Boxer Timo Hoffmann Boxer Timo Hoffmann: "Deutsche Eiche" hört auf

eisleben/MZ - „Ja, ich habe meine Karriere beendet“, sagt Timo Hoffmann. Sein 52. Profikampf im Mai gegen Petkovic war der letzte. Und auch, wenn er in Karlsruhe verloren hat: „Wichtig ist doch, dass du am Ende deines Lebens als Gewinner da stehst.“ Und er habe viel gewonnen im Leben. Vor allem auch Charakterstärke. Und: „Ich habe immer viel Glück gehabt, bin von Verletzungen verschont geblieben, habe eine tolle Frau und zwei süße gesunde Kinder“, sagt Hoffmann.
„Ich ertrinke nicht in Langeweile.“ Seine Töchter bringt er jeden Morgen in den Kindergarten, holt sie nachmittags wieder ab. Dazwischen kümmert er sich um seine Sicherheitsfirma und seinen Veranstaltungsservice. „Die Motivation zu trainieren und dabei mehr als hundert Prozent zu geben, ist nicht mehr so groß, wie in jüngeren Jahren“, so der Polleber. In sieben Wochen feiert er seinen 39. Geburtstag. In vier steigt die vierte Eisleber Boxnacht. „Wir sind in der heißen Phase der Vorbereitungen.“
Der Hauptkampf des Abends am 7. September im Festzelt auf der Eisleber Wiese steht. Der Salzmünder Marko Angermann kämpft im Cruisergewicht gegen Patrick Linkert aus Magdeburg um die deutsche Meisterschaft nach Version der GBA. „Ich habe schon ein paar Mal mit Patrick trainiert. Er ist sehr robust und schlagstark. Marko hat natürlich mehr Routine und ist konditionell immer super drauf“, so Hoffmann, der gemeinsam mit Rainer Gerlach die Fäden zieht. Eigentlich war ein erneutes Gefecht zwischen Angermann und Andreas Günther geplant, nachdem der Kampf im Vorjahr nach zehn packenden Runden unentschieden endete. Doch Günther habe im Moment gesundheitliche Probleme und könne nicht boxen.
Zweiter wichtiger Profikampf am 7. September: Adam Gadajew und der Bulgare Encin Akhmadov duellieren sich um die Internationale Osteuropäische Meisterschaft. Der aus Tschetschenien stammenden Gadajew, seit drei Jahren in Torgau zu Hause, war schon Gast der ersten Eisleber Boxnacht. Am 27. November 2010 kämpfte er gegen Günther um die EBU-Europameisterschaft, unterlag umstritten 116:119. „Da wird es also allerhand Zündstoff geben“, glaubt Schwergewicht Hoffmann. Alle zwei Tage erkundigt er sich telefonisch nach dem Befinden seiner Kämpfer. „Es kann ja immer was passieren. Da müssen wir dann schnell handeln“, sagt er. Und verspricht weitere Profi- und Amateurkämpfe. „Ich denke, das wird wieder ein interessanter Abend in dieser besonderen Atmosphäre des Festzeltes.“ Während sich Hoffmann um das Sportliche kümmert, ist sein Kompagnon Gerlach für das Wirtschaftliche und das ganze „Drumherum“ zuständig. „Weil unsere Sponsoren der vergangenen Jahre wieder mit im Boot sitzen, konnten wir die Eintrittspreise stabil halten“, so Gerlach. Denn an Kosten kommt einiges auf die Veranstalter zu. Allein die Miete für den Ring beziffert Gerlach als vierstellig. Und die Boxer kommen auch nicht nur wegen des Benzingeldes in die Lutherstadt. „Da ist doch ganz normal. Die machen ja auch gute Arbeit“, so Hoffmann. Gerlach und er wollen indes ehrenamtliche Arbeit würdigen. „Wir stellen hundert Freikarten für freiwillige Feuerwehren und Vereine, deren Mitglieder sich sozial engagieren zur Verfügung“, sagt Gerlach. Ansonsten verspricht er wieder eine bunte Mischung aus Sport, Unterhaltung und Erotik. „Wir feilen gerade an den Details.“
Im vergangenen Jahr waren die Veranstalter aus dem Eisleber Tenniscenter ins Festzelt auf der Wiese umgezogen. Das Zelt steht immer schon eine Woche vor Beginn des größten Volksfestes in Mitteldeutschland und hat sich so als neuer Veranstaltungsort angeboten, nachdem die Tennishalle nicht mehr zur Verfügung stand. Mit der Premiere im Festzelt vor rund einem Jahr waren Hoffmann und Gerlach jedenfalls nicht unzufrieden.
„Wir hatten tolle Kämpfe und eine super Stimmung. Aber mit den Kämpfen ist das so eine Sache. Die können über die volle Rundenzahl gehen oder schon nach kurzer Zeit vorbei sein.“ Wer wüsste das besser als Timo Hoffmann, die „Deutsche Eiche“? Für ihn jedenfalls ist das Boxen vorbei. Zumindest im Ring. Außerhalb noch lange nicht.