Fälle auch aus Sachsen-Anhalt Serienmörder der DDR: Buch zu Kriminellen in der DDR

Wernigerode - Hans Thiers und sein Verleger Michael Kirchschlager führen in menschliche Abgründe, an Tatorte des Grauens und geben Einblicke in die Psyche der Täter.
Mit „Serienmörder der DDR“, der aktuellen Veröffentlichung, schreiben sie ein Stück Kriminalhistorie der DDR, das aber (leider) weit über die Wende hinausgeht. In mehreren Fällen wurden entlassene Mörder ab 1990 wiederholt zu Tätern. So dass eine Mitschuld der Justiz in diesem Fällen im Raum steht. (Buch bei Amazon kaufen)
Unschuldige Menschen mussten sterben, weil Mörder als resozialisiert eingestuft wurden. Zwölf Fälle recherchierte der ehemalige Kriminalrat, der einst der jüngste Chef einer Morduntersuchungskommission DDR-weit war. Entstanden ist eher ein Sachbuch als ein Thriller.
Serienmörder der DDR: Lebende Quellen nutzen
Solange es noch lebende Quellen gibt, wollte Hans Thiers das Geschehene aufschreiben. Harte Kost mutet er den Lesern zu. Serienmörder töteten nicht selten brutal und sexuell motiviert.
So arbeitet der Autor die Straftaten von Erwin Hagedorn, dem dreifachen Knabenmörder aus Eberswalde, Mario St., dem fünffachen Knabenmörder aus Neubrandenburg, und Volker Eckert aus Plauen und Hof, der wendeübergreifend sieben Menschen ermordete, auf.
Aus Sachsen-Anhalt wählte er zwei Fälle aus. Einer davon ist der „Ripper von Magdeburg“.
Serienmörder DDR: Buch beschreibt die Täterin aus Wernigerode
Wenn von Frauen die Rede ist, die ihre Säuglinge unmittelbar nach der Geburt töteten, kommt der Autor in den Nordharz.
Kaum hatte Margitta Fiedler in Wernigerode zu Hause ein kleines Mädchen geboren, legte sie dem Neugeborenen Zellstoff aufs Gesicht. Dann packte sie das Kind in eine Korbkiste und ließ es sterben.
Kurz nach der Entbindung stand sie wieder auf und sah weiter fern. Die Babyleiche verbrannte der Vater in einer Metallgießerei und in einem Heizungskeller in Hasserode.
Auf diese Art und Weise wurden durch die Familie Fiedler aus Wernigerode fünf Babys nach der Geburt getötet und verbrannt.
Ein außergewöhnlicher Fall wird im Buch Serienmörder der DDR beschrieben
Für den Kriminalisten Georg Giertz gestaltete sich dieser Fall zum außergewöhnlichsten und grauenvollsten Fall seiner Dienstzeit.
Er erinnert sich im Gespräch mit Hans Thiers daran, dass die Familie eine Routine beim Babymord entwickelt hatte: Gebären, töten und entsorgen.
Am 18. Juni 1990 wurden vor dem 1. Strafsenat des Magdeburger Bezirksgerichts Margitta und Manfred Fiedler wegen mehrfach gemeinschaftlich begangenen Mordes, Anstiftung zum Mord und Totschlags zu je 15 Jahren Haft verurteilt.
Viel Zeit für fundierte Recherchen
Wie in allen anderen Fällen folgt Hans Thiers den Serienmörder-Spuren, notiert, wann sie hingerichtet wurden, sich das Leben nahmen oder wie die Fiedlers auf freien Fuß kamen.
Thiers nimmt sich viel Zeit für fundierte Recherchen, reiste in den Harz und verweist auf eine lange Liste weiterführender Literatur zu allen untersuchten Fällen von Serienmord.
Zudem konnte er mit Unterstützung ehemaliger Kollegen und von Medienvertretern die Berichte mit Fotos und Skizzen illustrieren. Es bleibt ein Buch, dass in die tiefsten Abgründe menschlichen Seins reist.
Hans Thiers: Serienmörder der DDR, Verlag: Kirchschlager, 288 Seiten, ISBN: 978-3934277755,19,95 Euro (Buch bei Amazon kaufen) (mz)