Tourismus im Harz Tourismus im Harz: Neues Leben für den Bahnhof in Mägdesprung

Mädgesprung - Noch herrscht Ruhe rund um den Bahnhof der Harzer Schmalspurbahnen (HSB) in Mägdesprung, doch das soll sich bald ändern. Für das historische Fachwerkgebäude hat sich ein neuer Pächter gefunden, berichtet Dirk Bahnsen, Sprecher des Bahnunternehmens.
Jens Wolter betreibt mit seinem Bruder Ralf im thüringischen Gebersreuth ein Atelier für Flechtwerkgestaltung. Im Mägdesprunger Bahnhof möchte der gebürtige Quedlinburger eine Schauwerkstatt für Möbelrestauration sowie einen Laden für eigene Handwerkszeugnisse und regionale Produkte einrichten.
Pachtvertrag wird unterzeichnet
Bis 2007 hat die Familie in Ballenstedt gelebt, dann zogen die beiden Brüder und ihre Eltern nach Thüringen, wo das Elternhaus ihrer Mutter steht.
In ihrem Atelier arbeiten sie alte Möbel und speziell Stühle mit Flechtwerk auf. Das will Jens Wolter künftig auch in Mägdesprung tun. „Der Bahnhof liegt strategisch richtig gut“, sagt er und verweist auf die nahe gelegenen Gaststätten in Drahtzug und am Hammer 4.
In der kommenden Woche soll der Pachtvertrag unterzeichnet werden, dann wollen sich die Brüder mit Unterstützung der Eltern an die Instandsetzung des Gebäudes machen, an dem der Zahn der Zeit spürbar genagt hat.
Gebäude hat 1887 schon bestanden
Die Bahnstrecke von Gernrode nach Mägdesprung ist am 7. August 1887 eröffnet worden, als erster Abschnitt der Anhaltischen Harzbahn (GHE).
Damals muss auch das Bahnhofsgebäude bereits bestanden haben, sagt Buchautor und Eisenbahnkenner Jürgen Steimecke aus Wernigerode.
Bis 1959 war der Bahnhof mit einem Fahrdienstleiter besetzt, bis Anfang Februar 1968 gab es dort noch eine Schrankenanlage, die vor Ort von Hand bedient wurde, sowie einen Fahrkartenverkauf und eine Gepäckabfertigung. Danach blieb der Haltepunkt unbesetzt, berichtet HSB-Sprecher Dirk Bahnsen.
2012 wurden der marode Güterschuppen und die Laderampe abgerissen. „Es bestand Einsturzgefahr“, so Bahnsen.
Die Gaststätte in Mägdesprung blieb jedoch weiterhin in Betrieb - erst unter der Ägide der Mitropa, der alle Gaststätten an Bahnstrecken in der DDR unterstanden, nach der Wende von holländischen Pächtern und dann über Jahre von den Betreibern des früheren Hotels Habichtstein in Alexisbad.
Diese hatten sowohl den Bahnhof vor ihrer Haustür als auch den in Mägdesprung gepachtet. Während der Haltepunkt in Alexisbad leer stand, beköstigten die Auszubildenden des Hotels im Imbiss in Mägdesprung, so Steimecke.
Vor rund zehn Jahren schlitterte das Hotel in die Insolvenz. Die Pachtverträge wurden gekündigt, Nachfolger waren bis jetzt nicht in Sicht.
Ein Grund zur Freude
Dass sich das nun ändert, ist für die HSB ein Grund zur Freude. „Wir haben seit Jahren händeringend einen neuen Betreiber gesucht“, sagt Unternehmenssprecher Dirk Bahnsen und fügt hinzu: „Uns ist wichtig, das Leben ins Gebäude zurückkehrt.“
Gibt es für Alexisbad Hoffnung?
Er hofft, dass dies bald ebenso für den Bahnhof in Alexisbad gilt. Auch für dieses Gebäude werden Pächter gesucht. Im Mai 1994 war es stark vom Hochwasser betroffen.
Bis 2014 war in dem Gebäude ein Fahrkartenverkauf untergebracht. Das Dach ist zwar erneuert worden, dennoch müssen künftige Pächter auch in Alexisbad viel Arbeit in die Instandsetzung des Gebäudes stecken, zu dem ein Güterschuppen und eine Veranda gehören.
„Es wäre schön, wenn dort eine Gaststätte hineinkäme“, so der Bahnsprecher. Mit einer Bushaltestelle vor der Tür und einem Parkplatz in der Nähe biete der Standort ideale Bedingungen.
Zwei weitere Empfangsgebäude der HSB, die leer stehen, befinden sich in Elend und Benneckenstein. Beide wurden teilweise oder ganz von Pächtern instand gesetzt, die aber nach einigen Jahren die Segel strichen. (mz)
