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Königspfalz Tilleda Königspfalz Tilleda: Originalgetreue Schmiede aus dem Mittelalter entsteht

Von Lucas Wölbing 08.05.2017, 12:00
Schmiedekurs mit René Jaeschke. Damit die Axt ihre typische Form bekommt, wird sie feuerverschweißt.
Schmiedekurs mit René Jaeschke. Damit die Axt ihre typische Form bekommt, wird sie feuerverschweißt. Maik Schumann

Tilleda - Langsam fließt das heiße Metall in die Form. Gespannt blickt Uwe Hille nach unten auf den Amboss. Nur wenige Augenblicke und einige Hammerschläge später ist er fertig: ein schwarzer Nagel. Nicht ganz glatt, aber besser hätte es vor tausend Jahren auch niemand gemacht, meint der Hobby-Schmied. „Und so ersparen wir uns den Baumarkt.“ Denn glänzen soll auf dieser Baustelle nichts. Die neue Schmiede auf der Pfalz Tilleda soll so aussehen, dass sie sogar Kaiser Otto zufrieden gestellt hätte – so wie auch ihre Vorgängerin, die gerade abgetragen wurde.

Neue Schmiede entsteht im Zentrum der Vorburg auf der Pflaz Tilleda

„Es war Zeit für Veränderungen“, begründet Pfalzarchäologe Michael Dapper. „Wir brauchten einfach mehr Raum für noch mehr altes Handwerk.“ Und so machte der Schmied am bisherigen Standort Platz für einen Steinmetz und zog ins Zentrum der Vorburg. Hier ist Uwe Hille nicht der einzige, der am Werkeln ist: Noch während der Bauarbeiten unterweist Meister-Schmied René Jaescheke schon Männer in der Kunst der Axt-Herstellung.

Gleichzeitig wächst das Dach über seinem Kopf. Sogar das Bauholz sei mehr oder weniger historisch, so Jaeschke. Es stammt aus seinem alten Wohnhaus. Wichtig für die mittelalterliche Schmiede seien eine Esse, die originalgetreuen Werkzeuge und ein Wasserbecken, beschreibt er. „Dinge wie einen Schraubstock gab es noch nicht. Wir müssen also Geräte bauen, die auch die einfallsreichen Leute damals verwendet haben.“

Doch während er spricht, brummt im Hintergrund ein modernes Schleifgerät. War es das mit der historischen Korrektheit? Der Schmied lacht: „Eigentlich müssten wir jetzt Wasser auf einen heißen Amboss gießen, damit es explosionsartig verdampft. So ging Schleifen früher.“ Doch aus Sicherheitsgründen müssen Geräte aus dem Jahr 2017 her. „Wir sehen das nicht so eng. Das Endprodukt muss authentisch sein. Auf dem Weg dorthin gib es viele Hilfsmittel“, so der Sangerhäuser.

„Ullerbrüder“ haben sich altes Wissen und vergessene Techniken angeeignet

Die Männer, die ein Wochenende opfern, um dem Museum eine neue Schmiede zu geben, nennen sich selbst „Freunde der Pfalz“ oder „Ullerbrüder“ nach einem Wikinger-Gott. „Für mich gehören sie zum Inventar“, freut sich Michael Dapper über deren ehrenamtliche Unterstützung. Die Männer hätten mittlerweile unglaubliches Wissen angehäuft, beherrschten längst vergessene Techniken und auch jeder Blasebalg der Schmiede sei komplett selbst gebaut.

„Einen Fachhandel gibt es nicht und originale Fundstücke darf man natürlich nicht nehmen“, begründet Dapper. Einfallsreichtum sei gefragt. „Glück ist, wenn jemand noch einen Amboss auftreiben kann.“ Davon gibt es mittlerweile drei auf der Pfalz, damit zu den Aktionstagen mehrere Besucher gleichzeitig unter Anleitung schmieden können. Die neue Schmiede ist übrigens schon in Betrieb; Am 1. Mai haben sie 170 Leute ausprobiert. (mz)