rund 6.000 Euro wird man eine Wanderwege-Pflegekonzeption erstellen. Sie soll später aufzeigen - vorerst für Sachsen-Anhalt - wer welche Bereiche der Wanderwege pflegt.
Das ist wichtig, will man das Zertifikat, mit dessen Erhalt man in einem Jahr rechnet, auch über einen längeren Zeitraum behalten. Nach drei Jahren muss es erneuert werden, steht die Qualität wieder auf dem Prüfstand.
„Für uns ist es ohnehin toll, dass wir in diesem Modellprojekt dabei sind“, findet Thomas Klepel. Sauerland, Spessart, Schwarzwald zählt er auf. „Das ist schon ein anderer Klang im Ohr“, meint der Vereinschef über die weiteren Modellpartner, die in den kommenden Monaten prüfen werden, wie realistisch die Kriterien sind und ob sie sich so umsetzen lassen, dass nach der Modellphase alle Wanderregionen des Landes die Möglichkeit haben, sich um das Siegel zu bewerben.
Das kann, wie im Fall der Dübener Heide, indes auch zu Einschränkungen führen. „Wir werden rund 200 Kilometer unserer Wegestrecke den Prüfkriterien unterziehen. In Zukunft sind das dann auch unsere ausgeschilderten Wanderwege. Sie werden ausschließlich kommuniziert und beworben“, erklärt Anne-Marie Hiller. „Qualität statt Quantität“, fasst es Klepel kurz zusammen. Man wolle die Stärken der Heide hervorheben. Rundwanderwege seien ein Trend, vor allem aber die inhaltliche Arbeit, das Schaffen von Erlebnissen am Wegesrand. Der Vereinschef sieht da die Dübener Heide vor allem im Einklang mit Gesundheitsthemen. Der dünn besiedelte Landstrich sei hier mal nicht Schwäche sondern Stärke. „Hier kann man selbst zur Ruhe kommen“, sagt Klepel.
Erkannt haben das schon viele Tagestouristen, es könnten jedoch noch weitaus mehr sein. Klepel schätzt das Einzugsgebiet der Dübener Heide mit den Räumen Halle, Leipzig, Dessau und Wittenberg auf 1,5 Millionen wanderinteressierte Menschen. „Dass jeder nur einmal im Jahr die Heide besuchen würde“, wünscht er sich. Die Anreize dafür kann der Verein mit seinem Naturparkhaus in Bad Düben schaffen und sieht sich dabei auf einem guten Weg. Klepel zählt die Heidemagneten auf. Das sind Ausflugsziele von der Sehenswürdigkeit bis zur Heidegastronomie.
Mit der Zertifizierung und der damit verbundenen Konzentration auf ein gutes Drittel der Wanderwege müsse übrigens niemand am Wegrand befürchten, aus dem Blickwinkel zu geraten. „Natürlich achten wir auch auf die Regionalentwicklung. Wir wissen doch, wie schwierig es um die Existenz von Gaststätten in der Region bestellt ist“, meint Thomas Klepel und Anne-Marie Hiller betont, dass das Gütesiegel kein statischer Moment sei. „Es ist unter ständiger Kontrolle und Weiterentwicklung“, sagt die Regionalmanagerin. (mz)