Tiergarten Zooinspektor Michael und Mathias Bussenius gehen nach 6.231 Tiershows in Ruhestand: Abschied im Tiergarten in Halberstadt
Halberstadt - Die Tierparkleiter kamen und gingen, die Bussenius-Brüder blieben, zählten quasi zum Inventar, und nun werden sie in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Mathias Bussenius begann 1976, sein Bruder Michael zwei Jahre später dort zu arbeiten, wo nach den Ideen von Stadtförster Büchel in Arbeitseinsätzen für das Nationale Aufbauwerk der DDR das Gehege entstand.
Ihre Tierliebe reicht tief in ihre Kindheit zurück. Aus der Pfarrersfamilie der Halberstädter Moritzkirche stammend, wuchsen sie bei ihrem Großvater auf. An der ehemaligen John-Schehr-Schule haben sie schon in der ersten Klasse gedrängelt, dass sie in der Pferdezucht mitmachen wollten.
Zwei Rhesus-Affen mit Bisswunden waren die ersten Patienten der Bussenius-Brüder
„Das erste nachts geborene Fohlen bleibt ein Leben lang in Erinnerung“, erklärt Michael Bussenius, für den es keinen schöneren Beruf als den eines Zootierpflegers gab. Die ersten Tiere, um die er sich damals kümmerte: die Rhesus-Affen Axel und Moni. Es war ein Esel, der ihn biss, ein Kamel, dass ihm das Knie schwer verletzte. Die Liebe zu den Tieren blieb.
Die Bussenius-Brüder wissen, Freud und Leid liegen eng beieinander. Ob nun Nachwuchs zur Welt kommt oder Tiere wie der bulgarische Hausesel Pinocchio, ältester Bewohner und Liebling aller Kinder, im Alter von 36 Jahren sterben.
Bekannt wurde er durch Auftritte beim Märchen „Die Bremer Stadtmusikanten“. Denn die Bussenius-Brüder trugen den Ruf der Stadt Halberstadt mit ihren unvergessenen Tiershows seit 1979 weit über die Stadtgrenzen hinaus in die Welt. Später waren es Papagei & Co., wobei das Co. mal Mäuse und mal Schweine oder eben Pinocchio waren.
Nach 40 Jahren Tiershows und genau 6.231 Vorstellungen gaben Zooinspektor Michael und Mathias Bussenius die Papageien an ihren Nachfolger Richard Bleyer aus Blankenburg weiter, der ihr Werk fortführen will.
Nach 6.231 Tiershows gaben Michael und Mathias Bussenius die Papageien an Richard Bleyer weiter
Der Abschied fällt den beiden Brüdern nicht leicht. „Das war eine sehr prägende Zeit, ein großer langer Abschnitt in unserem Leben, in dem wir versucht haben, mit der Kombination Tiergarten, Tiertraining und Präsentation den Bogen vom Tier zum Menschen zu schlagen.
Wir sind mit unseren Shows unheimlich gern in Kindereinrichtungen, Seniorenheime, Schulen oder Krankenhäuser und zu vielen Festen gegangen und waren dann immer überaus glücklich, wenn die Menschen ein Lächeln im Gesicht hatten. Das waren glückliche Jahre“, so Michael Bussenius, der auch im Namen seines Bruders Mathias spricht.
Eine ganz besondere Bindung verspüren Jugendliche aus der Berufsschulstufe der Reinhard-Lakomy-Schule zum Tiergarten in Halberstadt. „Vom Füttern bis zum Laubharken machen wir mit. Wir kennen alle Pfleger. Jeden Dienstag sind wir da.“
Sie fühlten sich dort außerhalb der Corona-Zeit dank des engen Kontaktes zu den Gebrüdern Bussenius komplett integriert. Für Michael Bussenius ist es jedes Mal erstaunlich, wie sehr die Kinder über die Zeit auftauen, ihre Berührungsängste verlieren und die Nähe der Tiere genießen.
Eins ist sicher: Mathias und Michael Bussenius werden ihr Lebenswerk im Blick behalten. Nicht nur, weil sie in der Nähe der Halberstädter Berge wohnen. (mz)