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Talsperre Wendefurth Talsperre Wendefurth: Rundgang durch die Staumauer

Von Sabine Herforth 13.02.2017, 12:45
Durch die riesigen Ringkolbenventile fließt das Wasser kontrolliert aus dem Stausee ab.
Durch die riesigen Ringkolbenventile fließt das Wasser kontrolliert aus dem Stausee ab. Chris Wohlfeld

Wendefurth - Tropfen für Tropfen bahnt sich das Wasser den Weg durch den Beton und rinnt die Wand hinunter. Was so unscheinbar wirkt, beschert vielen Besucher, die die Talsperre in Wendefurth betreten, ein mulmiges Gefühl. Zwei Meter Beton liegen zwischen ihnen und der unvorstellbar großen Wassermenge des Wendefurther Stausees.

„Es drückt immer irgendwo Wasser durch“, erklärt Beatrice Hasler, Assistentin der Geschäftsführung und verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit des Talsperrenbetriebs Sachsen-Anhalt. Ein Grund zur Sorge sei dies aber im Allgemeinen nicht.

Hasler führte gemeinsam mit ihren Kollegen während des zehnten Harzer KulturWinters täglich Interessierte durch die Wendefurther Staumauer. Denn diese ist nicht einfach nur ein riesiger Betonklotz. „Viele wissen gar nicht, dass man da auch reingehen kann“, weiß Hasler und gab im Inneren einen Einblick in den täglichen Betrieb und die Funktionsweise wichtiger Mess- und Kontrolleinrichtungen.

Kleinste Bewegungen werden registriert

So sind die Segmente mit Gerätschaften versehen, die es dem Staumeister erlauben, jede noch so kleine Bewegung der Fugen zu erfassen. In dem Gang, der durch das Bauwerk führt sind zudem immer wieder Gewichtslote zu sehen. „Hier wird die Neigung der Staumauer zur Luftseite ermittelt“, erklärt Beatrice Hasler. Bestenfalls würden die Schwankungen einige Millimeter betragen, erklärt sie. „Das sieht man mit dem bloßen Auge nicht.“

Wie stark die Kraft des Wassers von unten gegen das Gewicht des Bauwerks drückt, kann an Wasserhähnen kontrolliert werden, die den Sohlenwasserdruck der Talsperre messbar machen. Probleme in diesem oder anderen Bereichen würden sich aufgrund der Bauweise ankündigen, so Hasler. Die Staumauer stemmt sich mit ihrem Gewicht - etwa 115.000 Kubikmeter Beton wurden hier verarbeitet - gegen das aufgestaute Wasser und würde selbst bei extremer Belastung nicht einfach nachgeben, versichert sie. „Das ist ein schrittweiser Prozess“, fügt sie an. So würde bei den Messungen auffallen, wenn etwas nicht stimme. Zudem würden Alarmsysteme ausgelöst, wenn kritische Werte erreicht sind.

Wasserdurchfluss wird reguliert

Damit es gar nicht erst soweit kommt, werden die Daten täglich kontrolliert und die durchfließende Wassermenge reguliert.

In der Schiebekammer rauschen am Samstag knapp 1,5 Kubikmeter Wasser pro Sekunde lautstark durch riesige Rohre. Ein Kubikmeter sei nötig, damit die Bode nicht austrockne, gab Beatrice Hasler eine Vorstellung. Die beiden großen Ringkolbenventile können bis zu 35 Kubikmeter pro Sekunde transportieren, das kleine Ventil etwa fünf Kubikmeter. Eine Turbine erzeugt zudem seit einigen Jahren hier Energie, wird derzeit aber überholt.

Etwa 400 Interessierte nutzten das Winterangebot, um die Talsperre zu erkunden, die seit mittlerweile einem halben Jahrhundert im Dienst ist. Offizieller Baubeginn der Staumauer war 1957, in Betrieb ging das Werk aber erst zehn Jahre später. Immer wieder gab es Bauunterbrechungen gegeben, weil es an Material fehlte.

Führungen von April bis Oktober

Wie undurchlässig der Beton im Vergleich zum umliegenden Gestein ist, zeigte die letzte Station des Rundgangs durch den 180 Meter langen Gang. Das freigelegte Schiefergestein in einem ungenutzten Stollen war auf der Wasserseite völlig durchnässt und moosbewachsen, die Luftseite hingegen blieb trocken. Die angrenzenden Betonwände zeigten sich davon vergleichsweise unbeeindruckt. Nur einige kleine Rinnsale suchten sich still ihren Weg.

Von April bis Oktober finden regelmäßig Führungen durch die Staumauer statt. Dann können Interessierte jeweils mittwochs um 14 Uhr und samstags um 11 Uhr einen Blick in das Bauwerk werfen. (mz)

In der Mitte der Wendefurther Staumauer wirkt es, als würde sich der Gang endlos in beide Richtungen fortsetzen. Tatsächlich sind es etwa 180 Meter von einer Tür zur anderen.
In der Mitte der Wendefurther Staumauer wirkt es, als würde sich der Gang endlos in beide Richtungen fortsetzen. Tatsächlich sind es etwa 180 Meter von einer Tür zur anderen.
Wohlfeld
Der sogenannte B-Gang - ein Korridor zur weiteren Kontrolle des Bauwerks - ist für den Staumeister nur über Steigleitern erreichbar.
Der sogenannte B-Gang - ein Korridor zur weiteren Kontrolle des Bauwerks - ist für den Staumeister nur über Steigleitern erreichbar.
Wohlfeld