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Fußball-Landesklasse Fußball-Landesklasse: Emselohs Torhüter Daniel Richter ist als Elfmeterkiller bekannt

Von Ralf Kandel 08.09.2016, 15:00
Daniel Richter präsentiert die Hände und Handschuhe, mit denen er so manchen Gegner schon zum Verzweifeln brachte.
Daniel Richter präsentiert die Hände und Handschuhe, mit denen er so manchen Gegner schon zum Verzweifeln brachte. Ralf Kandel

Emseloh - Daniel Richter polarisiert. Das weiß der 40-Jährige. Es stört ihn wenig. „Entweder heißt es, der Richter ist ein A...loch. Oder die Fans singen: Daniel Richter – Fußball-Gott“, sagt er. Extreme, die ihn nicht stören, an die er sich längst gewöhnt hat.

Als Torhüter der Landesklasse-Mannschaft von Eintracht Emseloh wird er Woche für Woche mit diesen Urteilen konfrontiert. Leben kann er mit beiden Meinungen: „Entweder die Leute akzeptieren mich so, wie ich bin. Oder eben nicht. Es gibt da kein Zwischending.“

Beim Landespokal Sachsen-Anhalt hält er für Emseloh

Am Sonnabend war er wieder der Held, der Fußball-Gott. Im Landespokal Sachsen-Anhalts war das, Landesligist Blau-Weiß Brachstedt war der Gegner der Landesklasse-Elf von Emseloh. Am Ende kamen die Emseloher weiter. Wieder einmal gegen einen höherklassigen Verein, wieder einmal hatten Richter und seine Vorderleute ihren Ruf als Pokal-Mannschaft untermauert.

Und wieder einmal drückte der Eintracht-Keeper dem nach torlosen 120 Minuten notwendig gewordenen Elfmeterschießen seinen Stempel auf. Drei Versuche brachten die Gäste nicht im Eintracht-Tor unter. Richter - der Fußballgott eben.

Dabei lag der Keeper eine Woche zuvor mit Rückenproblemen noch im Krankenhaus, hat sich, wie er sagt, am Sonntag „selbst entlassen“. Ärzte und seine Freundin Anett schüttelten nur den Kopf. „Ich weiß ja, das ist schon nicht mal mehr verrückt, das ist bescheuert. Aber ich wollte spielen. Unbedingt der Mannschaft helfen. Wir haben so eine super Truppe zusammen, da macht das einfach nur Spaß.“

Vergangene Saison parierte Richter gegen Bitterfeld-Wolfen

Und Richter wollte und sollte eben Elfmeter parieren. Für seine Mannschaft. Wie schon so oft zuvor. Zwei Elfmeter waren es, die Daniel Richter in der Ausscheidungsrunde im Elfmeterschießen gegen Landsberg parierte. Drei Strafstöße hielt er in der letzten Saison, als Eintracht im Elfmeterschießen gegen den Verbandsligisten Bitterfeld-Wolfen weiter kam.

Am Ende war es immer die gleiche Zeremonie. Richter jubelte mit seinen Mitspielern um die Wette, die in Emseloh nicht allzu große Fan-Schar tobte. Feierte ihren Fußball-Gott.

Zwei Brüder in der Beachfußball-Nationalmannschaft

Doch es gibt auch den anderen Richter. Den Torhüter der lautstark über den Platz brüllt, sich mit Schiedsrichtern, Fans, Gegen- und notfalls auch den eigenen Mitspielern anlegt. Eben einfach mit der ganzen Welt. Der provoziert und diskutiert. Eben ein A...loch. Doch hier hakt Richter ein. „Nein, richtige Freunde werden die Schiedsrichter und ich nicht. Aber ich bin schon ruhiger geworden.“

An all das ist nicht zu denken, als der gebürtige Hallenser vor gut 36 Jahren das erste Mal auf dem Fußballplatz steht. Sein Vater, Fußballer, hat ihn auf den Post-Platz mitgenommen. Wie später auch den zweiten Sohn. Stefan, sieben Jahre jünger als Daniel. Beide Richters werden das, was der Vater war. Nämlich Torhüter.

Jahre später kreuzen sich die Spuren von Stefan und Daniel als Fußball-Torhüter. Und das in der Nationalmannschaft. Nein, nicht bei Jogi Löw. Sondern in der Beachfußball-Nationalmannschaft. Im Jahr 2004 mischt Deutschland bei der Beach-WM in Brasilien mit. An der legendären Copacabana unterliegt das Team Germany gegen die Gastgeber 2:10, dann gegen die Schweiz 0:3 und scheidet aus. Im Tor steht Stefan Richter. Es folgt noch ein Freundschaftsspiel gegen Belgien, Daniel Richter hütet das Tor der Deutschen Nationalmannschaft. Mit überschaubarem Erfolg, es setzt eine 4:5-Niederlage.

Training beim HFC war "coole Sache"

Dass Daniel bei der Beach-Soccer-WM dabei ist, verdankt er seinem damaligen Spielerberater. Der war am Aufbau der Beach-Nationalmannschaft beteiligt. „Wir haben ein halbes Jahr lang jeden Freitag entweder in Dortmund, Leverkusen oder Berlin trainiert. Weihnachten 2003 kam dann die Bestätigung, dass ich dabei bin.“

„Das war schon eine coole Sache“, blickt Daniel Richter zurück. Auch an die Zeit beim HFC: „Hier hab ich bei Klaus Urbanczyk trainiert.“ Oder an andere Stationen, wie den Oberliga-Aufstieg mit dem VfL Halle, Sachsen Leipzig oder den FC Weißenfels.

Seit vier Jahren Stamm-Keeper in Emseloh

Seit vier Jahren ist Richter nun Stamm-Keeper in Emseloh. Wie viel Spiele er für Eintracht gemacht hat? Wieviel Elfmeter er gehalten hat? Richter, im Privatleben selbstständiger Physiotherapeut in Halle, zuckt mit den Schultern. „Ich führe darüber kein Buch“, sagt er. Und erzählt dann doch davon, dass er sich die Zeitungsberichte von den großen Spielen und Siegen doch ausschneidet.

Und das Geheimnis seiner besonderen Fähigkeit, Elfmeter zu killen? „Da gibt es keins. Es gibt da ein paar Dinge, an denen man erkennt, was der Schütze vorhat. Ob er es dann aber auch so macht, steht auf einem anderen Blatt.“ Ein Beispiel aus dem Elfer-Krimi gegen Brachstedt hat Richter sofort parat: „Als Manoel Arnhold zum Schießen antrat, musste ich schon grinsen. Ich kenne ihn von früher her, er konnte nie Elfmeter schießen.“ Auch diesmal nicht: Richter hielt.

Einen Wunsch hat der Emseloher Keeper noch offen. „Gegen den VfB Sangerhausen einmal im Landespokal zu spielen, hat ja nie geklappt. Die sind immer schon in der ersten Runde ausgeschieden. Aber gegen den HFC oder Magdeburg möchte ich noch mal im Tor stehen. Irgendwann muss es doch mit der Auslosung klappen.“ Spätestens dann will Daniel Richter wieder zum „Fuball-Gott“ werden. (mz)

Daniel Richter hier in Aktion bei einer Parade im Elfmeterschießen gegen Landsberg.
Daniel Richter hier in Aktion bei einer Parade im Elfmeterschießen gegen Landsberg.
Ralf Kandel