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Image-Schaden befürchtet Todesanzeige für Landkreis Mansfeld-Südharz

Von Joel Stubert und Daniela Kainz 08.02.2018, 08:53
Der Hettstedter Bürgermeister Danny Kavalier (CDU) macht auf seiner Facebookseite kein Geheimnis daraus, wie es aus seiner Sicht um die Zukunft des Kreises bestellt ist.
Der Hettstedter Bürgermeister Danny Kavalier (CDU) macht auf seiner Facebookseite kein Geheimnis daraus, wie es aus seiner Sicht um die Zukunft des Kreises bestellt ist. Screenshot

Eisleben/Hettstedt - Auf einer Trauerfeier ist in der Regel für den Bedachten nichts mehr zu machen. In diesem Fall allerdings soll sie eher der Beginn eines neuen Lebens sein. Denn die Traueranzeige gilt dem vor über zehn Jahren gegründeten Landkreis.

„Wir wollen aufrütteln“, sagt Danny Kavalier (CDU), Hettstedts Bürgermeister, der diese Anzeige am Mittwoch auf Facebook verbreitete. Aufrütteln gegen die Finanzsituation der Kommunen im Landkreis, die sich allesamt im Regen stehengelassen fühlen.

„Schlusslicht in Sachsen-Anhalt“: Todesanzeige für Landkreis Mansfeld-Südharz soll Verantwortliche wachrütteln

„Wir sind Schlusslicht in Sachsen-Anhalt“, sagt Kavalier. „Deswegen brauchen wir eine besondere Behandlung.“ Dennoch hat man das Gefühl, dass dies vom Land nicht entsprechend berücksichtigt wird.

Der Aschermittwoch soll das nun ändern. Auf dem Eisleber Marktplatz sollen an diesem Tag Politiker, aber vor allem „Bürger und Vereine“, wie Kavalier betont, zeigen, dass sie mit ihrer Geduld am Ende sind. „Wir brauchen Unterstützung in unserer strukturell schwachen Situation“, so der Bürgermeister von Hettstedt. Feuerwehr, Verbände, Hilfsorganisationen oder Gewerkschaften sollen trommeln.

Um dies zu untermauern, wird ein historischer Bogen geschlagen. Direkt vor dem Luther-Denkmal auf dem Markt werden wohl 15 Thesen in eine Tür geschlagen, die sich auf die Kommunalfinanzen und auf das Gefühl, sich kaputtsparen zu müssen beziehen.

„Es ist nicht mehr fünf Minuten vor zwölf“, sagt Kavalier, der auch für alle anderen Städte und Gemeinden des Landkreises spricht. „Es ist fünf Sekunden vor zwölf.“

Traueranzeige für Landkreis Mansfeld-Südharz: Landrätin Angelika Klein befürchtet Imageschaden

Die Angesprochenen, sprich die Landespolitiker, sind auch eingeladen. „Aber der Ministerpräsident kann leider nicht, weil er einen Termin mit dem Bundespräsidenten hat“, schildert Kavalier. Weitere Einladungen seien verschickt. Fest stehe schon, dass die Landrätin auf jeden Fall dabei sein wird, so Kavalier.

Dennoch hält Angelika Klein (Die Linke) wenig von der Traueranzeige. „Das Ankündigen des Sterbens unseres Landkreises ist aus meiner Sicht nicht zielführend.“ Vielmehr habe man sich zuletzt ein positives Image erarbeitet. Grob skizziert ist bereits der Ablauf der einstündigen Veranstaltung in Eisleben.

Symbolische Aktion, um auf die Problem in den Städten aufmerksam zu machen

Bevor 15 Thesen über die Probleme in den Städten und auf dem Land verlesen und angenagelt werden, soll ein Sarg mit dem Transparent „Ohne Moos nichts los“ zu Luthers Denkmal getragen werden. „Wir erwarten Vereine aus Hettstedt, Eisleben und Sangerhausen“, so Eislebens Stadtsprecher Maik Knothe.

Aus Sangerhausen reist unter anderem das Kobermännchen an, bestätigt Jens Schuster, stellvertretender Bürgermeister. „Es ist insgesamt eine symbolische Aktion“, sagt er. Auch Oberbürger Sven Strauß (SPD), der diese Woche nicht im Haus ist, soll dabei sein.

Um auf ihre Situation hinzuweisen, werden Feuerwehren mit ihren Einsatzfahrzeugen auf den Marktplatz rollen. „Das ist so von der Stadtverwaltung angedacht“, bestätigt Wehrleiter Ingo Warschawsky von der Hettstedter Feuerwehr.

Mit der Technik wollen die Feuerwehrleute für die Beleuchtung sorgen. Aber das ist nur ein Grund für ihre Teilnahme: Seit Jahren warten die Hettstedter auf Fördermittel für den Bau eines Gerätehauses. Eine Zusage liegt immer noch nicht vor, obwohl die Stadt seit zwei Jahren ihren Eigenanteil im Haushalt eingestellt hat.

„Ohne Unterstützung können wir das Projekt nicht umsetzen“, so Warschawsky beispielhaft. Besonders ärgerlich sei: Das Land hatte auf die Planung in puncto Stellplätze und Sanitäranlagen Einfluss genommen, was zusätzliche Planungskosten verursachte. (mz)