Hoffnung Onlinegeschäft? Corona-Lockdown: Geschäfte in Eisleben und Hettstedt setzen auf Online-Handel
Eisleben/Hettstedt - Lichtereinkauf und Wichteleinkauf: Für den 12. und den 19. Dezember hatten sich die Eisleber Innenstadthändler zwei Aktionen ausgedacht. Statt der sonstigen verkaufsoffenen Sonntage luden sie zu langen Samstagen ein. Nach dem erfolgreichen Auftakt muss der zweite Samstagseinkauf nun ausfallen. Denn ab Mittwoch bleiben bundesweit wegen des Corona-Lockdowns die meisten Geschäfte geschlossen. Wie gehen die Händler mit der Situation um? Die MZ hat sich in Eisleben und Hettstedt umgehört.
„Die Gesundheit geht vor“, sagt Jörg Heide, der am Eisleber Plan ein Fachgeschäft für Tee, Porzellan, Keramik und Glas betreibt. Er habe angesichts der Verschärfung der Corona-Pandemie „100 Prozent Verständnis“ für den Lockdown. Während der letzte Ansturm bei ihm sonst kurz vor Weihnachten einsetzt, verlagere sich das in diesem Jahr. „Es ist viel mehr Kundschaft unterwegs“, so Heide.
Erneuter Lockdown: Eisleber Händler setzt auf Online-Präsenz
Auch beim Lichtereinkauf am Samstag sei viel los gewesen. Neben klassischen Geschenkartikeln sei vor allem hochwertiges Küchengeschirr gefragt. „Viele Leute konnten nicht verreisen und gönnen sich deshalb etwas Schönes für Zuhause.“ Natürlich würden die anderthalb Wochen im Geschäft fehlen, sagt Heide. Insgesamt sei das Jahr aber gar nicht so schlecht gelaufen. „Wir haben nach dem ersten Lockdown viel aufholen können.“ Er wolle sich jetzt noch mehr um die Online-Präsenz auf der Internet-Plattform „Online-City Eisleben“ kümmern. „Der Laden bleibt aber unser Hauptgeschäft“, so Heide.
Auch für die Boutique „Klatschmohn“ ist der Online-Shop eine wichtige Ergänzung zum Laden. „Da ist immer Bewegung“, sagt Inhaberin Claudia Hedig. Da sie jetzt noch mit einem größeren Andrang rechnet, ist das Geschäft am Dienstag bis 20 Uhr geöffnet. Bis zum Fest seien dann auch Bestellungen per Telefon oder online möglich.
„Ich muss es hinnehmen. Es ist, wie es ist“
Um noch möglichst vielen Kunden die Möglichkeit zu bieten, ein Geschenk zu kaufen, hat auch Babett Scheer ihre Öffnungszeiten am Dienstag bis 19 Uhr erweitert. In ihrem Miederwaren-Geschäft am Eisleber Markt gehört die Vorweihnachtszeit zu den umsatzstärksten Wochen im Jahr. „Da erarbeiten wir uns das Polster für das Frühjahr“, so Scheer. Es sei natürlich sehr bitter, wenn das wegfalle. Kunden könnten aber auch noch anrufen oder online bestellen. „Ich liefere auch aus.“ Sie versuche, alles möglich zu machen.
Lieferungen auf telefonische Bestellung bietet auch Lars Müller, Inhaber von „Sport-Fashion“ am Markt, an. Einen größeren Ansturm als sonst könne er nicht feststellen. „Bei uns läuft das normale Weihnachtsgeschäft“, so Müller. Neben dem Lockdown belastet ihn freilich noch der Ausfall der Ski-Saison. Doch klagen möchte er nicht. „Ich muss es hinnehmen. Es ist, wie es ist.“ Er hoffe nur, dass es ab 10. Januar weitergehe.
Kontaktloser Abhol- und Lieferdienst im Hettstedter Spielzeugland
Im Spielzeugland Hettstedt bleiben an diesem Dienstag, die Türen noch einmal bis 18 Uhr geöffnet. Und die Kunden scheinen diese letzte Möglichkeit rege zu nutzen, wie Julia Lohmann bereits am Montagnachmittag feststellt: „Man merkt das extrem. Viele Leute sind unterwegs und kaufen ein.“ Dabei sind im Spielzeugland zwar ab Mittwoch die Pforten für den gewohnten Einkaufe im Laden dicht, verfügbar sind die Spielsachen, Puzzle und Co. aber dennoch. Denn wie bereits beim ersten Lockdown im Frühjahr bietet Lohmann, die zusammen mit ihrer Schwiegermutter Heike Lohmann das Spielzeugland betreibt, weiterhin Bestellungen und einen kontaktlosen Abhol- und Lieferdienst an.
„Das hat schon Ostern super geklappt, deswegen nutzen wir es erneut“, sagt sie. So könne man das Geschäft über eine eigens eingerichtete WhatsApp-Nummer erreichen, Produkte erfragen, Bestellungen aufgeben und „sogar per Videochat mit uns im Laden einkaufen“, erklärt Lohmann die Möglichkeiten. Mit dieser Notvariante hoffen die Ladeninhaber wenigstens noch einige Einnahmen vom Weihnachtsgeschäft generieren zu können. „Das ist für uns neben dem Ostergeschäft die umsatzstärkste Zeit. Die Schließung trifft uns zum zweiten Mal richtig hart“, sagt sie.
Bestellen per Mail, Messenger, WhatsApp oder per Telefon klappt sehr gut
Auch andere Geschäfte in der Kupferstadt setzen ab Mittwoch auf Abhol- oder Liefervarianten. Matthias Hoffmann vom gleichnamigen Glasgravurgeschäft in der Wilhelmstraße informiert ebenfalls darüber, dass per Telefon, Mail und diverser Onlineplattformen Bestellungen entgegen genommen werden können. „Traut euch ruhig, denn wie ich in der Vergangenheit festgestellt habe, funktioniert das Bestellen per Mail, Messenger, WhatsApp oder per Telefon sehr gut“, appelliert er an seine Kunden. Auch alle bisher eingegangenen Bestellungen werde Hoffmann, der Glas in verschiedensten Formen graviert, trotz Schließung fertigstellen, versichert er. Am Dienstag wird sein Laden noch einmal bis 18 Uhr geöffnet sein.
In der Hettstedter Bücherfee will man an diesem Tag sogar bis 20 Uhr verlängern, ebenso wie es am Montag schon der Fall war. Danach wird es auch hier einen Abholservice der bestellten Waren geben, teilen Ladeninhaberin Sylvia Geilert und ihr Mann Steffen mit. „Die Leute können auch online oder per WhatsApp bestellen und wir geben dann Bescheid, wenn die Ware da ist.“
Menschlich könne man den erneuten harten Lockdown nachvollziehen, immerhin gehe es um die Gesundheit, meint Geilert. „Aber aus geschäftlicher Sicht ist es nicht schön. Viele Leute haben sich scheinbar nicht an die Verordnungen gehalten und wir Händler müssen es jetzt ausbaden. Man hätte schon eher reagieren müssen“, meint er. Dem stimmt auch Julia Lohmann vom Spielzeugland zu: „Das wäre besser gewesen, dann hätte man das Weihnachtsgeschäft vielleicht noch retten können.“ (mz)