Thale Thale: Externer Verwalter übernimmt städtische Wohnungen

Thale - Die Stadt Thale will die Verwaltung ihrer rund 890 kommunalen Wohnungen an einen externen Verwalter übergeben. „Der Bevölkerungsrückgang hat sich zwar durch Zuzüge verlangsamt, doch fast 28 Prozent der kommunalen Wohnungen stehen immer noch leer“, erklärte Thales Bürgermeister Thomas Balcerowski (CDU) den Hintergrund des aus seiner Sicht unumgänglichen Schrittes. Eine Besserung der Situation sei nicht in Sicht. Es müsse deshalb die Notbremse gezogen werden. Die Kosten für die Bewirtschaftung der Wohnungen fielen höher aus, als Einnahmen unterm Strich erzielt werden.
Insolvenz droht
Würde die Entwicklung so weitergehen, müsste die kommunale Wohnungsgesellschaft, die derzeit diese Wohnungen verwaltet, 2020 in Insolvenz gehen. Trotz Personalreduzierung und Wohnungsrückbau konnte der Verwaltungsaufwand pro Quadratmeter nicht verringert werden. Darauf hätten auch die Rechnungsprüfer hingewiesen.
„Wir haben uns deshalb dazu entschlossen, die eigene Verwaltung des Wohnungsbestandes aufzugeben und diese europaweit auszuschreiben“, sagte der Bürgermeister. Durch größere Verwaltungseinheiten sei nach seiner Ansicht eine effektivere Arbeit möglich. Er rechnet damit, dass im Herbst der Verwalterwechsel vollzogen werden kann. Soll heißen: Die Wohnungsgesellschaft Thale wird es als kommunalen Betrieb dann nur noch ohne Verwaltungspersonal geben. Die Immobilien selbst bleiben im Eigentum der Stadt Thale, betonte Balcerowski. Ob die bis zum Herbst überbleibenden drei Mitarbeiter vom neuen Wohnungsverwalter übernommen werden, müsse geklärt werden, wenn der Anbieter feststeht. Deshalb würden in den nächsten Tagen vorsorglich die Mitarbeiterkündigungen verschickt.
Unattraktive Platte
Einen Grund für den hohen Leerstand sieht das Thalenser Stadtoberhaupt darin, dass besonders die Plattenwohnungen unattraktiv geworden sind. Diese seien beispielsweise hellhörig und eine Wärmedämmung wäre sehr kostenaufwendig. „Mit ein bisschen Farbe ist nichts getan“, sagte Balcerowski.
Da der Leerstand weiterhin Geld kostet, soll der Bestand der leeren Wohnungen weiter reduziert werden. So soll der Plattenbau Word 3 im Wohngebiet Blankenburger Straße noch in diesem Jahr mit Förderung durch das Land abgerissen werden. Das Areal will die Stadt dann als Siedlung mit Einfamilienhäusern entwickeln. (mz)
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In den Jahren 2000 bis 2015 gab es laut den statistischen Angaben des Monitorings der Begleitforschung zum Stadtumbau Ost in Thale einen Bevölkerungsrückgang von 25,1 Prozent. Nach Abzug der Fortzüge und der Zuzüge gab es in diesem Zeitraum 2.473 Einwohner weniger.
Laut Prognose des Statistischen Landesamtes Sachsen-Anhalt wird ein weiterer Bevölkerungsrückgang bis zum Jahr 2030 von 11,3 Prozent erwartet. Betrachtet man die Entwicklung des Wohnungsmarktes, so gab es zwischen 2001 und 2015 einen Wohnraumrückgang von 10 Prozent. Grundlage bildete hier die Zahl aller Wohnungen, egal in welcher Rechtsform. Im Jahr 2015 gab es in Thale 6.286 Wohnungen.