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Check-up zum Fasten Check-up zum Fasten: Worauf man aus medizinischer Sicht achten sollte

03.04.2017, 17:00
Während der Fastenzeit verzichten die Menschen auf die unterschiedlichsten Dinge - wie zum Beispiel dem Konsum von Süßigkeiten, Alkohol oder Zigaretten.
Während der Fastenzeit verzichten die Menschen auf die unterschiedlichsten Dinge - wie zum Beispiel dem Konsum von Süßigkeiten, Alkohol oder Zigaretten. dpa

Sangerhausen - Mehrere Wochen kein Fleisch, kurzzeitig auf den Konsum von Zigaretten verzichten oder gar ganz auf feste Nahrung. Die Varianten des Fastens sind verschieden. Worauf man aus medizinischer Sicht achten sollte, darüber sprach MZ-Redakteurin Tina Edler mit Dr. Ulrich Steinborn, Chefarzt der Inneren Medizin an der Helios-Klinik.

Ist Fasten, also der Verzicht bestimmter Lebensmittel wie Süßigkeiten oder Fleisch, sinnvoll für uns und unseren Körper?
Dr. Ulrich Steinborn: Fasten entlastet den Magen-Darm-Trakt und beeinflusst Allergien und Rheuma positiv. Zum Abnehmen ist Fasten allerdings nicht geeignet, da es meist nur zu einer vorübergehenden Gewichtsreduktion führt.

Wie kann sich das Fasten bestimmter Lebensmitteln generell auf den Körper auswirken?
Steinborn: Wenn der Körper keine oder wenig Nahrungsenergie erhält als er benötigt, stellt er sich auf den Hungerstoffwechsel um. In Folge dessen kommt es zum Abbau von Muskel, Eiweiß und Fett.

Muss ich beim Fasten beispielsweise von Fleisch die fehlenden Proteine in meiner Nahrung ersetzen?
Steinborn: Beim Fasten über ein bis zwei Wochen sind meist keine Eiweißzugaben erforderlich. Prinzipiell ist es individuell unterschiedlich und hängt von der Muskelmasse ab.

Was sollte man als Neuling beim Fasten beachten?

Steinborn: Vor Fastenbeginn sollte ein ärztlicher Check-up erfolgen. Während des Fastens sind ein Verzicht auf Alkohol, Kaffee und Nikotin sowie eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und Bewegung zu empfehlen. Wer fasten möchte, sollte dies vorab mit seinem Hausarzt besprechen. Der Hausarzt kennt seine Patienten und kann wichtige individuelle Hinweise geben.

Wer darf fasten und für wen ist es ungeeignet?
Steinborn: Prinzipiell darf jeder gesunde erwachsene Mensch fasten. Ungeeignet ist es für Menschen mit Essstörungen, Schwangere, akut oder chronisch Erkrankte sowie Kinder.

Ist das Zeitraum begrenzte Fasten von Suchtmitteln wie Zigaretten überhaupt sinnvoll?
Steinborn: Während der Fastenzeit geht es ja darum auf Dinge zu verzichten, die einem nicht leicht fallen. Am besten für den Körper wäre es aus medizinischer Sicht, generell auf Nikotin und Alkohol zu verzichten. Aber ein paar Wochen sind schon einmal ein Anfang.

Die Fastenzeit beträgt traditionell sieben Wochen. Ist das ein angemessener Zeitraum beziehungsweise was wäre ein angemessener Zeitraum?
Steinborn: Die Zeit ist abhängig vom Gesundheitszustand und dem Ziel des Fastens. Prinzipiell ist eine allgemeingültige Antwort nicht möglich, jedoch ist zu beachten, dass es nach zwei bis drei Wochen zum Muskelabbau kommt.

Wie oft kann man innerhalb eines Jahres fasten und müssen dabei bestimmt Abstände eingehalten werden?
Steinborn: Das ist individuell verschieden. Wichtiger wäre es, sich durchgehend gesund zu ernähren.

Eine bekannte Form ist das Heilfasten, bei dem Menschen auf jegliche feste Form der Nahrung verzichten. Ist diese Form denn empfehlenswert?
Steinborn: Heilfasten eignet sich nicht zum Abnehmen, da die Abnehmerfolge nicht von Dauer sind. Ein positiver Effekt des Fastens auf den Körper ist wissenschaftlich nicht bewiesen. Die Theorie, dass der Körper durch das Fasten von Schlacken befreit und entgiftet wird ist kritisch zu sehen. Schlacken setzen sich nicht im Körper fest, da alles, was der Körper nicht verwertet, über Nieren und den Darm ausgeschieden wird.

Welche Risiken und Nebenwirkungen gibt es beim Heilfasten?
Steinborn: Unerwünschte Nebenwirkungen und Risiken können Blutdruckabfall, Müdigkeit, Schwindelgefühl und Konzentrationsschwäche sein. Zusammenfassend kann eine Heilfastenkur eine medizinisch notwendige Therapie nicht ersetzen. (mz)

Dr. Ulrich Steinborn, Chefarzt der Inneren Medizin an der Helios-Klinik in Sangerhausen
Dr. Ulrich Steinborn, Chefarzt der Inneren Medizin an der Helios-Klinik in Sangerhausen
Privat