Laufsport Laufsport: Am liebsten Bergläufe

Harzgerode/Dankerode/MZ - Brockenlauf in Ilsenburg, Mönchlauf in Halberstadt, Selketallauf in Meisdorf, Harzgebirgslauf in Wernigerode, Harzlauf in Thale. Eigentlich gibt es in den nächsten Wochen fast jedes Wochenende eine Laufveranstaltung im Harz. Und einer ist immer mit dabei - Horst Kastendeich. Der Harzgeröder, der seit 2009 für die SG Dankerode startet, wird im Januar 77 Jahre alt und gehört damit fast immer zu den ältesten Läufern. Und mit seinen Ergebnissen muss er sich keineswegs verstecken. Beim Ottonenlauf war er kürzlich Elfter der Männer und ließ dabei viele jüngere Läufer hinter sich.
„Ich liebe Bergläufe“, nennt Horst Kastendeich seine Vorlieben. Probleme mit der Puste kennt er nicht. Pulsuhren auch nicht. „Ich laufe wie ich kann“, schildert der Sportler. „Für mich ist ein Berglauf ein Lauf zum Ausruhen.“ Das verstehen viele nicht und deshalb erklärt Kastendeich: „Wenn ich auf der flachen Strecke laufe, dann hänge ich am Gaspedal. Da werde ich von der Masse mitgezogen. Aber wenn ich berghoch laufe, dann kann ich mir das einteilen.“
Letztes Jahr beim Harzlauf in Thale habe er die Roßtrappe hoch viele überholt. Eine junge Berlinerin hängte sich staunend an den Laufoldie. Erst auf dem Berg zog sie dann vorbei. „Runter musste ich gehen. Da habe ich Angst, dass ich stolpere.“ Viele Stolperstellen gibt es auch am Samstag beim Brockenlauf, doch wenn er mal ein Stück weit geht, dann fällt Kastendeich auch nicht weit zurück, weil er berghoch Zeit gegenüber anderen Mitstreitern gut gemacht hat.
Der Sport begleitet Kastendeich schon sein ganzen Leben. „Wir hatten in der Gruppe immer einen Ball.“ Fußball und Wasserball spielte er aktiv (siehe Kasten). In Harzgerode schloss er sich dem Wasserrettungsdienst an, der gerade aufgebaut wurde. Als Rettungsschwimmer war er im Freibad, am Birnbaumteich oder auch bei den Kanurennen im Bodetal im Einsatz und bildete als Übungsleiter Schwimmer aus. Außerdem hatte er sich der 1973 in Silberhütte gegründeten Laufgruppe der Pyrotechnik angeschlossen. Hier lernte er, auch mit Hilfe von Literatur, Lauf- und Atemtechnik. „Beim Fußball ist man anders gelaufen.“
Zu seinen schwersten und schönsten Läufen rechnet der Harzgeröder noch heute die Teilnahme am härtesten deutschen Berglauf, dem Nebelhornlauf in Oberstdorf. Auf den 10,5 Kilometern galt es 2002, die 1 405 Meter Höhenunterschied von Oberstdorf (815 m) und dem Nebelhorn (2 220 m) binnen maximal zwei Stunden zu bewältigen. Niemand habe damals geglaubt, dass er das mit seinen damals 65 Jahren - der älteste Läufer war zuvor 60 - schaffen würde. „Ich bin zwei Minuten vor Schluss oben angekommen. Das schönste war, man musste nicht runterlaufen, sondern konnte mit der Seilbahn fahren.“
Jeden Tag ist Horst Kastendeich in Bewegung. Montags 600 bis 800 Meter Schwimmen, dienstags läuft er anderthalb Stunden mit Inge von der Recke (71) und abends fährt er zum Tischtennis nach Dankerode. Mittwochs ist er beim Freizeit-Tischtennis in Ballenstedt, donnerstags wieder in Dankerode. Freitags läuft er nochmals seine Kilometer und an den Wochenenden stehen Wettkämpfe, Wandern mit seiner Frau oder Radtouren wie am letzten Sonntag der Fahrradtag im Selketal auf dem Programm des wohl fittesten Rentners seiner Altersklasse im Unterharz. Den inneren Schweinehund kennt Kastendeich aber auch. „Manchmal muss man sich überwinden. Aber wenn man eine Verabredung hat, dann muss ich los“, sagt er zu gemeinsamen Trainingsläufen mit der letzten Vereinskameradin aus der Silberhütter Laufgruppenzeit. Einen Marathon ist der Harzgeröder noch nie gelaufen. Das ist eben eine Kopfsache, sagt er.
Kastendeich wird bei seinen Wettkämpfen stets von seiner Frau begleitet. „Aber wir machen auch Busreisen zum Ausgleich“, wirft seine Frau Inge ein. Aber da wird natürlich auch, wann immer es geht, gewandert. Zum Wandern, ihrem großen Hobby, muss er dann eben immer mit. Nun freut sich Kastendeich auf den Brockenlauf. Bis ganz hoch ist er schon gelaufen, diesmal reichen ihm die neun Kilometer zum Ilsestein.