Projekt bei Bad Harzburg Projekt bei Bad Harzburg: Streit um geplante Baumschwebebahn
Bad Harzburg - Gut ein Jahr nach der Eröffnung des ersten Baumwipfelpfades in Norddeutschland plant Bad Harzburg in Niedersachsen das nächste touristische Großprojekt. Am knapp 500 Meter hohen Burgberg an der Grenze zu Sachsen-Anhalt soll eine Baumschwebebahn entstehen.
„Damit können Gäste in gemächlichem Tempo langsam durch die Baumkronen hinab ins Kalte Tal gleiten, durch das bereits der Baumwipfelpfad führt“, sagte Projekt-Sprecherin Eva-Christin Ronkainen. Nach Angaben des Herstellers Hochkant handelt es sich um die bundesweit dritte Anlage dieser Art, die anderen beiden seien im Saarland und in Bayern. Weitere Anlagen seien in Planung.
Baubeginn 2017 geplant
Die Kosten werden auf rund eine Million Euro beziffert. Bauherr und Hauptanteilseigner des Projektes sollen - wie schon beim Baumwipfelpfad - die Bad Harzburger Kur-, Tourismus- und Wirtschaftsbetriebe (KTW) werden.
Der Landkreis Goslar begrüße die Planung für den sogenannten Fly-Liner, sagte ein Sprecher. Die Bauarbeiten könnten möglicherweise schon im kommenden Jahr beginnen. Allerdings müsse unter anderem noch über die Entlassung des betreffenden Areals aus dem Landschaftsschutzgebiet entschieden werden.
Umweltschützer können dem neuen Projekt nichts abgewinnen. Anders als den Baumwipfelpfad lehnen sie die Baumschwebebahn wegen des zu großen Eingriffs in die Natur ab.
Mit Tempo 15 sanft ins Tal
Für Projekt-Sprecherin Ronkainen dagegen wäre die geplante Baumschwebebahn „die optimale Ergänzung zu den bereits bestehenden touristischen und umweltpädagogischen Angeboten in Bad Harzburg“. Gäste könnten mit der seit langem bestehenden Seilbahn hinauf auf den Burgberg fahren. Dort soll künftig der Startpunkt sein für den rund einen Kilometer langen Fly-Liner. Sicher angegurtet ginge es dann mit Tempo 15 in sanften Kurven zwischen den Kronen der Bäume hindurch ins Kalte Tal, sagte Ronkainen.
Zielpunkt der Schwebebahn soll der Eingang des Baumwipfelpfades werden, der in etwa 20 Metern Höhe durch die Kronen eines alten Mischwaldes führt. Er wurde im Mai vergangenen Jahres eröffnet und hat bislang alle Erwartungen übertroffen. Statt der erhofften 100.000 Besucher kamen in den ersten zwölf Monaten mehr als 230.000 Gäste - Tendenz steigend.
„Die Umweltverbände des Landkreises Goslar haben die Errichtung des Baumwipfelpfades konstruktiv begleitet, obwohl er einen großen Eingriff in die Natur und das Landschaftsschutzgebiet Harz darstellt“, sagte Sprecher Friedhart Knolle. „Der Pfad vermittelt jedoch auch Informationen zur Umweltbildung und war daher im Schutzgebiet tragbar.“ Der geplante Fly-Liner sei dagegen kein Beitrag zur Umweltbildung, sondern der Einstieg in die „Verrummelung“ des Kalten Tals und des unter Denkmalschutz stehenden Burgbergs: „Wir lehnen ihn daher ab.“ (dpa)