Kyffhäuserdenkmal bei Kelbra Kyffhäuserdenkmal bei Kelbra: Spektakuläre Reise in die Tiefe mit virtuellem Lift

Kelbra/Kyffhäuser - Mit 176 Metern gilt er als der tiefste Burgbrunnen der Welt. Kaiser Barbarossa hat ihn wahrscheinlich zwischen 1140 und 1180 anlegen lassen. Im kommenden Jahr werden Besucher erstmals auch eine Reise in das Innere des Bauwerks unternehmen können - mit Hilfe eines virtuellen Lifts. Der soll die Hauptattraktion einer neuen, rund 155.000 Euro teuren Ausstellung sein, die derzeit erarbeitet wird.
Mit 3-D-Brille oder Bildschirmen den Brunnen erkunden
Der geplante Lift funktioniert dabei so: „Die Besucher bekommen entweder eine 3-D-Brille auf oder können mit Hilfe mehrerer Bildschirme in das Bauwerk hinabtauchen“, sagt Hendrik Fuchs von der Firma Monumedia aus Erfurt. Sie hat das Konzept für die multimediale Ausstellung erarbeitet, die die bisherigen Schautafeln ablösen soll.
Die Arbeiten für einen gläsernen Aufzug vom Parkplatz unterhalb bis zum Denkmal auf dem Kyffhäuser nehmen konkrete Formen an. Ab 29. August sollen Probebohrungen für das Projekt beginnen. Eine Firma aus dem Sangerhäuser Raum habe dafür den Zuschlag erhalten, sagte Ulrich Thiele, Sprecher der Kreisverwaltung in Sondershausen. Sollten die Fachleute keine geologischen Störungen im Gebirge finden, sollen ab Herbst die notwendigen Fördermittel für das insgesamt 4,2 Millionen Euro teure Projekt fließen. Das Land Thüringen habe angekündigt, das Vorhaben zu 90 Prozent zu fördern. Den Rest soll die Kur- und Tourismusgesellschaft Bad Frankenhausen aufbringen, die das Denkmal betreibt und auch den 55 Meter hohen Geolift betreiben soll. Der seit Jahren geplante Geolift soll Besuchern den 300 Meter langen Aufstieg zum Denkmal ersparen. Außerdem könnten die Gäste im Lift mehr über die Geologie des Kyffhäusergebirges erfahren, sagt Thiele. Er rechnet mit etwa eineinhalb Jahren Bauzeit für das Projekt. Gehe alles glatt, könne der Geolift im Herbst 2018 fertig sein. (fs)
Ob am Ende 3-D-Brillen oder Bildschirme zum Einsatz kommen, sei noch nicht geklärt, sagt er. Der Besucher werde aber auf jeden Fall selbst zum Forscher und Schatzsucher. „Er kann hautnah den Nervenkitzel erleben, den nur jemand spürt, der an einem Stahlseil hängt und 176 Meter freien Raum unter sich hat.“
Die Aufnahmen für den Lift sind vor wenigen Wochen mit sechs Full-HD-Kameras erstellt worden. „Die Aufnahmetechnik sah relativ unspektakulär aus, die Kameras haben aber atemberaubende 360-Grad-Aufnahmen geliefert“, bestätigt Heiko Kolbe, Bereichsleiter bei der Frankenhäuser Kur- und Tourismusgesellschaft, die für das Denkmal zuständig ist.
Der virtuelle Lift mit seinen Videoaufnahmen ist aber nur ein Teil der neuen Schau im Denkmal. Die geplante Ausstellung wird aus insgesamt vier Teilen, sogenannten Modulen, bestehen: Ein Modul heißt dabei die „Zeit in Zentimetern“.
Darin sollen Funde einer Schatzsuche gezeigt werden, die Ende vergangenen Jahres im Brunnen stattfand. Kolbe hatte damals in dem Schlick, den Arbeiter aus der Tiefe geholt hatten, unter anderem ein silbernes Amulett und eine kleine Krone mit etwa 100 Halbedelsteinen in einem zerrissenen Kunststoffsack entdeckt.
Bei den Funden handelt es sich höchstwahrscheinlich um Ausstellungsstücke aus dem ehemaligen Museum, die seit Jahrzehnten als verschwunden galten. Sie sollen aus dem persönlichen Nachlass von Kaiser Wilhelm I. (1797 bis 1888) stammen.
Der frühere Denkmalverwalter Hugo Werther berichtete seiner Familie davon, dass er 1945 aus Angst vor den heranrückenden Alliierten einen Beutel mit Erinnerungsstücken aus dem Besitz des Kaisers in den Brunnen geworfen hatte.
Reise in die Vergangenheit mit historischem Filmmaterial
In einem anderen Modul wird mit Hilfe eines großen Touchscreens die Geschichte des 120 Jahre alten Denkmals erklärt. Historisches Filmmaterial soll die Besucher in die Vergangenheit versetzen. Außerdem würden ausgewählte Exponate zur Historie des Denkmals in Vitrinen gezeigt, sagt Fuchs.
In den nächsten Wochen kommt eine App zum Kyffhäuserdenkmal dazu. Sie soll sich in Teilen an die neue Ausstellung anlehnen. Damit Nutzer nicht das Datenvolumen ihres Smartphones verbrauchen müssen, wird es einen kostenlosen WLAN-Hotspot am Kyffhäuser geben. Geplant ist, dass die Ausstellung im Frühjahr öffnet. Ab dann soll die virtuelle Reise mit dem Brunnenlift möglich sein. (mz)

