Radballer erneut Junioren-Europameister Radballer erneut Junioren-Europameister: Eine Herausforderung für Mütter und Söhne
Sangerhausen - Beifall schallt durch die Sangerhäuser Mammuthalle. Der Applaus gilt Max Rückschloss und Eric Haedicke, die soeben durch ein von Kindern und Fahrrädern gebildetes Spalier einmarschieren. Die 17-Jährigen sind frisch gebackene Junioren-Europameister im Radball, haben ihren im Vorjahr in der Schweiz errungenen Titel am Wochenende in Prag mit Erfolg verteidigt. Zu den Medaillen und den Europameister-Trikots gibt es als Zugabe diesen - vom RSV Sangerhausen organisierten - Empfang in der Heimatstadt.
Trotz Schicksalsschlag macht Radballer Haedicke weiter
Das erfolgreiche Duo, das ist zu spüren, genießt die Aufmerksamkeit. Gespräche, viele Fotos, Schulterklopfen. Rund 80 Leute sind in diesem Jahr zum Gratulieren gekommen, weitaus mehr als noch im Vorjahr. Radball steigt in der Gunst der Sangerhäuser, auch das ist an diesem Abend unverkennbar.
Ein wenig abseits vom Getümmel stehen Christina Haedicke und Manuela Rückschloss. Sie sind die Mütter der beiden Helden des Tages. Dann, wenn niemand genau hinsieht, wischen sich beide Frauen schnell mal über die Augen. Stolz sind sie auf ihre Kinder, ganz klar. Aufregend ist das Ganze ohnehin. „Wir haben in den letzten Tagen schon eine ganze Menge Taschentücher gebraucht“, sagt Manuela Rückschloss. Christina Haedicke stimmt ihr zu. Dann sagt sie leise: „Es war ja auch nicht einfach für uns in den letzten Wochen.“ Das wiederum ist nur allzu verständlich. Schließlich verstarb Erics Vater Frank vor kurzem. „Eric hätte auch alles hinschmeißen können, hat er aber nicht“, erzählt seine Mutter. Manuela Rückschloss sieht sie kurz an und sagt: „Die beiden haben auch für Frank gespielt.“
Dann aber wird schnell das Thema gewechselt, die Sprache kommt auf die Europameisterschaft in der Hauptstadt Tschechiens. „Aufregend war das“, sind sich beide einig. Und dann sprechen beide fast zeitgleich: „Wir haben gezittert am ganzen Leib, es gab dieses Gänsehautgefühl.“
Am Ende aber war alles gut, sehr gut sogar. Eric und Max gewannen den Titel, zum zweiten Mal nun schon. Eric Haedicke und Max Rückschloss haben eine Menge davon zu erzählen. Von der Vorrunde, die sie ungeschlagen und souverän bestritten haben. Und vor allem vom Herzschlag-Finale. Zweieinhalb Minuten vor Ultimo lagen die Deutschen gegen Österreich 4:2 in Führung, als Eric Haedicke zum zweiten Mal behandelt werden musste. „Ich habe wahrscheinlich zu wenig getrunken. Die Folge waren Krämpfe im Oberschenkel“, sagt er. Beim ersten Mal dauerte die Behandlung nur zwei Minuten. Dann aber, eben kurz vor Ultimo, fast zwölf.
Sangerhäuser Duo startet demnächst beim Japan-Cup
Sekunden vor dem Ende der zustehenden Behandlungszeit meldete sich Eric Haedicke wieder fit, stieg aufs Rad und spielte die Partie zu Ende. „Da haben wir beide ganz schön gezittert“, sagen sie rückblickend. Und sie sprechen davon, dass solche Triumphe trotz vier gewonnener Deutscher Meisterschaften und nun zwei Europameisterschaften keine Routine sind. „Es ist schon was Besonderes“, sagen sie. Für die jungen Radballer, und für ihre Mütter sowieso. Und nun? Sie wollen die beiden irgendwann mal bei einer Weltmeisterschaft bei den Männern spielen sehen, sind sich ihre Mütter beim Blick in die Zukunft einig.
In naher Zukunft ist ein WM-Start für Max Rückschloss und Eric Haedicke allerdings noch weit entfernt. Jetzt folgen erst einmal der zweite Start des Duos beim Japan-Cup und dann das Qualifikationsturnier zur 2. Bundesliga, das im Juli in der Sangerhäuser Mammuthalle über die Bühne gehen wird. Natürlich werden die Fans auch dann wieder ganz besonders auf Eric Haedicke und Max Rückschloss schauen. Und ihre Mütter. (mz)