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Ärger um Labrador Ärger um Labrador: Ist Hund gefährlich? Bangen um "Boomer" in Bad Schmiedeberg

Von Marcel Duclaud 05.11.2018, 12:37
Ein Herz und eine Seele: Edgar Gabriel und Labrador-Rüde „Boomer“.
Ein Herz und eine Seele: Edgar Gabriel und Labrador-Rüde „Boomer“. Klitzsch

Bad Schmiedeberg - Edgar Gabriel versteht die Welt nicht mehr, er spricht von „übereifrigen“ Ämtern und von Willkür der Behörden. Dabei streicht er „Boomer“ über den Kopf. Gabriel, ein Münchner, den es nach Bad Schmiedeberg verschlagen hat, fürchtet, dass er seinen Hund nicht mehr lange um sich haben wird.

Das Ordnungsamt der Stadt drohe, den sieben Jahre alten Labrador-Rüden „einzuziehen“, die „Haltung zu versagen“ und ihn in das Tierheim nach Eilenburg zu bringen: „Auf meine Kosten.“

Hund gilt als gefährlich

Dabei sei „Boomer“ ein freundlicher Hund, einer aber, der jetzt offiziell als gefährlich gilt. Mehrere Jahre lang sei nichts passiert mit dem Labrador, den er einst aus einer Auffangstation holte und mit dem er eine Hundeschule besuchte. Auch vorher habe es nie Probleme gegeben, versichert Gabriel: „Boomer ist schon mein sechster Hund.“

Dass sich jetzt die „Beißvorfälle“ häuften, sei schlichtes Pech. Denn ohne Grund ist die Maschinerie der Behörden natürlich nicht angelaufen. Das räumt der Bad Schmiedeberger ein. In immerhin drei Fällen kam es zu „Rangeleien“ mit anderen Hunden.

Die erste hat sich nach den Worten von Gabriel 2017 am „Blauen Auge“ bei Reinharz zugetragen. Da seien sich zwei Hunde begegnet, „die sich nicht riechen können. Der eine signalisierte: Ich bin der Chef. Damit war meiner nicht einverstanden.“ Es folgten: die Tierarztrechnung der Halterin des Kontrahenten und eine Anzeige. Mit einer Stellungnahme sei das Ordnungsamt zufrieden gewesen.

Fall Nummer zwei ist nicht lange her: Im Juli „hat Boomer sich mit einem Schäferhund an der Schönen Aussicht gekabbelt“, berichtet Gabriel. Zwar gab es keine Anzeige, allerdings müssen Tierärzte Beißattacken melden, weshalb die Behörden Bescheid wussten und nun nicht mehr nachsichtig reagierten. Dem Hundefreund wurde mitgeteilt, sein Vierbeiner sei gefährlich, er müsse ihn künftig an der Leine führen und ihm einen Maulkorb verpassen: „Diese Auflage halte ich seither brav ein.“

Widerspruch hat der Bad Schmiedeberger dennoch eingelegt und zudem den Antrag gestellt, einen „gefährlichen Hund“ halten zu dürfen - was verbunden ist mit einer so genannten Sachkundeprüfung. Schon vorher habe er einen schlappe 400 Euro teuren Wesenstest machen lassen. Ergebnis laut Gabriel: Der Rüde sei zu sozialverträglichem Verhalten befähigt und zeige keine über das natürliche Maß hinausgehende Kampfbereitschaft.

Selbst in bedrohlichen Situationen reagiere „Boomer“ mit Spielverhalten, Demut, Meidung. „Der Hund muss da an Kinderwagen vorbeilaufen, an Joggern, an anderen Hunden. Sogar mit einem Stock wird er bedroht.“ Die Sachkundeprüfung sei ebenfalls positiv gelaufen, sowohl theoretisch als auch praktisch.

Was dazwischen kam, war „Beißvorfall“ Nummer drei - beim Wanderurlaub in Österreich. Gabriel: „Ich habe ihm bei einer Pause den Maulkorb abgenommen. Ein anderer Hund kam: bellen, beißen, Anzeige. Und jetzt sind wir die ganz Bösen.“

Keine Gegenanzeige gestellt

Konsequenz ist die angedrohte „Versagung der Haltung“: Gabriel ist ziemlich verzweifelt, er weiß nicht, wie lange „Boomer“ noch bei ihm sein kann. Der Bad Schmiedeberger spricht von „unglücklichen Umständen“ und davon, seinen Labrador nicht einfach herausgeben zu wollen. Sein Fehler sei im Übrigen gewesen, keine Gegenanzeigen gestellt zu haben, weil die Aggressivität der anderen beteiligten Hunde ja nun nicht getestet wurde: „Das hätte Boomer sicher entlastet.“

Die Behörden unterdessen verweisen auf Pflichten, die sie einzuhalten haben: „Er hat drei Mal gebissen, wir mussten reagieren“, erklärt der Leiter des Bad Schmiedeberger Ordnungsamtes, Robby Leuker. Er deutet allerdings auch an, dass eine endgültige Entscheidung über „Boomers“ Schicksal zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht gefallen ist.

Das ist auch von Seiten des Landesverwaltungsamtes zu hören: „Das Verfahren läuft noch“, sagt Sprecherin Denise Vopel. Zwar sei die Kommune letztlich zuständig, die Landesbehörde berate und unterstütze sie aber. Vopel erläutert: „Derzeit befinden wir uns im Anhörungsverfahren, der Hundehalter kann Stellung zu den verschiedenen Punkten nehmen.“ Was im Übrigen bereits erfolgt sei.

Vopel fügt hinzu: „Wir überprüfen alle Aspekte und wollen niemandem etwas Böses.“

(mz)