Glockenweihe und Erntedank Glockenweihe in Dederstedt

Dederstedt - Es ist schon ein ehrwürdiger Tag bei einer Glockenweihe, wie der in Dederstedt, dabei zu sein. Das betonte Regina Weihrauch vom Kirchengemeinderat, denn bis zur Weihe „lag ein ganzes Stück Arbeit vor uns“, meint die Vorsitzende des Fördervereins „Pfarrhaus-Kirche“ am Samstagnachmittag vor der Kirche „St. Susanna“.
„Ich bin einfach nur ganz stolz auf unseren Ort und auf die vielen Helfer, die dieses denkwürdige Ereignis überhaupt ermöglicht haben“, meint Silvia Böttger, während sie am Straßenrand auf den herbstlich geschmückten Erntedankumzug, inklusive der drei Glocken, wartete.
Glockenweihe in Dederstedt: „Dass ich das noch erlebe“
Auch Rudi Lauche aus Eisleben wollte diesen besonderen Tag nicht verpassen, denn mit Dederstedt verbindet der heutige Rentner seine Kindheit und Jugend. „Dass ich das noch erlebe“, freut sich Rudi Lauche, denn er kann sich noch ganz genau an den Tag im Jahr 1949 erinnern, als er zum letzten Mal die Kirchenglocken läuten hörte. Als Schüler der 8. Klasse hat er in der dortigen Schule des öfteren die Kirchenglocken selbst läuten müssen. „Das war immer pünktlich mittags um 12 Uhr“, lacht er, denn wer auf den Kirchturm der Kirche St. Susanna klettern musste, um die Glocken zu schwingen, bestimmte damals der Pfarrer.
Über vier Jahre Arbeit liegt nun hinter dem Förderverein „Pfarrhaus-Kirche“, dessen Vorsitz nicht nur Regina Weihrauch inne hat, sondern auch federführend von der Idee bis hin zur Umsetzung war. Dafür erhielt sie nicht nur den Dank vom Ortsbürgermeister von Dederstedt, Christian Ritter, und der Pfarrerin, Eva Kania, sondern auch von vielen Besuchern, die sich für die Arbeit mit einem herzlichen Applaus bei Regina Weihrauch bedankten. Zwar hatte die kleine Kirche St. Susanna nach dem 2. Weltkrieg eine gusseiserne Glocke, doch der Zahn der Zeit nagte am Gebälk so sehr, dass diese Glocke nicht mehr zum Schwingen gebracht werden konnte.
Spenden für die Glocke statt Geschenken
Und die zweite, von ursprünglich drei Glocken, war schon seit vielen Jahren kaputt, so dass bei Gottesdiensten oder Feiertagen lediglich das Glockengeläut noch vom Band abgespielt werden konnte. An diesem Punkt kommt der Bauer Dirk Höwer ins Spiel, denn als er seinen 50. Geburtstag und sein 25-jähriges Betriebsjubiläum in Dederstedt feierte, bat er darum, statt Geschenke doch lieber für eine neue Glocke zu spenden. So kam der Stein ins Rollen, denn mehrere tausend Euro kamen damals zusammen, die dem Förderverein übergeben wurden. „Das war ein großes Glück für uns“, betont Marion Harborth als 2. Vorsitzende des Fördervereins und zugleich stellvertretende Ortsbürgermeisterin.
Von dieser guten Tat erfuhr auch der ehemalige Einwohner Eberhard Heinze, der in Kiel eine Klinik für Nuklearmedizin, Molekulare Bilddiagnostik und Therapie leitete und die beiden anderen bronzenen Glocken sponserte. Aber wie am Samstagnachmittag auch immer wieder betont wurde, bedurfte es den Kraftakt von vielen Helfern. „Es erfüllt uns mit Stolz heute vor den drei Glocken zu stehen“, sagt der Bürgermeister und lud die Gäste ein, die Glocken mit Hammerschlägen zum Klingen zu bringen. „So eine Chance hat man nur einmal im Leben“, sagte eine Einwohnerin und ließ die „Fis-Ton-Glocke“ ertönen.
Doch wann genau die drei prächtigen neuen Kirchenglocken endgültig im Kirchturm für die nächsten Jahrhunderte erklingen werden, ist noch nicht gewiss. Dafür müssen erst Statiker ans Werk, denn eine Glocke wiegt mehrere hundert Kilo und da müssen das Gebälk und die Halterung besonders stabilisiert werden. (mz)
