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Projekt im Bodetal Projekt im Bodetal: Ein schönes Katerensemble

Von Bianca Müller 06.06.2018, 05:58
Der „Kleine Waldkater“ gehört jetzt zur Jugendherberge.
Der „Kleine Waldkater“ gehört jetzt zur Jugendherberge. Thomas Tobis

Thale - Romantisch. Idyllisch. Traumhaft.

Die Vertreter des Landesverbandes Sachsen-Anhalt des Deutschen Jugendherbergswerkes (DJH-Lvb) fanden klare Worte zur Lage der Thalenser Jugendherberge.

Kooperationspartner und Delegierte aus 15 Herbergen, dazu Vertreter aus Landkreis und Landtag, kamen im „Großen Waldkater“ für ihr jährliches Sommerfest zusammen.

Dass das Haus im landesweiten Vergleich zu den größten und erfolgreichsten Herbergen zählt, kommt nicht von ungefähr - 200 Betten und rund 32.000 Übernachtungen pro Jahr tragen dazu bei.

Schönheit und Erfolg allein waren aber nicht der Grund, sich diesmal in Thale zu treffen.

Besiegelt und gefeiert wurden zudem zwei Projekte, die der Herberge ab sofort mehr Kultur und mehr Platz verschaffen: eine Kooperationsvereinbarung mit der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt sowie die offizielle Übergabe des nebenan gelegenen „Kleinen Waldkater“.

Projekt im Bodetal: Schritt gegen das Vergessen

„Schön, dass wir endlich zu Potte kommen“, freute sich DJH-Lvb-Geschäftsführer Marc Nawrodt und rechnete vor: Die Wende liege beinahe 30 Jahre zurück.

„Inzwischen sind die Kinder dieser Umbruchzeit selbst Eltern.“

Im Verband sieht man die künftige Zusammenarbeit als Ergänzungsangebot für seine Gäste und als „Schritt gegen das Vergessen“.

Die Stiftung hingegen hofft, „dass die Leute so leichter Zugang finden“, so Verwaltungsleiter André Merten.

Nationalsozialistische Diktatur, SED-Regime, sowjetische Besatzung - leichte Themen sind das wahrlich nicht.

Zu den sieben Anlaufpunkten gehören unter anderem die Gedenkstätte für die Opfer des Konzentrationslagers Langenstein-Zwieberge sowie die Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn.

Projekt im Bodetal: Schließungsgedanken vor drei Jahren

Während nur wenige Meter entfernt grillende Gäste und spielende Kinder weiter ihren Herbergsalltag genossen, kam Nawrodt noch mal auf die Schönheit von Areal und Lage zu sprechen.

„Leider mit wenig Außengelände.“

Dass die Jugendherberge, Mitte des 19. Jahrhunderts als Hotel erbaut, nebenan einen kleinen, älteren, Bruder hat, lockert die Platzprobleme nun etwas.

Als Monika Gehring 2015 erstmals Gedanken äußerte, den Pensions- und Gaststättenbetrieb im „Kleinen Waldkater“ nach über 20 Jahren einzustellen, wurde der DJH-Lvb hellhörig.

„Unser Verein ist in wirtschaftlich guter Situation“, erklärte Nawrodt, „wir haben ganz entspannt auf den Kauf hingearbeitet.“

Der Grundstückskauf - über den Preis haben beide Seiten Verschwiegenheit vereinbart - wurde Ende April vollzogen, Anfang Mai erfolgte die Integration in den Herbergsbetrieb.

Mit der symbolischen Schlüsselübergabe an Herbergsleiter Michael Hesse verabschiedete sich Monika Gehring nun auch offiziell.

Projekt im Bodetal: Gaststätte bleibt geschlossen

20 weitere Zimmer stehen Hesse und seinem 20-köpfigen Team so zur Verfügung, die Gaststätte hingegen bleibt geschlossen.

Nawrodt freute sich über das „jetzt sehr schöne Ensemble“ und lobte den tollen Zustand der Immobilie.

Projekt im Bodetal: Nur noch ein Schandfleck

Nun mache man sich an die „Umsetzung einiger EU-Vorschriften“ und werde beispielsweise in das Dach investieren, wobei das „eigentlich Peanuts“ seien.

Dann bleibt laut DJH-Lvb „nur noch ein Schandfleck“: die Ufermauer.

Etwa 1,2 Millionen Euro würde ein Neubau kosten. Wenn alles klappt, ist 2019 Baustart.

Die Pläne dafür habe man Stadt und dem Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft bereits vorgestellt. Bei Realisierung teilen sich die drei Stellen die Kosten.

Michael Hesse hat derweil noch ein anderes Projekt auf dem Zettel: Geplant sei, den Spielplatz, der bisher nur aus einem Gerät auf Kies besteht, auf die Wiese zwischen beiden Katerhäusern zu verlegen und minimal zu erweitern.

Monika Gehring macht sich über solche Dinge keine Gedanken mehr.

Und verköstigt werden bei der 66-Jährigen ab sofort nur noch zwei Dauergäste: Hund Coco und Katze Nelli.

Bevor sie sich an den neuen, ruhigeren Alltag gewöhnt, steht ein Kurzurlaub in Luckenwalde an - bei früheren Stammgästen aus der Pension. (mz)