Streit mit Brockenwirt Streit nach Stress beim Warten im Lokal Zum Brockenwirt Schierke: Mann aus Leipzig will nie wieder auf den Brocken
Schierke - Es gibt Sprichwörter, die könnten sich auch Journalisten über den Schreibtisch hängen. „Eines Mannes Rede, keines Mannes Rede: Man soll sie billig hören beede,“ gehört dazu.
Wie schnell sich etwas hochschaukeln kann, war kürzlich auf dem Brockenplateau zu erleben und klingt auf der Homepage von Michael Voß nach. Der war von Schierke aufgestiegen und musste mit knurrendem Magen wieder zurückwandern.
War die Erbsensuppe ausgegangen? Nein, der Gast zu weit gegangen, findet das Brocken-Gastro-Team. Er habe rumgemotzt, sich mit einer langjährigen Mitarbeiterin angelegt, sagt die eine Seite, Michael Voß will sich dagegen nur über das Personal beschwert und daraufhin Hausverbot beim Brockenwirt bekommen haben.
Der Ton des Wanderers sei nicht angemessen gewesen, erklärt Gastwirt Daniel Steinhoff
Des Wanderers Ton sei nicht angemessen gewesen; schroff und gereizt. Daniel Steinhoff habe den Disput bis in die Küche gehört, erinnert er sich im MZ-Gespräch. Selbst anderen Gästen soll das Auftreten des Leipziger Wanderers unangenehm gewesen sein.
„Ich stelle mich voll vor meine Mitarbeiter“, unterstreicht der Gastronom. Voß könnte weiter der Meinung sein, dass der Gast und nicht der Mitarbeiter König ist. Doch dann sollte er die Menschen, die täglich tausende Brockenbesucher bewirten, auch angemessen behandeln.
Das habe nichts mit Unterwürfigkeit zu tun. „Wir setzen auf Freundlichkeit, darum wäre die ruhigste Angestellte in unserem Unternehmen, mit der Herr Voß diskutiert hat, wohl die Letzte, die sich mit Gästen streitet.“
Anlass war die Frage, wie sich die lange Schlange vor der Essenausgabe im Touristensaal schlängelt. Die Brockenwirt-Mitarbeiterin soll die Menschen lautstark in die richtige Warteposition und wenig später, um ihren Abräumwagen durchs Gewimmel zu schieben, wieder umdirigiert haben.
Der Wirt wirke „aufgrund seines Monopols auf dem Brocken und in Schierke unantastbar“
„Ich habe leider keine Zeugen und Mitarbeiter dabei gehabt. Ich habe aber auch keinerlei Interesse ein Restaurant, in dem ich bislang immer gegessen habe, schlecht zu machen“, schreibt Michael Voß.
Aber so richtig interessiert das wohl keinen hungrigen Brocken-Stürmer. Und wenn er schreibt: „Ich behalte mir eine rechtliche Prüfung dieser Rufschädigung vor“, kontert der Brockenwirt: „Wie man in den Wald hineinruft, schallt es auch raus.“
Michael Voß hält Daniel Steinhoff für einen Wirt „der ja aufgrund seines Monopols auf dem Brocken und in Schierke unantastbar wirkt“. Gerade in den sozialen Medien häufen sich die kritischen Stimmen zum Angebot, zur Qualität der verwendeten Produkte, auch der Umgangston gilt als „derb und unfreundlich“.
Tripadvisor Deutschland platziert die Lokalität „Zum Brockenwirt“ auf Platz 11 von 12. 44 mal gab es für das Lokal die Bewertung „Daumen runter“. Nur vier Besucher votierten für ein „Sehr gut“ und besser. „Imbissküche zu eher überteuerten Preisen. Hier ist jedenfalls Luft nach oben“, meint einer. Während ein anderer über die wohl am stärksten frequentierte Gaststätte in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen schlicht notiert: „Brocken schön. Brocken-Wirtschaft überflüssig.“
Daniel Steinhoff spricht eine nicht nur von Harzer Gastronomen bekräftigte Wahrheit gelassen aus. „Meine Mitarbeiter sind mir heilig, neues Personal zu bekommen, das ist schwerer als neue Gäste.“ Herrn Voß hat er nun verloren: „Allerdings werde ich in die Räumlichkeiten des Brockenwirtes niemals mehr eintreten“, verspricht der Wandersmann. Obwohl das eintägige Hausverbot, das ihm ausgesprochen worden war, längst abgelaufen ist. (mz)