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Planfeststellung Nach Planfeststellungsbeschluss vom Landesamt für Geologie und Bergwesen: Kiestagebau in Reinstedt wächst um fast 17 Hektar

Von Rita Kunze 03.09.2020, 07:56
Ein Lastwagen mit Anhänger fährt auf das Geländer der Kiesgrube in Reinstedt (Landkreis Harz).
Ein Lastwagen mit Anhänger fährt auf das Geländer der Kiesgrube in Reinstedt (Landkreis Harz). Korn

Reinstedt - Die RKW Reinstedter Kieswerk GmbH kann ihre Abbaufläche um 16,8 Hektar erweitern: Das Landesamt für Geologie und Bergwesen (LAG) hat die Stadt Falkenstein/Harz über einen entsprechenden Planfeststellungsbeschluss informiert. Damit ist nach Angaben des LAG für diese Fläche „und eine Fördermenge von 400.000 Tonnen pro Jahr die Gewinnung und Aufarbeitung gesichert“.

In Reinstedt betrachtet man die Entscheidung mit gemischten Gefühlen. Ortsbürgermeister Ronald Lembke spricht von einem Kompromiss: „Wir geben nach, dafür wird auf die Deponie verzichtet“, sagt er auf Nachfrage der MZ.

Verzichtet das Unternehmen im Gegenzug auf die geplante Bauschutt-Deponie?

Hintergrund: Die Reinstedter Entsorgungsgesellschaft (REG) will in Teilen des Reinstedter Kieswerks Bauschutt und „gering belastete Materialien“ einlagern, und das über 22 Jahre, wobei die Deponie bis auf 27 Meter Höhe anwachsen könnte.

Bislang hat er keine Rückmeldung, ob das Unternehmen auf diesen Vorschlag eingeht, sagt der Ortsbürgermeister. „Wir wollen keine Firma kaputtmachen“, betont er, und das Kieswerk sei „einer der größten Geldgeber für den Ort“.

Aber die Deponiepläne sorgen für Unmut: „Das teilt das Dorf ganz gewaltig“, beschreibt Lembke die Lage. Schließlich gehe es auch um Arbeitsplätze, nicht nur im Kieswerk, sondern auch bei der ACZ Transport GmbH. Beide Unternehmen hingen zusammen, verdeutlicht Lembke: „Das eine fährt Kies, das andere baut ihn ab.“

Brenn- und Baustoffhandel Badeborn plant Bauschuttdeponie zwischen Warnstedt und Timmenrode

Wann mit einer Entscheidung zu rechnen ist, könne er nicht sagen. Er nennt es ein schwebendes Verfahren, da noch Wegerechte geklärt werden müssten. Zugleich blickt er hoffnungsvoll nach Warnstedt:

Die Firma Brenn- und Baustoffhandel Badeborn will im Bereich des Kiessandtagebaus Warnstedt-Timmenrode eine Bauschuttdeponie einrichten und hat ihre Pläne Anfang Juli dem Bauausschuss des Thalenser Stadtrates vorgestellt.

„Wir haben die Hoffnung, dass dadurch die Pläne in Reinstedt zumindest auf Eis gelegt sind“, sagt der Reinstedter Ortsbürgermeister. Dass die RKW GmbH ihre Abbaufläche in Reinstedt erweitern darf, ist an Bedingungen geknüpft. „Es ist gut, dass geregelt ist, wie der Abbau auszusehen hat“, erklärt dazu Klaus Wycisk (CDU), Bürgermeister der Stadt Falkenstein/Harz.

„Beispielsweise ist jetzt eindeutig geregelt, wie der Straßenzustand auszusehen hat.“ Das gebe der Verwaltung „rechtlich bessere Möglichkeiten, darauf einzuwirken“. Wycisk verweist dabei unter anderem auf die Festlegung, dass die Straße „mindestens zweimal täglich, letztmalig nach Ausfahrt des letzten Fahrzeugs aus dem Tagebau“ auf Verschmutzungen geprüft und wenn nötig gereinigt wird.

Verlegung der Ausfahrt der Kiesgrube würde Reinstedt vom Verkehr entlasten

Der Reinstedter Ortsbürgermeister hat noch eine andere Hoffnung: „Es ist geplant, die Kiesgruben-Ausfahrt zur alten B6 zu verlegen“, sagt er. Dann sei der Ort von dem Lkw-Verkehr nicht mehr so stark betroffen.

Die Fläche, auf dem der Kiessandtagebau betrieben wird, sei in den 1990er Jahren als Vorranggebiet für den Kiesabbau festgelegt worden, sagt Wycisk. Denn „im Vorharz gibt es mit die besten Kiese in Deutschland“. Doch es müssten eben auch bestimmte Kriterien beachtet werden:

„Wo sowieso schon viele Lkw fahren, muss man darauf achten, dass nicht noch mehr Staub in den Ort hineingetragen wird.“ Man könne „die Beeinträchtigungen nicht gegen Null fahren, aber auf ein erträgliches Maß minimieren“, sagt Wycisk, der weiß, dass die Reinstedter um ihre Lebensqualität kämpfen:

Nicht nur gegen die Deponiepläne regt sich Widerstand, den eine Bürgerinitiative öffentlich macht. Reinstedt ist auch Standort eines großen Windparks. Wycisk: „Es gibt einen Verein für ein besseres Reinstedt, auch der Ortschaftsrat tritt dafür ein. Da muss man einen Dialog führen.“

Seit 1992 wird nach Unternehmensangaben in Reinstedt Kiessand produziert, der für „Straßen, Flugplätze und andere Verkehrsflächen“ genutzt wird. Das Abbaugebiet liegt an der Kreisstraße zwischen Reinstedt und Frose.

Der vom Landesamt für Geologie gefasste Planfeststellungsbeschluss ist ein Prozess von Jahren: Ein Rahmenbetriebsplan ist bereits 1997 geändert, das bergbaurechtliche Gewinnungsvorhaben im Jahr 2000 festgestellt worden. Dass das Kieswerk seine Abbaufläche erweitern darf, ist an Bedingungen geknüpft. Unter anderem müssen ein Artenschutzkonzept geführt, Grundwassermessstellen eingerichtet und regelmäßig kontrolliert werden. Die Staubbelastung soll so gering wie möglich gehalten werden. Zudem ist ein Sonderbetriebsplan zur Wiedernutzbarmachung der Abbaufläche vorzulegen. (mz)