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Trotz Fahrverbot Trotz Fahrverbot auf Waldwegen: Wer rast mit Quads durch den Wald bei Stecklenberg?

Von Benjamin Richter 18.04.2019, 09:57
Ihnen ist wohl bewusst, dass sie ein Gesetz brechen: Trotzdem rasen die Quadfahrer durch den Wald bei Stecklenberg
Ihnen ist wohl bewusst, dass sie ein Gesetz brechen: Trotzdem rasen die Quadfahrer durch den Wald bei Stecklenberg Detlev Knust

Stecklenberg - Ein Sonntagmittag im Frühjahr, die Vögel zwitschern. Detlev Knust, Ortsbürgermeister von Neinstedt, nutzt das sonnige Wetter für einen Spaziergang im Wald um Stecklenberg. Der Internist will an der frischen Luft neue Energie für die Woche tanken.

Doch plötzlich zerreißt der Lärm aufjaulender Motoren die Idylle. Kurz darauf rast eine große Gruppe Quads an Knust vorbei. Rund 18 der Geländefahrzeuge zählt der Neinstedter, einige von ihnen sind mit zwei Personen besetzt.

Ortsbürgermeister zählt fast 20 Fahrzeuge

Knusts Erholung ist dahin, bevor sie begonnen hat. Um der Situation wenigstens noch etwas Sinnvolles abzugewinnen, zückt er seine Handykamera und fotografiert die motorisierten Plagegeister. „Ich finde es nützlich, wenn man ähnlich Ambitionierten mal die Tragweite eines solchen Verhaltens nahebringen kann“, erklärt er am Tag darauf gegenüber der MZ.

Denn wer auf einem Feld- oder Waldweg mit dem Quad unterwegs ist, verstößt gegen das Waldgesetz. Wen die Polizei erwischt, der muss mit einem Bußgeld nicht unter 25 Euro rechnen. Doch gerade beim Erwischen liege das Problem, legt Hans Christian Schattenberg dar, der den Forstbetrieb Ostharz leitet. „Es ist fast unmöglich, die gesetzlichen Bestimmungen umzusetzen“, stellt er klar. „Bis die Polizei da ist, sind die Quadfahrer schon lange weg. Es ist ein aussichtsloser Kampf.“

„Bis die Polizei da ist, sind die Quadfahrer schon lange weg“, sagt Hans Christian Schattenberg vom Forstbetrieb Ostharz

Schattenberg, der in Bad Suderode wohnt, hat die Quadfahrer selbst schon in den Wäldern um Thale angetroffen. „Ich ärgere mich jedes Mal“, teilt er mit. „Es ist ein zunehmendes Problem.“ Die Quadfahrer wüssten, dass sie mit dem Einfahren auf einen Waldweg ein Gesetz übertreten, und täten es dennoch aus Jux. „Die Fahrer sind teilweise ohne Nummernschilder unterwegs.“

Die Quads, die ihm begegnet sind, seien alle zugelassen gewesen, schildert Detlev Knust. „Einige der Fahrer versuchten aber beim Vorbeifahren, ihre Nummernschilder zu verdecken“, merkt er an. Auf seinen Handybildern sind trotzdem ein paar der Nummern zu erkennen.

Auf den Handy-Fotos sind einige der Kennzeichen zu erkennen

Auch für Knust ist es nicht das erste Mal, dass ein Waldspaziergang von den Geländefahrzeugen gestört wird. „Ähnliche Veranstaltungen wurden auch in den Vorjahren von mir oder anderen Dorfbewohnern aus Stecklenberg und Neinstedt beobachtet.“

Dass das Ärgernis im Ordnungsamt des Rathauses bekannt ist, bestätigt dessen Leiter Stefan Oberacker. „Wir wissen, dass das grundsätzlich ein Problem ist“, sagt er. Anzeigen der Bürger würden an die Polizei weitergereicht. Das Ordnungsamt selbst könne gegen die Fahrer jedoch nicht viel tun. „Für den fließenden Verkehr sind wir nicht zuständig.“

Polizei hat keine Anzeige zu dem Vorfall bekommen

Polizeisprecherin Ulrike Dallmann-Wagner widerspricht, das Problem sei der Polizei nicht bekannt. Eine Anzeige mit diesem Inhalt sei weder mündlich noch schriftlich eingegangen. „Auch auf die Regionalbereichsbeamten sind keine Bürger zugekommen.“ (mz)