Polizei kontrolliert Motorräder Landespolizei kontrolliert bei Hasselfelde 114 Biker Motorradfahrer: Es geht um Reifenrrofiltiefe und Auspuffe

Rotacker - Die Spätsommer-Sonne strahlt am Samstag. Ideales Biker-Wetter, so dass hunderte Motorradfahrer zu Touren in den Harz aufbrechen. „Damit alle Bikerinnen und Biker auch wieder heil zu Hause ankommen, sind wir heute auch mit 28 Einsatzkräften unterwegs“, erläutert Polizeikommissar Sebastian Fabich.
Er hat im Polizeirevier Harz quasi die Dienstmütze für die Verkehrssicherheitsaktion „Sicher durch den Harz“ auf. Die Harzer Polizisten erhalten bei ihren Großkontrollen massive Unterstützung durch Spezialisten der Landespolizei.
„Wir wissen, wovon wir reden und worauf wir bei den Kontrollen achten sollten“
Nicht irgendwelche Beamte, sondern Polizisten zwischen Salzwedel und dem Jerichower Land, die wie Sebastian Fabich selber gern auf dem Motorrad sitzen oder durch spezielle Kurse mit der Technik und den Manipulationsmöglichkeiten vertraut sind. „Also wir wissen, wovon wir reden und worauf wir bei den Kontrollen achten sollten“, so Fabich.
„Die länderübergreifende Präventionskampagne der Länder Niedersachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt wurde vor zwölf Jahren ins Leben gerufen, da es auf den Straßen im Harz vermehrt zu schweren Verkehrsunfällen unter Beteiligung von Motorradfahrern kam und immer noch kommt.
Die Probleme des ständig steigenden Motorradverkehrs im Harz werden seitdem gemeinsam angegangen. Dabei wird die Polizei auch von der Verkehrswacht unterstützt. Hauptziel ist dabei die Senkung der Unfälle, an denen Motorradfahrer beteiligt sind“, heißt es von Nadine Sünnemann, der Leiterin Zentrale Aufgaben beim Polizeirevier Harz.
Partner sind dabei neben ihrer Dienststelle die niedersächsischen Polizeiinspektionen Goslar und Göttingen sowie die Thüringer Landespolizeiinspektion Nordhausen.
Polizeikommissar Sebastian Fabich will mit den Motorradfahrern reden
„Wir haben beginnend beim Bikergottesdienst im Kloster Drübeck die Gelegenheit genutzt, um präventiv mit den Bikern ins Gespräch zu kommen, auf Gefahren aufmerksam zu machen und Infomaterial zu verteilen“, berichtet Polizeikommissar Sebastian Fabich.
„Gefühlt kamen die Teilnehmer des Gottesdienstes, bei dem an die verunglückten Biker des vergangenen Jahres erinnert wurde, aus ganz Deutschland. Ich habe sowohl Hamburger als auch Biker aus Suhl getroffen.“ Zeitgleich starten die Kontrollen auf der Bundesstraße 81.
Die Beamten wählten dabei zwei Punkte aus, die auf der Harzkarte mit schwarzen Kreuzen gekennzeichnet sind. Sowohl an der Köhlerei Stemberghaus als auch wenige Kilometer weiter im Hasselfelder Ortsteil Rotacker nimmt die Polizei kurz nacheinander Raser ins Visier. Denn hier starben im Vorjahr jeweils Biker bei Unfällen. In diesem Jahr seien allein im Landkreis Harz erneut bereits vier Motorradfahrer bei Unfällen gestorben.
Die „Messbeamten“ zeigen ihre moderne Technik, die mit der Legende aufräumt, Biker können bei Geschwindigkeitsverstößen nicht erwischt werden, weil sie nur hinten eine Kennzeichentafel haben, die oft noch gesetzwidrig hochgebogen wird.
Moderne Geräte zur Geschwindigkeitskontrolle liefern Front- und Rückansicht
Unterdessen blitze die Polizei in beide Richtungen, so dass die Messgeräte Front- und Rückansicht liefert. Dann ziehen Beamte die Sünder gleich nach dem Verstoß „aus dem rollenden Verkehr“ und halten sie direkt an, um die Personalien festzustellen, die für das Verhängen des fälligen Bußgeldes nötig sind.
Die Polizei, die in Rotacker ihren Kontrollpunkt aufgebaut hat, betont den präventiven Charakter von „Sicher durch den Harz“. So freuen sich die Beamten, dass sie bei ihrem mehrstündigen Einsatz von der Verkehrswacht des Harzkreises unterstützt werden.
Deren Vorsitzender Michael Stehling rollt selbst mit seiner Maschine an und lobt die gelungene Kooperation mit dem Polizeirevier Harz. Nicht zu unterschätzen sei der eigene Twitterkanal „#SicherdurchdenHarz“. Gerade auswärtige Biker erfahren hier alles über Gefahrenstellen in Harz und Kyffhäusergebirge, bekommen die aktuelle Verkehrslage aufs Smartphone, aber auch Informationen zu Kontrollen.
Es gab 34 Ordnungswidrigkeiten, fünf Biker durften nicht mehr weiterfahren
Die Großkontrolle am Wochenende zeigt durchaus ein gewachsenes Verkehrsbewusstsein der Biker. Doch einige Verkehrssünden müssen auch am Samstag geahndet werden. 34 Verkehrsordnungswidrigkeiten wurden festgestellt, darunter sind zehn Geschwindigkeitsverstöße.
Krass sei der Zustand der Reifen eines Bikers gewesen. „Profil? Nein, da kamen schon die Karkassen durch“, stellt Kommissar Fabich fest. Es gibt ein Bußgeld und die Fahrt ist zu Ende. Eine andere Beamtin greift zur Kamera, um Veränderungen an einer Maschine zu dokumentieren, die so nicht in den Fahrzeugdokumenten verzeichnet sind. „Dadurch erlosch in sieben Fällen die Betriebserlaubnis. Fünf Fahrern untersagten wir wegen der gravierenden Mängel die Weiterfahrt.“
Ein sattes Röhren klingt wenig später über die Harzwälder. Kein Hirsch, es ist ein manipulierter Endschalldämpfer, wie die Polizisten schon von Ferne fachkundig erkennen und den Biker gleich auf den Kontrollpunkt lotsen. „Das sind beliebte Veränderungen“, weiß Sebastian Fabich.
Auch Beleuchtung und Anbauteilen werden kontrolliert
Dazu kommen Basteleien an der Beleuchtung, Anbauteile, die nicht in den Papieren stehen, das Verbiegen der Kennzeichen, aber auch Biker, die unter Verdacht geraten, Probleme mit der Fahrtüchtigkeit zu haben.
Aber bei den 114 am Samstag kontrollierten Bikern und deren Maschinen erntet so manches Gefährt durchaus einen anerkennenden Blick, weil eben auch Polizeibeamte wissen, wie viel Liebe die Besitzer in ihre Technik stecken. „Darum stehen wir hier, um dafür zu sorgen, dass die Biker auch in den kommenden Jahren noch sicher über den Harz fahren“, bilanziert Polizeikommissar Sebastian Fabich. (mz)
