Nachwuchs gesucht Wie die Situation in den Ausbildungsbetrieben in Mansfeld-Südharz aussieht
172 neue Ausbildungsverträge wurden in Innungsbetrieben im Landkreis geschlossen. Welche Branchen davon profitieren.
Sangerhausen/Eisleben/MZ - Anfang September sind viele junge Menschen in einen neuen Lebensabschnitt gestartet und haben ihre Lehre begonnen. „In diesem Jahr wurden bisher 172 neue Ausbildungsverträge in Innungsbetrieben im Landkreis Mansfeld-Südharz geschlossen“, sagt Regina Ziesche, Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Mansfeld-Südharz. Im Vorjahr seien es kreisweit noch insgesamt 190 neue Ausbildungsverträge gewesen, im Jahr 2019 sogar 202.
„In diesem Jahr können allerdings noch bis Ende Oktober neue Ausbildungsverträge dazukommen“, so die Geschäftsführerin. Daher gehe sie davon aus, dass sich die Anzahl der neuen Ausbildungsverträge bis zum Jahresende etwa auf dem Niveau der Vorjahre einpendeln wird.
Kfz-Mechatroniker ist der beliebteste Ausbildungsberuf
„Bei den jungen Männern im Landkreis bleibt nach wie vor der Kfz-Mechatroniker der beliebteste Ausbildungsberuf. Im Kfz-Bereich ist die Zahl der neuen Ausbildungsverträge mit 30 in diesem Jahr stabil geblieben“, erklärt Ziesche.
Zudem gebe es in diesem Jahr auch mehr Zuspruch für den Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Bei den jungen Frauen seien die Ausbildungsberufe Bürokauffrau, Augenoptikerin und Zahntechnikerin besonders beliebt.
Dagegen habe die Anzahl der Ausbildungsverträge beim Friseurhandwerk und zum Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik stark abgenommen, so die Geschäftsführerin. Im Falle des Friseurhandwerks sei die Anzahl der Ausbildungsverträge schon seit den letzten fünf Jahren rückläufig. Bei den Tischlereibetrieben im Landkreis sei deren Anzahl jedoch stabil geblieben. „Insgesamt gibt es in den Handwerksbetrieben in Mansfeld-Südharz etwa 750 Auszubildende über alle Lehrjahre hinweg“, erläutert Ziesche.
Unterschiedliche Situation in den Ausbildungsbetrieben
Die Corona-Pandemie hat den Auszubildenden einiges abverlangt. Der Berufsschulbetrieb sei eingeschränkt gewesen, der Unterricht habe teilweise nur online stattfinden können, so Ziesche. Die Prüfungen seien daher unter erschwerten Bedingungen durchgeführt worden. Bei den Ausbildungsbetrieben im Landkreis gestaltet sich die Suche nach Nachwuchskräften tatsächlich sehr unterschiedlich. „Wir würden gerne ausbilden, aber wir haben momentan keine Anfragen von Lehrlingen“, sagt der Dachdeckermeister Martin Fleischmann in Welbsleben. Es sei erschreckend, wie wenig Lehrlinge es im Dachdeckerbereich zurzeit gebe.
Bei der Tischlerei Rainer Böhme in Sangerhausen sieht die Situation etwas anders aus: „Wir haben momentan einen Auszubildenden im ersten Lehrjahr. Wir hatten aber insgesamt in diesem Jahr nicht viele Bewerbungen“, sagt Lisa John, kaufmännische Mitarbeiterin bei der Tischlerei. Die Corona-Pandemie habe möglicherweise auch dazu beigetragen. Trotz allem habe man bisher in jedem Jahr Lehrlinge ausbilden können, so John.
„Wir haben derzeit insgesamt vier Auszubildende. Davon ist ein Auszubildender im Kfz-Bereich im ersten Lehrjahr dazugekommen“, sagt Andreas Gräbe, Inhaber des gleichnamigen Autohauses in Eisleben. Man bekomme für den Kfz-Bereich zwar immer noch viele Bewerbungen. Deren Qualität nehme jedoch zunehmend ab, gerade was die Schulbildung in naturwissenschaftlichen Fächern angehe. „Wir brauchen inzwischen viel länger, um die Auszubildenden richtig einzuarbeiten“, erläutert Gräbe.