Mansfeld-Debatte Mansfeld-Debatte : So reagieren die MZ-Leser auf die Ideen des SMG-Chefs

Die Idee des neuen Marketingchefs, den Namen „Mansfeld“ wegzulassen, zeugt davon, dass der Mann für diese Funktion ungeeignet ist. Ich weiß zwar nicht, wo der Mann herkommt und die Befähigung für die Position erworben hat, aber er negiert damit Würde, Ehrgefühl und historisches Erbe der Mansfelder - angefangen von Luther bis hin zu der über 1000-jährigen Geschichte der Mansfelder Kupferschieferbergbaus. Vielleicht sollte er als nächstes vorschlagen die Stadt Mansfeld in „Südharz“ umzutaufen, aber die Gemeinde Südharz gibt es ja schon.
Wenn er provozieren will, dann ist ihm das jetzt schon gelungen; aber das Bewusstsein und der Stolz der Mansfelder sind permanent vorhanden und brauchen nicht durch Provokation geweckt werden.
Neuen Chef nicht verprellen
Ich bin einmal als junger Mensch aus Hettstedt ausgewandert und als alter Mensch zurückgekommen. Immer noch nichts los im Ländle? Aber darum geht es doch gar nicht. Im Moment jedenfalls scheint etwas los zu sein. Angesichts des neuen Mansfeld-Heimatrausches, der plötzlich ausgebrochen ist, nachdem der neue SMG-Chef den Slogan „Südharz“ empfohlen hatte. Er hört sich zumindest besser an als der eventuelle Touristen verschreckende Hinweis „Wir stehen früher auf!“
Ich möchte mal an zwei Artikel in der MZ erinnern. Der eine kam vor wenigen Tagen: Zu wenig Babys im Land. Gut ausgebildete junge Frauen ziehen weg. Meine Frage dazu: Warum denn?
Der zweite Beitrag liegt schon ein paar Monate zurück. Der Kulturchef einer Berliner Tageszeitung hatte Mansfeld und sein modernistisch gestaltetes Museum besucht. Sein Bericht war niederschmetternd. Hierzulande aber war man beleidigt und empört.
Zur positiven Entwicklung einer Region gehören auch Menschen mit guten Ideen. Wir dürfen uns nicht nur immer selbst sehen. Wir müssen selbst etwas tun, dann wird es auch etwas mit der Region. Warten und Ideen bremsen bringt niemanden weiter, Veränderungen müssen versucht werden. In diesem Sinne sollten wir den neuen SMG-Chef nicht verprellen, bevor er überhaupt angefangen hat.
Gesamte Region vermarkten
Ich bin über einige Aussagen des neuen Chefs der SMG „etwas“ verunsichert oder entsetzt. Das fängt schon „gut“ an. Solche Sätze wie „Infrastruktur und Verkehrswege besser als in Ostbrandenburg“ und „Leute aufgeschlossener als im Oderbruch“ werden die Brandenburger „gern“ lesen oder hören.
„Und Mansfeld-Südharz als Marke funktioniert nicht. Mansfeld kennt man außerhalb leider nicht so und kann es daher geografisch schwer verorten“, sagt Andreas Hensel. Ich dachte eigentlich, Herr Hensel sei hier, um die gesamte Region touristisch zu vermarkten. Und dann will er den Namen auf Südharz reduzieren? Südharz ist eine Gemeinde im Landkreis.
Mit seinem Vorschlag werden sich mehr Kommunen unterrepräsentiert fühlen. Stolberg als Leuchtturm - das ist in Ordnung. Aber der Kreis hat mehr zu bieten. Und die von ihm genannte Hängebrücke ist zwar ein Besuchermagnet, aber Naturschützer warnen vor weiteren Eingriffen in die Natur (Parkplätze…). Wir sollten mit dem werben, was wir haben, und das ist eine Menge - für Touristen und Investoren.
Identität nehmen?
Will man uns Mansfeldern nun auch noch die letzte Identität nehmen? Die Frage nach der zunehmenden Bedeutungslosigkeit der Mansfelder Stammkreise Hettstedt und Eisleben ist doch leicht zu beantworten: Das Mansfelder Land ist vom früheren Aushängeschild zur Last geworden! Die Gründe hierfür sind unter anderem höchste Arbeitslosigkeit in Sachsen-Anhalt, höchster Altersdurchschnitt seiner Bürger, schlechte Infrastruktur, stark abnehmende Einwohnerzahlen.
Vor den Kopf gestoßen
Mit der Bemerkung „Mansfeld kennt man nicht“ hat sich unser neuer Geschäftsführer der SMG eigentlich schon disqualifiziert. Er hat die Hälfte der Region vor den Kopf gestoßen. Auch wenn er gute Vermarktungsgründe mit dieser Bemerkung anspricht, so ist es ja gerade seine Aufgabe, den Namen „Mansfeld“ wieder in das Bewusstsein zu rücken, in dem er einst stand, auch wenn sich der Name „Südharz“ zugegebenermaßen gut verorten lässt. Wie sollen wir uns beispielsweise im Schaubergwerk Röhrigschacht verhalten? Wir vermitteln den 800-jährigen Mansfelder Bergbau! Umbenennung definitiv ausgeschlossen!
Gut hingegen finde ich die anderen Überlegungen. Luther ist natürlich ein Zugpferd, doch nicht alles, was wir zu bieten haben. Natur und Industriekultur benötigen dringend eine Stärkung im touristischen Bereich. Und die Umsetzung einer einheitlichen Beschilderung ist längst überfällig und sollte eine der ersten Aufgaben des neuen Geschäftsführers werden. Ich wünsche Herrn Hensel viel Erfolg bei der wirtschaftlichen und touristischen Entwicklung unserer Region. Über seine „Umbenennung“ sollte er aber dringend nochmals nachdenken.
Viele finden es nicht richtig
Viele Leute, mit denen ich gesprochen habe, fänden es nicht richtig, wenn der Begriff Mansfelder Land nicht mehr verwendet werden würde. Die meisten von ihnen bringen ihren Unmut im Gespräch zum Ausdruck, aber die wenigsten äußern sich durch eine Mail oder einen Brief.
Was war denn das Mansfelder Land? Erinnert sich jemand an die Geschichte mit des Mannes Feld? In Vergessenheit gerät auch die Tatsache, dass hier einst 800 Jahre Bergbau zu Grabe getragen wurden - lautlos!
Luther wird komischerweise meistens nur mit Wittenberg in Verbindung gebracht und er ist ein Sohn unserer Stadt! Es gibt Regionen, die weit weniger geschichtliches Potenzial haben, aber es zu vermarkten wissen.
Ich gebe außerdem zu bedenken, dass der Begriff Südharz, welcher hier favorisiert werden soll, territorial viel weiter gefasst ist als die Regionen Eisleben, Hettstedt und Sangerhausen.
Viel Mansfelder Geschichte
Das Lied „Mein Mansfelder Land“ singen wir, die Kultur- und Heimatgruppe Wippra, schon über 60 Jahre bei unseren Auftritten. Kann Tourismus-Werbung denn nicht Mansfeld-Südharz heißen? Das ist identisch mit unserer Landkreisnennung oder -benennung.
Wir haben einige Schwerpunkte aus der Geschichte des Mansfelder Reviers: Wettelröder Röhrigschacht und Bergbaupfad, Nachbau der Watt’schen Dampfmaschine in Hettstedt, Martin Luther in Eisleben, Mansfeld-Museum in Hettstedt, Nappian und Neuke, die Gangolfkirche in Hettstedt, 800 Jahre Erzbergbau, bei dieser Festveranstaltung marschierten in Eisleben auch westdeutsche Bergmannsvereine, und auch heute noch haben unsere Mansfeldvereine Besuche von dort. Die kennen das Mansfelder Revier. Es gibt auch das Mansfeld-Oratorium. Es gibt vielmehr, was ich auch immer in der MZ lese, Glückauf! (Mein Großvater war Bergmann 1866 – 1934 im Mansfelder Revier).
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