Kündigung im Todesfall Kündigung im Todesfall: Sparkassenkundin aus Allstedt kämpft um Prämiensparverträge
Sangerhausen - Die Sparkasse Mansfeld-Südharz kündigt zurzeit Prämiensparverträge, bei denen die höchste Prämienstufe von 50 Prozent auf die jährlich eingezahlte Summe erreicht ist. Helga Brussmann aus Allstedt indes sind vor Kurzem aus einem ganz anderen Grund zwei solche Verträge gekündigt worden.
„Abgeschlossen hatten wir sie 2002 und 2004“, erzählt Frau Brussmann im Gespräch mit der Mitteldeutschen Zeitung. Während für den älteren der beiden Verträge keine Befristung festgelegt wurde, sei im jüngeren eine Laufzeit bis 2029 festgehalten worden. Als Kontoinhaber seien „Anton oder Helga Brussmann“ in den Vertrag geschrieben worden - so hatten beide gleichberechtigt Zugriff.
Sparkasse kündigt Prämienverträge, als einer der Kontoinhaber stirbt
Unlängst ist Anton Brussmann aber verstorben. Und als Frau Brussmann mit ihren Söhnen bei der Sparkasse vorsprach, um die Angelegenheiten zu regeln, sei die Sprache auch auf die beiden Prämiensparverträge gekommen. Die müssten umgeschrieben werden, habe es geheißen. Und wegen des Todes eines Kontoinhabers würden sie nun gekündigt.
Für Helga Brussmann war das keine gute Nachricht, haben doch beide Verträge bereits die höchste Prämienstufe von 50 Prozent erreicht. Die Allstedterin zahlt übers Jahr insgesamt 2.400 Euro ein - sollte künftig also auf 1.200 Euro Prämie verzichten.
Die MZ fragte bei Sparkassenvorstand Hans Ulrich Weiss nach. „Wenn ein Kunde verstirbt, dann werden die Prämiensparverträge, die auf seinen Namen in unserem Hause laufen, aufgelöst“, sagt Weiss. Anders verhalte es sich, wenn nur einer von mehreren Kontoinhabern verstirbt. In so einem Fall werde mit dem anderen Partner gemeinsam beraten, was mit dem Vertrag geschehen soll.
Prämiensparer aus Allstedt: Sparkasse spricht von unglücklichem Einzelfall
Bei dem, was Frau Brussmann erlebt hat, handelt es sich laut Weiss um einen „unglücklichen Einzelfall“. „Wir können nachvollziehen, dass die Kundin mit dem Ergebnis nicht glücklich ist und werden uns mit ihr in Verbindung setzen, um eine vernünftige Lösung zu finden“, so Weiss. Inzwischen hat die Sparkasse Helga Brussmann auch schon für die kommende Woche zu einem Gespräch über ihre Prämiensparverträge eingeladen, berichtet sie.
Bei der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt hält man unterdessen selbst beim Tod des einzigen Kontoinhabers ein Kündigungsrecht durch die Sparkasse nicht für selbstverständlich. „Wenn jemand stirbt, dann gibt es ja Erben, die seine Rechtsnachfolge antreten - auch bei einem Prämiensparvertrag“, sagt Yvonne Röhling von der Verbraucherzentrale auf MZ-Anfrage.
Sparkasse wirbt bei Kunden um Verständnis für Kündigungen
Hans Ulrich Weiss wirbt unterdessen um Verständnis dafür, dass die Sparkasse Prämiensparverträge nach Möglichkeit aufkündigt. „Man kann nicht auf Dauer gegen den Markt ankämpfen“, sagt Weiss. Und die Situation auf dem Kapitalmarkt sehe zurzeit so aus, dass die Sparkasse beispielsweise für die Aufbewahrung ihrer täglichen Liquiditätsreserve bei der Bundesbank sogar einen Negativzinssatz zahlen müsse.
Wenn man den Prämiensparkunden eine Rendite zahle, die so im Markt gar nicht mehr erwirtschaftet werden kann, dann gehe das unterm Strich zu Lasten aller anderen Kunden, sagt Weiss. Gegenwärtig laufen bei der Sparkasse Mansfeld-Südharz noch knapp 8.100 Prämiensparverträge. Rund 1.900 werden jetzt zum 30. September gekündigt.
Die Entscheidung sei nach reiflicher Überlegung gefallen, heißt es von der Sparkasse. Laut Weiss hat das Geldhaus insgesamt rund 100.000 Kunden. (mz)