180. Schloss- und Heimatfest 180. Schloss- und Heimatfest: Glanzlichter in 59 Bildern

Annaburg - Großer Trubel herrschte Sonntagnachmittag in Annaburg. Aus Anlass des 180. Schloss- und Heimatfestes wurde der Festzug „Best of - Gestern und Heute“ gestaltet. Lediglich aller fünf Jahre ist so etwas in der Heidestadt zu erleben.
Viele Vereine, Firmen, Schulen, die Kindertagesstätte „Abenteuerland“ und engagierte Bürger hatten sich für dieses besondere Ereignis etwas einfallen lassen. 59 Bilder waren gestaltet worden, mehrere hundert Akteure beteiligten sich beim Zug durch die Annaburger Straßen. Für Marschblöcke mit vielen Mitwirkenden sorgten neben anderem die Schulen und die Kindertagesstätte sowie der Sportverein Grün-Weiß.
Die Big-Band des Gymnasiums Verl war mit einer großen Abordnung dabei, ebenso der Holzdorfer Karnevalsclub (HKC) sowie die Feuerwehr. Die Annaburger Löschtruppe besteht seit 125 Jahren. Gemeinsam mit anderen Ortsteilfeuerwehren wurde die Entwicklung der Technik von den Handdruckspritzen bis in die Gegenwart verdeutlicht.
Südamerikanisches Flair steuerte der Friseursalon von Jana Mahler unter dem Motto „Samba Brasilien“ bei. Die Mönchenhöfer erinnerten an ihre Backtradition und die Mönche, die den Ort einst gründeten. Das Deutsche Rote Kreuz ließ die berühmte Fernsehserie „Schwarzwaldklinik“ aufleben.
Natürlich fehlten bei dem Spektakel auch „Mutter Anna“ und Kurfürst August I. nicht. Dafür sorgte die Interessengemeinschaft „Altes Annaburg“. Auf dem Markt, über den der Pulk zweimal zog, gab es per Mikrofon und Lautsprecher Informationen zu den Mitwirkenden.
Filmstars folgen auf Piraten
Hunderte im Festzelt verfolgten das Programm. Und wohl über hundert Akteure standen auf der Bühne, um ihren Zuschauern einen ansprechenden und unterhaltsamen Heimatabend zu bieten. Der wurde allerdings anders als in den vergangenen Jahren eingeleitet.
Denn den Auftakt bildete das Annaburger Heimatlied. „Nah am Walde liegt ein kleines Städtchen mit einem alten, schönen Schloss“, heißt es darin und das passt natürlich zum 180. Schlossfest, das von Donnerstag bis Sonntag gefeiert wurde.
Die Tradition, dieses Lied in der Gemeinschaft zu singen, sei nicht konsequent gepflegt worden, meinte Annaburgs Ortsbürgermeister Stefan Schmidt (Freie Wählergemeinschaft Annaburg). Aber in Vergessenheit sei das Lied nie geraten. Künftig soll es wieder öfter erklingen. Wer nicht so textsicher war, der konnte auf der LED-Wand auf der Bühne mitlesen und -singen.
Bühne im Zelt gekapert
Unter dem Motto „Best of - Gestern und Heute“ wurde aus Anlass des 180. Festes auch zurückgeschaut. Aber nicht so weit wie an den beiden Tagen zuvor, Michael Stifel, Martin Luther oder die wehklagende Witwe Gertrud etwa waren in diesem Getümmel nicht auszumachen.
Dafür zogen die Freibeuter der Meere ein. Mädchen und Jungen der Kindertagesstätte „Abenteuerland“ gingen als Piraten auf Kaperfahrt. Grundschüler tanzten und der Förderverein der Bildungsstätte trommelte auf Gymnastikbällen. Bekanntlich war das Trommeln einst eine Möglichkeit der Nachrichtenübermittlung und so wurde nachdrücklich darauf aufmerksam gemacht, dass Großes an der Grundschule bevor steht.
Am kommenden Dienstag wird dort der neugestaltete Schulgarten eingeweiht und es erfolgt die Namensweihe der „Grundschule Michael Stifel“, der Ersten in Deutschland.
Die Lebiener Tanzmäuse entboten Grüße aus „Bollywood“. Die Lebiener Tanzteens hatten sich für ein Lied von Imany entschieden. Hortkinder überraschten mit dem „Cup Song“, bei dem gute Koordination beim Hantieren mit Bechern gefordert ist, und sie traten gemeinsam mit den Line-Dancern auf. Karl-Peter Unkrodt brachte als Gesangssolist „Ein Hoch auf uns“ aus.
Dass sich im Programm nichts überhitzt, darum kümmerte sich die Feuerwehr, die seit 125 Jahren besteht, mit einem Löscheinsatz. Die Tanzgruppe von Sophie Kliem bekam diesmal sogar Verstärkung durch mehrere Männer.
Apropos Männer, jene vom 1. FC Frühschoppen ließen die „Glocken vom Rom“ erklingen, nachdem die Tanzgruppe des Jessener Freizeittreffs ein vom Publikum mit viel Beifall honoriertes Medley unter dem Titel „Rock me“ geboten hatte. Geschichtlich wurde es dann doch noch mal, als sowjetische Truppen einmarschierten.
Die Old-Rocker erinnerten so an ihren Auftritt vor einigen Jahren, aber auch daran, dass sich in Annaburg über Jahrzehnte eine Kaserne befand. Die Russen sind Anfang der 90er Jahre abgezogen. Genau genommen, reichte die Darbietung des Heimatfestvereins noch weiter zurück.
Das Musical „Grease“ gibt es seit 1971, aber es gehört noch immer zu den Dauerbrennern. Der Film dazu stammt aus dem Jahre 1978. In Annaburg waren statt der Hollywoodstars John Travolta und Olivia-Newton-John Willi Rauhe und Daniela Leder zu erleben.
Geeignete Fläche fehlt
Anders als üblich lief der Auftritt der Annaburger Hallenradsportler ab. Sie stellten ihren Verein und die jüngsten Erfolge bei Wettkämpfen etwa auf Landesebene über die LED-Wand dar, bevor die jungen Akteure sportlich selbst in Aktion traten. Allerdings hatten sie diesmal ihre Fahrräder nicht dabei, dafür allerdings einen großen Wunsch an die Organisatoren des Heimatabends.
Sie sollten dafür sorgen, dass eine Fläche zur Verfügung steht, auf der Radsportler sicher ihre Runden drehen können. In diesem Jahr war das nicht gewährleistet. Nun hoffen die Radler, dass sie sich 2018 wieder intensiver in das Heimatabend-Programm einbringen können.
Nachdem im vergangenen Jahr Thoralf Pabst, der Prensdorfer, seinen Abschied als Heimatabend-Moderator nahm, hatte Ulf Hoeppner diesmal Yvonne Schlobach an seiner Seite. Beide waren als verschiedene Comedians zu erleben: Cindy von Marzahn, Paul Panzer, Olaf Schubert, Sascha Grammel und seine sprechende Schildkröte. „Wir sind stolz, wieder ein Moderatoren-Paar gefunden zu haben“, sagte Erhard Berger vom Heimatfestverein.
Und er anerkannte den Mut, solch eine Aufgabe zu übernehmen. Yvonne Schlobach und Ulf Hoeppner verabschiedeten sich bis zum 181. Schlossfest. Sie wünschten sich ein griffigeres Motto. Bei „Best of“ sei es schwierig, einen roten Programmfaden zu entwickeln. „Schön wäre es, wenn wir da mitreden dürften“, so Yvonne Schlobach.
Keimzeit spielen "open air"
Auf ihrer Tournee durch Deutschland machte die Band „Keimzeit“ am Samstagabend Station auf dem Vorderschlosshof in Annaburg. Hier wurde aus Anlass des 180. Schlossfestes wieder mal ein „Schloss-Open-Air“ geboten. „Keimzeit“ gastierte früher öfter in der Stadt, dann im „Goldenen Ring“.
Viele der Besucher von einst waren auch diesmal wieder zur Stelle. Als Frontmann Norbert Leisegang (links) das Publikum fragte, wer früher bei Auftritten im „Ring“ dabei war, gingen viele Arme in die Höhe. (mz)