Nachbarschaftsstreit in Thale Nachbarschaftsstreit in Thale: Krach in der Heinestraße

Thale - Möbel und Pflanzen im Treppenhaus, kläffende Hunde, lärmende Kinder. Es gibt viele Auslöser für Nachbarschaftsstreits. Auch in einem Wohnhaus in Thale gibt es Stress.
Eine pflegebedürftige 91-Jährige hat Probleme mit ihren Nachbarn. Die Treppen schafft sie nur noch mit Hilfe ihres Sohnes - doch da stehen jetzt eine Palme und ein Schuhregal im Weg.
Darüber hinaus wirft ihr Sohn den Nachbarn sogar Stromdiebstahl vor. „Das geht nicht“, sagt er und schüttelt den Kopf.
Doch da endet der Ärger nicht. In den Einbauschrank, in dem auf jeder Etage die Stromzähler angebracht sind, fand er zuletzt ein nasses Handtuch, Fußabtreter und feuchte Turnschuhe.
„Sie hätte einen Schlag bekommen können“, sagt der Mann und sorgt sich um seine Mutter.
Nachbarschaftsstreit in Thale: Anfragen bleiben ergebnislos
Die fühlt sich nicht ernst genommen. Briefe und Anfragen an die Wohnungsgenossenschaft Thale würden ergebnislos verhallen. „Wir bezahlen auch Miete“, sagt die 91-Jährige.
Seit 55 Jahren wohnt sie in der Heinestraße in Thale. „Ich weiß nicht, was ich machen soll. Es wird immer schlimmer“, sagt sie und hofft auf ein Einlenken.
Wolfgang Möhner, kaufmännischer Vorstand, und Wolfgang Gürtler, Vorstand Technik der Genossenschaft, sehen das Problem etwas differenzierter. „Ich denke, wir haben das im Gespräch geklärt“, nimmt Wolfgang Gürtler vorweg.
Auf die Beschwerden habe der Vorstand reagiert, indem er die beschuldigten Nachbarn mit den Vorwürfen konfrontierte. Vieles habe dabei geklärt werden können. „Wir müssen in diesen Fällen schlichten und den Finger heben“, sagt Gürtler.
Die Beschwerden selbst hält er für teilweise überzogen.
Nachbarschaftsstreit in Thale: Viele Beschwerden wegen Lapalien
Doch der Streit in dem Haus in der Heinestraße ist längst kein Einzelfall. „Es gibt einen Trend“, stellt Möhner fest, dass immer häufiger Beschwerden auf seinem Tisch landen - nicht selten wegen Lappalien, die Nachbarn untereinander einfach nicht klären können oder wollen.
„Das ist nicht nur ein Phänomen bei uns in Thale oder im Harz“, fügt Gürtler an.
Warum? Das habe mehrere Gründe, meint Möhner. So sei der Stellenwert von Wohnungen gesunken, was sich im Umgang mit den eigenen vier Wänden zeige.
„Dabei sollte jeder ein Eigeninteresse haben, dass die Wohnungen in Ordnung sind“, fügt er mit Blick auf die Genossenschaft hinzu, in der jeder Mieter als Genossenschaftsmitglied ein Stück weit Miteigentümer des Unternehmens ist.
Nachbarschaftsstreit in Thale: Der Generationenkonflikt greift um sich
Doch auch den Generationenkonflikt nennt Möhner als Ursache dafür, dass das Miteinander in Mehrfamilienhäusern immer häufiger nicht reibungslos funktioniert.
Junge und ältere Bewohner hätten mittlerweile völlig unterschiedliche Ansichten von den Pflichten und Rechten eines Mieters. Rücksichtnahme sei immer mehr im Rückzug.
Es gebe sogar Mieter, die sich ganz bewusst daneben benehmen, provozieren wollen, beispielsweise durch laute Musik oder ständig falsch befüllte gelbe Säcke, die dann liegen bleiben.
„Wir haben aber auch Häuser, da funktioniert es hervorragend“, betont Wolfgang Möhner, dass es auch anders geht.
Drei Viertel der Konflikte würden letztlich gelöst, erklärt Wolfgang Gürtler. Auch könne der Vorstand nicht alle Probleme, insbesondere privatrechtliche Angelegenheiten, lösen.
Oftmals liege die Lösung jedoch auf der Hand, meint Möhner: „Wenn jeder sein eigenes Verhalten reflektieren würde.“ (mz)